Kapitel 51 - Der Tag danach

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Nach einigen Minuten in denen wir beide geheult hatten, er meine Handgelenke auf der Höhe seiner Brust gehalten hatte und ich meinen Kopf auf seine Brust gestützt hatte, ging er. Er stieg in sein Auto und fuhr weg. Keine Ahnung wohin, er fuhr einfach.

Tammy und die anderen kamen herausgestürmt und zogen mich in eine Gruppenumarmung, während ich meinen Tränen freien Lauf ließ. Ich konnte Cole weder aufhalten noch umstimmen und das wusste ich.

„Wir alle waren anfangs dagegen, aber wir wissen, dass ihr zusammengehört und wir wissen auch, dass immer das zusammenkommt, was zusammengehört. Also warte einfach ab, er muss wahrscheinlich selber erst mal mit allem klarkommen, was in seinem Leben gerade passiert, und dann werdet ihr wieder zusammenkommen, das ist ganz klar." Meinte Tony, der normalerweise selten weise Sprüche von sich gab.

Ich konnte nicht antworten, meine Stimme war wie verschluckt. „Ich schlafe heute bei dir, Bitch. Wir sind alle für dich da, das weißt du, oder?" Tammy nahm mich nochmal in den Arm und ich nickte.

Ich bedankte mich nochmal bei den anderen und dann fuhr Tammy mich nach Hause. „Es ist wirklich lieb von dir, aber ich würde echt lieber alleine sein. Wir sehen uns morgen!" lehnte ich ihr Angebot von zuvor ab und sie meinte, ich könnte sie jederzeit anrufen. Dann umarmte ich sie noch lange und stieg aus dem Auto.

Ich sperrte die Haustür auf und hoffte inständig, keinen in der Küche anzutreffen. Als ich meine Schuhe und Jacke auszog, hörte ich jedoch schon durcheinander sprechende Stimmen. Es war erst 22 Uhr, natürlich waren die anderen noch wach.

Ich kam in die Küche und es wurde von der einen Sekunde auf die andere mucksmäuschenstill. Doch das war nicht, was mich erschreckte. Cole saß neben Rachel und hatte seinen Kopf in ihren Haaren vergraben, während sie ihm beruhigend über den Rücken strich. Das letzte Mal als es so eine intime Situation zwischen den beiden gegeben hatte, war als sein Dad angerufen hatte.

„Setz dich zu uns." Meinte Dad und winkte mich zu den vieren. Cole sah auf und seine Augen waren rot angeschwollen, er hatte wohl die ganze Zeit über geweint. Aber doch nicht wegen mir... oder? Ich sah womöglich noch schlimmer aus, doch das war mir ziemlich egal.

„Ich geh lieber..." weiter kam ich nicht, denn Cole fiel mir ins Wort. „Ist schon okay." Meinte er und versuchte, mich anzulächeln. Es war komisch – er weinte und ich weinte, wir weinten wegen einander und saßen dann doch am selben Tisch.

Ich war mir sicher, dass er es ihnen erzählt hatte, also beschloss ich, einfach zu sehen, wie er sich verhielt und setzte mich auf den Sessel neben Ali, die mich sofort in die Arme schloss. „Es tut mir so leid, er ist das größte Arschloch." Flüsterte sie, jedoch trotzdem noch für den ganzen Tisch hörbar.

Cole schoss ihr nicht wie erwartet einen Blick zu, sondern reagierte erst gar nicht, Dad und Rachel nickten jedoch. Ich hätte nie schlecht über ihn gesprochen, nicht nach allem. „Hör auf." Meinte ich und strich ihr über die Haare. Ich schluckte meine Tränen runter, ich war zu stolz um jetzt vor ihm zu weinen.

Als nach fünf Minuten keiner ein Wort gesagt hatte, Cole und ich auf den Tisch starrten und die anderen unangenehm auf ihren Sesseln herumrutschten, entschied ich in mein Zimmer zu gehen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, schließlich waren wir nur mehr Stiefgeschwister und ich war nicht sicher, wie wir uns jetzt gegenüber einander verhielten.

Die Nacht war hart, ich konnte nur wenige Stunden schlafen. Es war leichter als die letzten Male, als Cole Schluss gemacht hatte, ich wusste zwar, dass es diesmal wirklich ernst war, aber trotzdem würden wir diesmal miteinander reden können und normal wie Geschwister miteinander umgehen.

Dieses leere Gefühl in mir ging nicht weg, egal wie oft ich versuchte, meine Gedanken zu ändern. Ich dachte ständig nur an unsere ganzen Erlebnisse, es waren zwar nur knapp vier Monate, aber trotzdem war so viel passiert, dass wir das beide nie wieder vergessen würden können. Und ihn jeden Tag bei mir zu haben und im gleichen Moment zu wissen, dass er nie wieder mir gehören würde, tat noch viel mehr weh als ich mir vorgestellt hatte.

Call me BabeWhere stories live. Discover now