Kapitel 34 - Der Deal

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Pünktlich um 19:30 Uhr ging ich aus dem Haus und stieg zwei Straßen weiter in Masons Auto ein, er hatte so weit weg geparkt, damit Cole ihn nicht sah.

Wir fuhren an den Hafen, wo wir Chris und die anderen unter einer Brücke trafen.

„Überpünktlich, das gibt einen Pluspunkt." Meinte Chris anerkennend zu mir. „Hättest du Anderes erwartet?" fragte ich provokant und zog die Augenbraue hoch. Er sah mich an, suchte eine Antwort, doch dann entschloss er es lieber sein zu lassen und wendete sich an uns alle.

„Wir gehen vor wie gehabt. Mason, du nimmst unser Prinzesschen mit und zeigst ihr, was sie zu tun hat. Wenn sie sich gut macht, kann sie es heute schon versuchen." Meinte er kalt und die anderen nickten.

Mason und ich hatten unseren Platz unter der Brücke, vor den Containerschiffen. Wir standen dort und fast im Minutentakt kamen Kunden, die Mason kleine Säckchen mit verschiedenfarbigen Pillen abkauften.

Das war echt eine Menge Geld, um die es da ging, er bekam fast nur Hundert-Dollarscheine zugesteckt. „Wir haben Fixpreise, je nach der Menge und Härte der Droge. Das sind alles Stammkunden, sie wissen die Preise also." Flüsterte Mason mir zu, als ein Mann mit weißem Bart kam, um die fünfzig.

„Habt ihr eine Neue?" fragte er leise, mit dem Kopf auf mich zeigend. „Ja, sie wird eingelernt." Antwortete Mason knapp und händigte ihm ein Säckchen mit fünf gelben Pillen aus. Der Mann steckte ihm einen Dreihundert-Dollarschein zu und starrte mich die ganze Zeit an.

„Wir sehen uns." Meinte er dann, eher an mich als an Mason gewandt und verschwand wieder in der Dunkelheit.

„Er ist einer der ältesten Kunden. Ein ehemaliger Bulle. Heute lebt er im Assi-Viertel und zahlt sich sein Leben durch Banküberfällte." Murmelte Mason mir zu. Ich nickte nur schwach, da mir kalt wurde. Ich roch Coles Geruch über seine Jacke und fühlte mich sofort wie zu Hause.

„Jetzt probier du mal, ich bleib neben dir, falls was passiert." Meinte Mason dann und drückte mir ein Säckchen voller gelber Pillen in die Hand. Ich sprach mir selbst Mut zu und schon kam der nächste Kunde.

„Drei bitte." Murmelte er leise. Es war ein schlanker, großer, blonder Typ, der nicht wirklich gesund aussah, er war kreideblass und konnte sich nicht mal richtig auf den Beinen halten.

Ich nahm ein Säckchen, in dem sich drei Pillen befanden und drückte sie ihm in die Hand. Er gab mir hundertfünfzig Dollar und verschwand dann ohne ein Wort wieder.

Es war dunkel, man konnte nichts mehr sehen, da die Straßenbeleuchtung nicht bis zum Hafen reichte. Irgendwie hatte ich schon Angst, so ganz ohne Cole und nur mit Mason, dem ich nicht zu hundert Prozent vertraute. Aber ich musste das durchziehen, für Cole.

Ich behielt Cole im Hinterkopf und verkaufte noch einigen Kunden die Pillen, gegen elf Uhr meinte Mason dann, das reiche für heute. Er nahm meine Hand und führte mich zurück zu dem Treffpunkt, wo schon Chris und die anderen warteten.

Sie alle gaben Chris das verdiente Geld und den nicht verkauften Stoff zurück und so auch ich. Als ich an der Reihe war, zählte Chris zuerst das Geld, dann sah er mich überrascht an. „fünfzehn Hundert Dollar, nicht schlecht für den Anfang." Ich zuckte die Schultern, wie wenn es selbstverständlich wäre.

„Hast du was anderes erwartet? Ich hab gesagt, mir kaufen die Leute alles ab." Sagte ich selbstsicher und sah ihn kalt an. Chris' Blick ruhte noch eine Weile auf mir und er schien, nachzudenken. „Du bist gut." Meinte er, legte den Kopf schief und sah mich weiter an.

„Du gefällst mir. Temperamentvoll, mutig. Du passt in mein Team. Bist du dabei?" fragte er dann und kam mir dabei immer näher. Er streckte die Hand aus, damit ich einschlagen konnte. Jetzt war der richtige Moment.

„Unter einer Bedingung." Meinte ich mit fester Stimme. Chris' Augenbraue wanderte fragend nach oben, seine Hand hielt er jedoch weiterhin zum Einschlagen bereit.

„Du lässt die Jungs in Ruhe. Cole will ich selber erledigen und die anderen sind meine Freunde." Ich sah ihn todernst an. Chris stöhnte genervt und zog seine Hand zurück. „Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen, Prinzesschen." Meinte er schnippisch.

„Willst du mich dabei haben oder nicht?" schoss ich zurück. Er atmete tief ein, sah zu seinen Jungs und dann wieder zu mir. „Deal." Er hielt wieder die Hand hin und bevor ich einschlug, musste ich noch sicher gehen, dass wir uns verstanden.

„Du tust nichts mehr was einem von ihnen schaden könnte. Cole mache ich fertig, glaub mir, ich weiß besser als du, was ihn zerstören kann. Lass mich das machen. Du rührst keinen Finger mehr, gegen keinen der Jungs. Verstanden?" ich musste so mit ihm reden, anders verstand er es ja nicht.

„Einverstanden." Ich schlug ein, er drückte meine Hand und sah mir in die Augen, dann kam ein wahres Lächeln über seine Lippen.

Mason brachte mich nach Hause und meinte, ich wäre echt gut gewesen. „Es trauen sich nicht viele, Chris zu zeigen, wo's lang geht und du... du hast keine Angst vor ihm, das macht dich besonders." Meinte er, als er zwei Straßen vor unserem Haus stehen blieb. Ich lächelte.

„Danke. Dass du mir hilfst und keinem von meinem Plan erzählst, das rechne ich dir hoch an." Meinte ich und sah ihn lächelnd an. „Ist doch selbstverständlich, Chris muss endlich verhaftet werden, er hat zu viele Menschen verletzt."

Als ich gegen Mitternacht mein Zimmer betrat, saß Cole aufrecht im Bett. „Wo warst du?!" fragte er in einem Tonfall, der ziemlich harsch klang. Scheiße, ich hatte keine Notlüge. Man blieb nicht bis Mitternacht im Einkaufzentrum, schon klar.

„Ich hab Nick gesagt, dass ich mit dem Bus nach Hause fahre, damit er nicht den weiten Umweg nehmen musste, um nicht nach Hause zu bringen. Aber den Bus hab ich verpasst und so musste ich zu Fuß gehen." Log ich schnell und sprach betont ruhig, da Cole meistens bemerkte wenn ich log, weil ich dann schneller sprach als normal.

„Warum hast du mich nicht angerufen?" fragte er. „Ich hab mein Handy zu Hause vergessen." Antwortete ich prompt. Er sah mich prüfend an. „Was, wenn Chris und seine Leute dich gesehen hätten? Wir haben ausgemacht, dass du nirgends alleine hingehst. Wieso hat Nick dich überhaupt mit dem Bus fahren lassen, er hat mir versprochen, dass..." ich unterbrach seinen Redeschwall.

„Cole" meine Stimme war ein bisschen genervt, ein bisschen amüsiert. Ich zog die Jacke aus, legte sie auf den Sessel und krabbelte dann aufs Bett. Ich beugte mich über Cole, der nun am Rücken lag und kam seinen Lippen immer näher.

Call me BabeWhere stories live. Discover now