Kapitel 16

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...da lagen sie...
Meinen beiden Omas.
Angestepselt an viele Geräte und verbunden mit vielen Schläuchen lagen sie regungslos auf ihren Betten.
Ich stand noch immer im Türrahmen und starrte sie an, als ich eine Hand an meinem Rücken fühlte, die mich sanft in den Raum schob.
Mit langsamen Schritten schlich ich an den Betten vorbei.
Ich ging an das Bett meiner Ur-ur-Oma.
Sie war schon 96 Jahre alt. Das ist nicht als Beleidigung gemeint, jedoch hatte sie schon ziemlich viele Falten.

Ihr Lächeln erinnerte mich jedes einzelne Mal an die Zeit, in der ich und Maurizio immer nach dem Kindergarten und später auch nach der Schule zusammen bei ihr in der Neubausiedlung waren. Jeden Nachmittag verbrachten wir mit ihr und meinem Ur-ur-Opa. Meistens gingen wir auf den Spielplatz neben der Siedlung.
Zu Weihnachten war ihre Wohnung prachtvoll geschmückt. Überall standen Räucherkerzen und Schwippbögen- so, wie es sich fürs' Erzgebirge gehört.
In jedem Fenster stand Weihnachtsschmuck. Deshalb war ich in dieser Zeit einfach am liebsten bei ihnen.... Allgemein in Sachsen.

Diese Zeit endete , als ich in die dritte Klasse kahm.
Wir zogen um und....

NEIN! Ich habe ein vollendetes Leben. Ich bin in Sachsen und werde dieses verdammte Kaff Walsburg nie wieder sehen müssen. Nie wieder!

In meinen Gedanken bemerkte ich garnicht, dass ich weinte.
Tim hörte mich und kam zu mir rüber. Er schloss seine Arme von hinten um mich.
"Shhhh... Alles ist in bester Ordnung... Sie schafft das."
Sein Kopf lies sich auf meiner Schulter nieder. Ich konnte seinen Herzschlag spüren. Er war langsam und regelmäßig. Er beruhigte mich.

Dann hörte ich Maurizio. Er gab einen leisen schlurzer von sich.
Bergmann und ich drehten uns zu ihm. Er hockte mit zusammengepressten Augen vor dem Bett seiner Mutter. Seine Hände lagen ineinander verankert auf dem Bett.
Wir gingen zu ihm.

Ich hockte mich neben ihn ans Bett.
"Sie schafft das. Das Schicksal ist grausam, aber nicht spöttisch.", sagte ich mit einer schlurzenden und zitternden Stimme.

Er sänkte seinen Kopf. "Hast ja recht... Kommt.... Wir gehen weiter.", brachte er stockend von seinen Lippen. Seine Stimme war qualvoll und kratzig.
Ich stand auf und reichte ihm meine Hand. Er schaute zu mir hoch und legte dann seine in meine. Ich zog ihn hoch.
Er strich mit seiner Hand über seine Augen. Sie waren rot und etwas angeschwollen.
Mit wackelnden Schritten liefen wir aus dem Raum.
Tim schloss die Tür hinter uns.

Ff Herr Bergmann|Mehr als nur ein Lieblinglehrer? Où les histoires vivent. Découvrez maintenant