5. Patrone

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Später war ich noch bei Ben wegen der Microchip-Spritze und kurz darauf war Kriesentreffen bei M. Wir sind allerdings auch nicht weitergekommen. Dad musste währenddessen ein Training absolvieren. Gerade trat Tennar aus dem Trainingsraum. Ich ging hinein. Dad sass total fertig und verschwitzt an eine Reckstange gelehnt da und atmete schwer. Anscheinend war er total ausser Form. "Du bist einfach nicht mehr so trainiert!", sagte ich ihm, "Das unterschätzt man nicht? Aber nach 3 Jahren Pause ist das auch zu erwarten!" Er sah beleidigt aus, "Ach, halt die Klappe!", meinte Dad. Ich grinste. Er wusste, dass ich recht hatte, aber sein Stolz konnte nicht zulassen, dass er es zugab. Ich lachte leise auf. "Ich soll dir von Q ausrichten, dass du nachher noch zur Bluabnahme und zur Microchip-Spritze zu ihm kommen musst." Er nickte nur. Ich drehte mich um und ging wieder. Ich sah förmlich, wie er noch mehr zusammensackte, als ich die Tür hinter mir schloss. Ich ging den Gang entlang. "Ellen!", rief er dann plötzlich. Ich drehte mich um und sah ihn abwartend an. "Du musst mir einen Gefallen tun!" Ich hob die Augenbrauen, "Und wie sieht dieser Gefallen aus!?" Er nam meine Hand und ging in Richtung Männerdusche. "Was?!", meinte ich, als er mir ein Messer hinhielt, "Ich werde dir nicht die Kehle durchschneiden! Auch wenn der Muskelkater höllisch werden wird!" "Nein!", verdrehte er die Augen und drückte mir den Griff in die Hand. Er zog sein Oberteil aus. "Du musst mir die Patrone aus der Brust entfernen!", sagte er und zeigte auf die Einschussnarbe auf seiner Brust. "Ich soll dir die Brust aufschneiden!?", meinte ich geschockt, "Ganz sicher nicht!" Ich legte das Messer neben ein Waschbecken. Dad nahm es wieder und drückte es mir energischer in die Hand. "Bitte!", sagte er. Er sah so bettelnd aus. Ich schluckte. "Okay leg dich hin!", gab ich schliesslich nach. Er lächelte dankend. Er entspannte sich und schloss die Augen. Ich ging zögernd zu ihm. Tief atmete ich durch bevor ich langsam in seine Narbe stach. Augenblicklich floss Blut. Dad spannte sich an.

Ich tupfte die Wunde ab."Fertig!", sagte ich, "Geh aber trozdem noch zum Arzt!" "Ja! Mach ich!", sagte er. Ich glaubte ihm aber nicht. Er nam die kleine Plastiktüte mit den Patronensplittern und hielt sie gegens Licht. Ich musterte meine Hände. Ich hatte sie bereits 2 mal gewaschen, aber ich hatte immernoch das Gefühl, es würde Blut an ihnen kleben. "Warum hast du es mir nicht gesagt?", fragte ich ihn dann. "Hmmm?!", sah er mich verwirrt an. Ich spürte die Tränen im den Augen. "Du hast mir nicht gesagt, dass du noch lebst!", schlurchzte ich auf. Er knöpfte den letzten Knopf seines Hemdes zu und kam zu mir, um mich in den Arm zu nehmen. "Ich wollte anrufen!", sagte er, "aber irgendetwas hielt mich davon ab..." "Was?!", fragte ich störrisch, "Etwa die Tatsache, dass die Nachricht von deinem Tot meine Flitterwochen zerstört haben? Dass mein Leben von jetzt auf gleich auf dem Kopf stand? Dass ich dachte, ich hätte meinen Vater nach gerade mal 6 Jahren schon wieder verloren?!", meine Stimme überschlug sich. Er wusst nicht, was er sagen wollte. "Liegt es an Ben? An der Tatsache, dass ich verheiratet bin? Ich hab mein kleines Mädchen verloren, warum also lebendig sein?!"
Er sah betreten aus, "So ähnlich..." "Wie?!", fragte ich sauer. "Ich dachte... Ich würde euch beiden nicht fehlen... Dass ihr auch ohne mich gut zurechtkommt." Ich sah ihn etwas ruhiger an. "Das wird nie passieren!", sagte ich ihm, "Ich hab dich doch lieb, Dad!" Wir umarmten uns. Mein Weinkrampf verebbte und die Trauer machte einer tiefen Ruhe platz. "Ich dich auch Prinzessin!", murmelte er in mein Haar.

Ellen Bond - Tochter von 007Where stories live. Discover now