Kapitel 43 - Coles Vater

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Die kurze Heimfahrt war der reinste Horror. Ich begann zu schwitzen, mir wurde schlecht und meine Hände zitterten nur so. Ich musste die Tränen wirklich zurückhalten, der Kloß in meinem Hals wuchs von Minute zu Minute und ich hatte ein flaues Gefühl im Magen.

Als ich das Haus betrat, traute ich meinen Augen nicht. Rachel stand in der Küche und umarmte Cole. Er hatte seinen Kopf in ihren Haaren vergraben und stand mit dem Rücken zu mir. Sie lächelte mich traurig an und deutete mir mit dem Kopf, zu ihnen zu kommen. Irgendetwas musste passiert sein, sonst hätte es zwischen den beiden nie so eine Situation gegeben.

Ich ging langsam auf die beiden zu, erwartete, dass Cole wegging, doch er blieb stehen und umarmte seine Mum weiter. „Mein Ex-Mann... er hat anscheinend ein Doppelleben geführt. Er hat mit Drogen gedealt und... er war die letzten Jahre auf der Flucht und..." begann Rachel, als ich sie stoppte. „Ich weiß." Murmelte ich, Cole hatte mir ja davon erzählt. Aber es war mir neu, dass Rachel es wusste.

„Du hast es ihr erzählt, aber mir nicht?!" sie stieß Cole empört weg und sah ihn fassungslos an. Erst jetzt sah ich seine angeschwollenen Augen und es war das erste Mal, dass ich ihn so sah. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen und festgehalten, wenn Cole einmal wirklich weinte, musste es etwas wirklich Schlimmes sein.

„Mum." Bat er mit heiserer Stimme und würdigte mich keines Blickes. Er sah einfach auf den Boden und richtete sich die Haare. Mein Herz tat weh bei diesem Anblick, er hatte wirklich geweint. Ich musste wissen, was passiert war.

„Was ist passiert?" fragte ich gehetzt und sah Rachel zwingend an. „Er ist verhaftet worden. Er hat vorhin aus dem Gefängnis angerufen und... er will Cole sehen. Nach drei Jahren will er ihn sehen, im Gefängnis. Dieser Mann ist..." sie wollte weitersprechen, aber ich nahm sie einfach in den Arm.

„Er hat sich drei Jahre nicht bei seinem Sohn gemeldet und dann will er ihn auf einmal sehen, er muss ins Gefängnis fahren um seinen Vater zu sehen. Nie hat er sich gemeldet, nicht mal angerufen hat er..." sie brach in Tränen aus.

Ich sah kurz zu Cole und sein Blick traf mich. Er hatte ihr anscheinend nicht von den monatlichen Anrufen erzählt, nur, dass er von dem Doppelleben wusste. Er schüttelte panisch den Kopf, da er anscheinend Angst hatte, ich würde ihr etwas von den Anrufen erzählen. Als ich ihm ein trauriges Lächeln schenkte, sah er wieder zu Boden.

Rachel weinte noch ein paar Minuten an meiner Schulter und machte Coles Vater Vorwürfe. Irgendwann verließ Cole dann die Küche und lief in sein Zimmer. Doch ich sah, wie die Tränen wieder hochkamen, verständlich.

Er hatte seinen Vater drei Jahre nicht gesehen und nun konnte er ihn durch Gitterstäbe besuchen. Es tat mir weh, ihn so zu sehen und noch mehr weh tat es, zu wissen, dass es nichts gab, was ich tun konnte.

„Kümmere dich um ihn, bitte. Er braucht dich." Flüsterte Rachel und löste sich von mir. Ich nickte schnell und lief hoch in den ersten Stock. Ich klopfte erst gar nicht, sondern öffnete einfach die Tür und steckte meinen Kopf durch den Türspalt.

„Verschwinde." Murmelte er und zog sich die Decke über den Kopf, denn er lag im Bett. Ich sah klar, dass er weinte und ein Stich traf meinen Magen.

Ich schloss die Tür hinter mir und ging zu seinem Bett. „Ich hab gesagt, du sollst verschwinden, hast du mich nicht gehört?! Verstehst du nicht, dass nicht immer jeder deine beschissene Hilfe braucht?!" fuhr er mich an und ich ging einen Schritt zurück.

Doch so leicht ließ ich mich nicht abwimmeln. „Sag was du willst, ich bin genau da, wo ich sein sollte und da bleibe ich auch, egal was du sagst. Du brauchst mich jetzt und ich bin erwachsen genug um alles was passiert ist zur Seite zu schieben und bei dir zu sein. Als deine Stiefschwester, klar?!" schnappte ich zurück.

Call me BabeOnde as histórias ganham vida. Descobre agora