Kapitel 11

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Ich wachte mal wieder in meinem eingerichteten Dachbodenzimmer vom Gerassel meines Weckers auf.

Verschlafen rieb ich meine Augen. Ich betrachtete mich im Spiegel über der Lehne meines Sofabettes. Meine Augen waren noch rot vom Weinen, was für mich ein täglicher Anblick geworden war.
Ich ging mich in den Keller ins Bad waschen, duschen und so weiter.
Als ich aus dem Bad kam, löste mich Maurizio auch schon ab.
Ich ging nochmal hoch in mein Zimmer und holte meinen Rucksack.
Unten machte ich mir mein Brot und wartete noch kurz auf Maurizio, stürmte dann mit ihm ins Auto.

An der Schule angekommen ging es auch schon rein. Ich begrüßte meine Klasse und setzte mich auf meinen Platz. Die Mathelehrerin kam in den Raum und machte mit uns die letzten 2 Stunden vor den Sommerferien nichts. Wir durften machen, was wir wollten.
Ich habe einfach nur geschrieben und gezeichnet, natürlich in mein mittlerweile drittes Depri Heft. Die anderen vollen hatte ich zu Hause sicher aufbewahrt, damit meine Oma sie jah nicht finden konnte, wenn sie mal wieder Spontan die Lust bekam, das ganze Haus auf ihre Art und Weise aufzuräumen.
Wie auch schon damals immer, zeichnete ich ein kleines Mädchen mit einem Lumpen-Kleid und längeren, zerzausten Haaren, unterernährt, alleine, wie sie gerade verschiedene Wege von Suizid beging.
Mein Depri Heft war seit Herr Bergmann mir nicht mehr helfen konnte wieder ziemlich voll geworden.

Als die Stunden endlich vorbei waren, ging ich mit meinen Freunden raus auf den Hof.
"Was denkst du hast du in Deutsch?", fragte mich eine meiner Freunde, Nhi, ein dünnes, hübsches und aus einer japanischen Familie stammendes Mädchen.
"Warscheinlich richtig schlecht... Ne drei oder so...", sagte ich etwas bedrückt.
Die ganze Pause lang ging es um unsere Noten.

Ich hoffe mein Zeugnis ist nicht all zu schlecht. Du stellst dich manchmal so selten dämlich an, da kann dein Zeugnis ja nur scheiße werden. Danke dafür, das hilft mir jetzt.

...Ey, hör auf an Tim zu denken. Der hat dich vergessen. Dich kleines, unbedeutendes Häufchen Nichts. Dich will sowieso sehen und bei sich haben. Der is glücklich, wenn er dich hässliches Stück Scheiße nichtmehr bei sich hat...

Irgendwann ging es dann auch rein.

Wir gingen in den zweiten Stock in unser Klassenzimmer und setzten uns hin.

Gespannt wackelte ich wie verrückt mit den Beinen.
Dann kahm auch schon unsere Klassenlehrerin rein. Sie klatschte einen Stapel Blätter mit einem lauten Knall auf den Tisch, erregte so unsere Aufmerksamkeit..
"Dann wollen wir mal!", sagte sie.

Sie bereitete alles vor und fing dann auch schon an. Ich war die Zwölfte.

Dann geschah es:"Zoe!", sagte sie. Ich stand auf und ging zu ihr vor.
"Soooo. Also Zoe. Ich weiß wie schwer der Anfang für dich war. Deine Noten am Anfang waren auch nicht die Besten, aber alle Lehrer, die dich kennenlernen durften, meinten, dass deine sozialen Kompetenzen wirklich erstaunlich sind. Du bist die Lieblingsschülerin fast aller Lehrer. Ich sag nur Frau Stieblitz.", lächelte sie. Ich verrollte die Augen. Diese dumme Furie, die aussieht, als währe sie schon zum dritten Mal aus ihrem Grab gestiegen, brauch ich auch nicht als Kritiker. Sie kann keinen ab und keiner kann sie ab, damit sind alle zufrieden.
"Nach dem Halbjahreszeugnis hast du dich nochmal richtig angestrengt. Das kann man deutlich sehen. Deine Noten sind einwandfrei.... In jedem Fach. Du kannst sehr stolz auf dich sein. Denn du bist dieses Halbjahr die Klassenbeste!", sagte sie am Ende ziemlich laut, damit es alle hörten.

Das musste jetzt aber nicht wirklich sein.

Alle klatschten.

Ff Herr Bergmann|Mehr als nur ein Lieblinglehrer? Where stories live. Discover now