Kapitel 40

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Ich lag nach wie vor in meinem Bett. Irgendwann erlosch mein Traum und ich wachte auf, jedoch waren meine Augen noch geschlossen.

Wie spät ist es? Und ist es so früh, dass mein Wecker noch gar nicht gerasselt hatte?

Ich streckte mich und gähnte mich einige Male. Dann öffnete ich meine Augen.
Shit... Was is, wenn ich jetzt verpennt habe?!
Ich sah zu erst nur auf eine Wand, doch dann drehte ich mich zum Wecker.
Als ich die Urzeit sah, war ich um einiges erleichtert. Es war gerade mal 5:45Uhr. Da ich sowieso in einer viertel Stunde aufstehen würde, stellte ich den Wecker mit einer schwachen Armbewegung aus. Meine Augen waren noch überhaupt nicht wach, aber ich wusste, dass sie es spätestens nach 'ner Dusche sein werden. Also rappelte ich mich auf und streckte mich ausgiebig. Ich beschloss, dass ich heute perfekt mitarbeiten  und nichts falsch, dafür alles geordnet machen wollte. Ich hatte gute Laune und war bisher noch von nichts genervt. Das waren die perfekten Anzeichen für einen sehr angenehmen Schultag. Ich machte mir einen Plan aus.

Zuerst geh ich mich duschen, dann anziehen, Zähne putzen, Ranzen packen, Frühstück machen.

Also erledigte ich diese Dinge in Rekordzeit. Als ich fertig war, hing ich in Maurizios Zimmer. Sein Wecker hatte noch nicht geklingelt, weshalb ich ihn aufwecken wollte. Ich stellte mich an sein Bett und musste lächeln. Es sah so süß aus, wie er mit seiner Decke nur halb zugedeckt da lag. Ich legte meine Hand an seinen Rücken und rüttelte ein wenig an ihm.
Er gab einen müden Laut von sich. Plötzlich ertönte das Klingeln seines Weckers. Ich erschrak.

Ich:"Alter!"

Maurizio:"Haste davon, wenn de mich wecken willst! Ha!"

Ich:"Okay! Jetzt steh auf!"

Da er noch etwas Zeit brauchte, ging ich aus seinem Zimmer und nahm mein Handy aus meiner Hosentasche und checkte Twitter, Instagram, Snapchat und WhatsApp.
Irgendwann war ich fertig und schaute auf die Uhr.
Es war 6:32Uhr. Den Rest der Zeit verbrachte ich damit, Maurizio im Bad zu ärgern.
7:15Uhr waren wir dann bereit zum losgehen. Wir standen gerade draußen vor der Haustür. Jedoch hatte Maurizio etwas anderes vor;

Maurizio:"Ich... Kann heute nicht mit dir gehen... Ich wollte Anne mitnehmen..."

Ich:"Da brauchst du mich ja nicht. Bis dann!"

Maurizio war sichtlich verwundert darüber, dass ich so reagierte. Aber es war auch für mich vorteilhaft alleine zu gehen, den dann hätte ich wenigstens mal eine viertel Stunde meine Ruhe. Also ging ich die Treppe runter und die Einfahrt raus. Ich steckte mir meine Kopfhöhrer in die Ohren und machte ein Lied an.
Es ertönte das Lied 'You wont let go' von James Arthur.
Ich packte mein Handy ein und lief los.
(Lied anmachen)

Die erste Straße hoch sah ich zwei Vögel miteinander Fliegen. Sie machten schnelle, aber geschmeidige Bewegungen in der Luft. Es sah wie ein Balztanz aus, als ob sie wie Feen durch die Lüfte schwebten. Dann verschwanden sie gemeinsam in einem Dachgiebel. Ich kahm auf der Bundesstraße an. Die Autos rasten an mir vorbei, doch die Töne der Musik waren stärker. Meine Schritte wurden gleichmäßig. Ich schaute mich um und sah hinter einem Hügel die Sonne aufgehen. Sie warf einen Schatten von einem Baum auf ein riesiges Feld. Ich musste lächeln. Auf diesem Feld hatte ich meinen ersten Drachen fliegen lassen.
Ich kahm bei einer Kreuzung an. Die Straßen waren hier leer. Mitten auf der Straße blieb ich stehen und realisierte den Text. Meine Nase kribbelte, meine Augen taten weh, mein Blick verschwomm. Ich musste weinen. Vor Freude. Alles war im Moment so perfekt und so, wie ich es mir schon immer gewünscht hatte. Ich war so glücklich. Und ich hatte es nie bemerkt. An allem, wo ich hin schaute, hingen Erinnerungen. An dem Supermarkt um die Ecke, an dem Fluss, der quer durch Schneeberg führte und vor allem an dieser einen Straße, die uns im Sommer zum Eismann und im Winter zum Weihnachtsmarkt führte. Ich bemerkte, dass alle meine Wünsche erfüllt waren. Alle. Seit Tim hatte sich mein Leben vervollständigt. Meine Depressionnen waren einfach nicht mehr da. Ich liebfe ihn. Mehr als alles, was ich besaß. Er hatte es immer geschafft mich aufzumuntern. Immer. Ich war ihm so dankbar. Und ich hatte für ihn noch nie etwas gemacht. Ich fühlte mich schlecht, hatte ein schlechtes Gewissen. Entschlossen und trotzdem glücklich ging ich weiter in Richtung Schule. Ich atmete die warme Luft tief ein. Sie zog durch meinen Körper. Es fühlte sich so an, als währen der Sauerstoff, den ich einatmete, schöne und das Kohlenstoffdioxid, das ich ausatmete, schlechte Gedanken. Ich fühlte mich frei. Frei von meinen 'Befehligern', frei von der Meinung anderer, die mich nur noch mehr verwirrten. Ich fühlte mich das erste Mal sicher in meiner Welt. In meiner eigenen Welt, mit meinen eigenen Gedanken, Gefühlen und Entscheidungen. Ich hatte die zweite Chance für ein neues Leben und nutzte sie auch aus. Ich war stolz auf das, was ich mir aufgebaut hatte. Es stand so sicher, dass niemand es mehr umschubsen konnte. Ich war stolz auf mich selber. Ich hatte mein leben wiedergefunden. Ich hatte mich wiedergefunden. Ich wollte, dass es so bleibt. Für immer. Glücklich sein war so einfach. Zu einfach. Ich hatte es mir schon immer zu schwer gemacht. Ich hatte alles zu verkrampft gesehen. Ich hatte die falsche Einstellung. Und jetzt? Jetzt war alles richtig. Mehr als das. Alles war perfekt.

Ff Herr Bergmann|Mehr als nur ein Lieblinglehrer? Where stories live. Discover now