Kapitel 60 - Versöhnung

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Die Zeit schien stehen geblieben zu sein, schon über eine Woche hatte ich seine Lippen nicht mehr gespürt. Es waren bestimmt nur um die zehn Sekunden, bis ich mich von ihm löste, aber es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit und in meinem Magen explodierten Feuerwerke.

Sobald ich mich gelöst hatte, suchte Cole nach meinen Handgelenken und zog mich wieder zu sich, doch ich entriss sie ihm und setzte mich zurück auf meinen Platz, sonst wäre das in eine falsche Richtung gegangen, rumzumachen hätte uns in unserer Situation nur noch mehr verwirrt. 

„Sei einfach still." Meinte ich dann ein wenig verlegen und er atmete tief ein und aus. Er lehnte sich um Sitz zurück und rieb seine Hände aneinander. Nick sah mich im Rückspiegel schockiert an und ich machte mich so klein wie möglich, ich wusste ja, dass es falsch war, da wir nun beide nur noch mehr verwirrt waren, aber ich musste ihn doch irgendwie zum Schweigen bringen.

Kurze Zeit später kamen wir auch schon bei der Location an. Ich zog Cole wieder am Arm nach draußen, er war jetzt leise. Nach dem Kuss war kein Wort mehr gefallen und ich wollte es auch dabei belassen, da es mir unangenehm war.

Nick nickte mir zu, als Zeichen, dass es Mitternacht war. Also führte ich Cole zur Tür, nahm ihm die Augenbinde ab und öffnete die Tür. „Happy Birthday!" schrien die Gäste im Chor. Cole war im ersten Moment ein wenig überfordert, dann grinste er breit. Es waren bestimmt um die hundert Gäste da und alle strahlten sie ihn an.

„Danke!" rief er ins Haus und Musik wurde eingeschaltet. „War das deine Idee?" fragte er und schaute auf mich herab. „Die Gang hat das organisiert." Lächelte ich und im ersten Moment fiel Coles Gesicht zusammen, dann nickte er verstehend und zwang sich ein Lächeln auf. Nick huschte an uns vorbei ins Haus, Cole blieb aber stehen.

„Was?" fragte ich nervös, ich hatte Angst, dass er zurück nach Hause gehen wollte. „Ich hab ihnen Unrecht getan, oder?" er sah genau in meine Augen. Als ich bedauernd nickte, betrat er das Haus und kämpfte sich durch die Menge an Cheerleadern, die ihm gratulieren wollten, zu den anderen. Sie standen alle im Halbkreis und grinsten ihn an.

„Alles Gute, man." Meinte Nick und dann Alex, die ihn mit einem Handschlag begrüßten. Tony war eher der emotionale von uns und so umarmte er Cole kurz. Adam grinste ihn an und wünschte ihm mit einem Schulterklopfen alles Gute.

Als Cole zu Tammy kam, lächelte sie ihn beinahe schüchtern an und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Cole zog sie kurzerhand in eine enge Umarmung und ich musste mich an dem Tisch hinter mir festkrallen, um die beiden nicht auseinanderzuzerren.

„Es tut mir echt leid, Leute." Meinte Cole dann, als sie sich wieder gelöst hatten. Ich blieb ein paar Meter von ihnen weg, da ich das Gefühl hatte, es wäre eine Sache zwischen den sechsen und ich war schließlich irgendwie der Grund gewesen, dass sie sich gestritten hatten, also war ich fehl am Platz.

Ich holte mir ein Getränk und stellte mich an die Bar, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter bemerkte. Ich drehte mich um und sah Nick, der gleich den Arm um meine Schultern legte und mich zu den anderen zog. „Du gehörst genauso zu uns, klar?" murmelte er und drückte mich an sich. Cole biss das Gebiss zusammen, doch als Nick mich so in den Kreis schob, dass ich direkt neben Cole stand, entspannte er sich wieder und legte ebenfalls den Arm locker um meine Schultern.

„Zeit für Geschenke!" verkündete Alex da und holte hinter seinem Rücken das riesen Kuvert hervor. Er legte es Cole in die Hand und erklärte: „Von uns und euren Eltern." Cole sah uns überrascht an, er hatte kein Geschenk erwartet. Er nahm seinen Arm von meinen Schultern und öffnete das Kuvert. Schnell las er den Zettel durch und strahlte dann über das ganze Gesicht.

„Danke, Leute. Wirklich, das wäre nicht nötig gewesen!" grinste er und ging in der Reihe durch, um jeden zu umarmen. Bei Tammy schaute ich einfach weg, sie war mit Adam zusammen, was war denn nur mit mir los?!

Als Cole Nick neben mir umarmte, flüsterte er noch „Sorry wegen Freitag, man. Du weißt wie ich bin, wenn..." Nick unterbrach ihn. „Wenn es um Leute geht, die du liebst. Schon klar." Grinste er breit und schlug ihm auf den Rücken. Schmetterlinge flogen in meinem Bauch rum, als Cole nickte, denn Nick meinte mich und irgendwie bedeutete das, dass Cole mich immer noch liebte.

Er kam mit einem breiten Grinsen zu mir und ich war erst unschlüssig, ob ich ihn überhaupt umarmen sollte, nach dem Kuss vorhin war es mir ein wenig unangenehm. Er jedoch zog mich an sich und umarmte mich fest. „Danke, Babe." Flüsterte er nur für mich hörbar. Um mich war es geschehen. Seit über einer Woche hatte er mich wieder Babe genannt und ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen.

Mein Herz klopfte und ich hatte Angst, dass es rausspringen würde. Die anderen beachteten uns gar nicht und so drückte Cole mich nochmal an sich, atmete mein Parfum tief ein und flüsterte „Das alles tut mir leid. Wirklich."

Die Party ging bis drei Uhr morgens, Cole war schon ziemlich betrunken und lachte über alles. Ein paar Cheerleader hatten ihn dumm angemacht und trotz seiner Alkoholisierung sagte er ihnen, sie sollen verschwinden, was mich unglaublich glücklich machte.

Die meisten Gäste waren schon gegangen und Nick hatte sich bereit erklärt, uns alle nach Hause zu bringen, da er noch nüchtern war. Tammy und Adam waren unauffindbar, sie machten wahrscheinlich in irgendeiner Ecke rum.

Cole stand noch mit ein paar Cheerleadern rum und unterhielt sich mit ihnen. Ein ständiges Stechen machte sich breit, doch ich wusste, dass er mich liebte, auch wenn wir nicht zusammen waren.

„Cole, wir gehen." Lächelte ich und er drehte sich zu mir um. „Ja, Cole, deine persönliche Schlampe ruft, lauf schnell zu ihr!" lacht eine Blondine mit viel zu kurzem Rock und offensichtlich aufgespritzten Brüsten. Cole biss das Gebiss zusammen und seine Hände ballten sich zu Fäusten, ich jedoch ignorierte die Bemerkung und zog ihn am Arm mit zu Nick und den anderen.

Cole bedankte sich lallend nochmal bei allen und dann fuhren wir auch schon zu fünft in Nicks Wagen nach Hause. „Wir sehen uns Montag!" verabschiedete ich mich, da wir am nächsten Tag allesamt freibekommen hatten.

Cole konnte nicht mehr gerade gehen, was mich normalerweise auf die Palme gebracht hätte, doch es war sein Geburtstag und so sagte ich nichts, sondern nahm seinen Arm und legte ihn um meine Schultern, um ihn zu stützen.

Ich zog ihm die Schuhe, Hose und das Shirt aus, wobei er lachte wie ein kleines Kind. Er war wirklich nervig, wenn er betrunken war. Da sein Atem nach puren Whiskey roch, schleppte ich ihn auch noch ins Bad, setzte ihn auf den Badewannenrand und putzte ihm die Zähne.

„Willst du mich nicht noch abduschen?" lallte er lachend und ich verdrehte die Augen. Ich zerrte ihn wieder in sein Zimmer zurück und legte ihn ins Bett. Er schloss sofort die Augen, ich deckte ihn noch zu, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und flüsterte: „Happy Birthday." Dann ging ich zur Tür, drückte die Klinke runter und wollte gehen, doch etwas hielt mich auf.

„Bleib." Flüsterte Cole mit einer nüchternen Stimme. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen, ich wollte nichts mehr, als mich zu ihm zu legen und in seinem Arm zu schlafen. Seinen Atem in meinem Genick zu spüren und die Wärme, die von ihm ausging. Die Sicherheit in seinen Armen, wie wenn alles okay wäre.

Und doch tat ich, als hätte ich ihn nicht gehört, schloss die Tür hinter mir und ging in mein Zimmer.

Denn ich wusste, dass es die falsche Entscheidung gewesen wäre. Der Kuss im Auto hatte mich für den heutigen Tag genug verwirrt, das Nicken, als Nick andeutete, dass Cole mich liebte und das ‚Babe', als er sich bedankt hatte.

Außerdem grübelte ich immer noch darüber, was ihn heute Mittag so gestresst hatte, dass ich ihn beruhigen musste, er hatte eindeutig Scheiße gebaut. Doch für den heutigen Abend ließ ich es gut sein.

Klar, wir verhielten uns nicht viel anders, wie als wir zusammen waren, aber es war ein anderes Gefühl. Ich konnte ihn nicht einfach zu mir ziehen und ihn küssen. Ich konnte nicht einfach neben ihm schlafen oder seine Hand nehmen. Es war ein Gefühl, als wäre er meilenweit entfernt, obwohl er direkt neben mir saß.

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