He really thinks so?

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Jetzt herrscht eine unangenehme Stille im Auto. Mike schien aus irgendeinem Grund wütend. Woran ich das erkannte? Er kralle sich in das Lenkrad, starrte die Straße in Grund und Boden und raste einfach nur über den Asphalt. "Mike?" Ich muss die Stille auflösen. Das kann ja nicht so weiter gehen. Als Antwort zog er nur eine Augenbraue hoch. "Was ist los mit dir? Seit der Beerdigung bist du seltsam drauf." Ich brauche Erklärungen. "Nichts." "Glaub ich dir nicht." "Du willst es wissen? Okay. Du hast uns erzählt, dieser Typ sei dein Exfreund. Jetzt erfahre ich, ich meine wir, dass er immer noch dein Freund ist und nur für ein Jahr weg war. Außerdem erfahren wir das noch von deinem leiblichen Vater! DU sagtest, du kennst ihn nicht mal. Warum bist du dann bitte zu uns gekommen. Und nicht zu ihm gegangen? Ich hätte mir ein paar Menge Probleme ersparen können." Darüber muss ich kurz nachdenken. "Du findest also ich bin ein Problem? Vielleicht, weil die Jungs mich so mögen? Oder weil du seit Tagen keine Bitch mehr nageln konntest? Und zu Dominik. Er ist auch mein Ex. Ich hab vor einem Jahr mit ihm Schluss gemacht, weil er, wie du weißt, mich betrogen hat. Es stimmt, dass er ins Ausland gezogen ist, aber ich wusste ja noch nicht einmal genau wohin. Mich kotzt es genau so an, dass er und mein Vater jetzt hier auf der Matte stehen. Mein Vater auf heile Welt machen will. Und Dominik es geschafft hat, ihm zu erzählen, wir wären immer noch ein Paar, das nur durch ein Auslandsjahr getrennt wurde. Und vor allem...das du diesem Idioten auch noch glaubst." Langsam stieg in mir die Wut. Es musste jetzt einfach mal raus. Mike sah mich verwundert von der Seite an und ging endlich vom Gas. "Sky...Es..." doch ich unterbrach ihn. "NEIN! Lass es einfach! Ich bin gerade echt nicht in der Stimmung mit dir zu diskutieren. Dann hast du noch ein Problem mehr." Damit blickte ich genervt und traurig aus dem Fenster. Die Chance zu reden gab ich ihm gar nicht erst. Wie kann er mir das nur antun. Ich dachte echt er vertraut mir so wie ich ihm inzwischen. Alles was ich wollte war einfach nur vergessen. Vergessen, wie er mich behandelt hat. Was er gesagt und getan hat. Ich vertraue ihm wirklich sehr. Und er? Er hat nicht mal ein Funken Vertrauen für mich übrig. So ein Idiot. Außerdem meinte er, ich sei ein Problem. Warum sagt er das? Und warum...WARUM glaubt er meinem Vater. Dem Mann, den ich selbst vor gerade mal einer halben Stunde kennen gelernt habe. Anderes Thema: Hat dieser Mann wirklich gedacht, ich würde die ganzen Jahre, wo er nie da war, einfach vergessen. Ich würde einfach zu ihm ziehen? Und vor allem mit Dominik zusammen wohnen? Ich bin glücklich so wie es gerade mit der Wohnsituation ist. Ob wohl, man sieht ja, das Mike und ich uns die meiste Zeit in den Haaren haben. Ach ich weiß doch auch nicht...
So in Gedanken vertieft, bemerkte ich nicht mal das wir schon in der Auffahrt standen. Mike mustert mich mit einem Blick, der Besorgnis ausstrahlte. Da war aber noch etwas anderes. Ich kann es nicht definieren. Aber es macht mich unsicher. Schnell schnallte ich mich ab und stieg aus. Ohne nur noch auf ein Wort von Mike zu achten, lief ich Richtung Haus und in mein Zimmer. Dort ließ ich mich in mein Bett fallen und schloss meine Augen. Ich gehe nochmal in Ruhe alle Geschehnisse von heute durch den Kopf. Meine Mum wurde beerdigt. Mein Vater und Dominik sind aufgetaucht. Darauf hin hab ich mich mit Mike gestritten. Wenn man vom Teufel spricht...es klopft an der Tür und ich kann mir vorstellen wer das ist. "J-ja?" meine Stimme klang unsicher. Und tatsächlich trat Mike ein. Ich setzte mich so auf, dass er auch Platz auf meinem Bett findet. Dann war es lange Zeit still. Niemand wusste was er sagen soll. "Es tut mir Leid." platzte irgendwann heraus. Ich zog nur eine Augenbraue in die Höhe. "Es tut mir Leid wie ich dich früher immer behandelt habe. Es tut mir Leid was ich vorhin gesagt habe. Es stimmt, dass es mir am Anfang nicht gefallen hat, dass gerade du hier einziehst. Aber jetzt kenne ich dich besser. Und die bist eigentlich ja voll cool drauf. Es tut mir auch Leid wie ich vorhin reagiert habe. Dass ich gleich ausgeflippt bin und vor allem, dass ich den beiden geglaubt habe. Ich hätte dir vielleicht erst mal zuhören sollen. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie du dich gerade fühlen musst. Ich will es aber verstehen. Also...Wie fühlst du dich? Ich will einfach nicht, dass du dich wegen deinen Gefühlen verschließt. Und bitte... Verzeih mir alles. Wirklich! Du bist mir wichtig geworden. Ich würde alles für dich tun." endet Mike seine kleine Rede. Das was er sagte, bedeutet mir so viel. Er hat sich entschuldigt und interessiert sich für meine Gefühle. Er meinte ich sei ihm wichtig. Alleine dieser Satz ließ eine Träne über meine Wange rollen. Und noch eine. Und noch eine. "Ganz ehrlich? Ich weiß selbst nicht, wie ich mich fühle." ich musste mich selbst unterbrechen, weil sonst meine Stimme versagt hätte. "Mein Leben ist wie ein Scherbenhaufen. Jeden Moment habe ich Angst mich zu schneiden. Aber eigentlich hab ich mich ja immer wieder geschnitten. Nur jetzt merke ich erst den Schmerz. Diese ganze Situation ist seltsam und wenn ich ehrlich bin...mir wächst langsam alles über den Kopf." Noch mehr Tränen liefen über meine Wangen und bildeten kleine dunkle Flecke auf meiner Bettwäsche. Wieder schaute Mike mich mit einem undefinierbaren Blick an und zog mich dann in seine Arme. "Selbst wenn dein Leben ein Scherbenhaufen ist...Ich helf dir ihn wieder zusammen zu bauen." So etwas kitschiges hätte ich nie von Mike erwartet. Aber trotzdem ist es so süß, dass er sowas sagt. "Danke." "Immerwieder gerne." Damit stand er auf. Doch bevor er auch nur ein Schritt aus meinem Zimmer tun konnte hielt ich ihn auf. "Bleib hier...Bitte!" mehr als ein Flüstern war es nicht. Er drehte sich um und nickte. Während ich mich umzog, sodass ich einfach nur ein shirt trug, zog er sich bis auf die Boxershorts aus. Wir legten uns gemeinsam in mein Bett. Meinen Kopf auf seine Brust gebettet, lauschte ich seinem kräftigen Herzschlag. Er gab mir sicherheit. Immer weiter drifte ich ab, bis ich schließlich komplett einschlief. Das letzte was ich mit bekam war ein genuscheltes 'Schlaf gut Sky. Ich pass auf dich auf.' und ein Kuss auf meinem Scheitel. Dann fiel ich in einen ruhigen Schlaf.
'Schau mal Mama, ein Reh.' rief ich ganz stolz, als ich auch eins entdeckte. 'Toll. Schau...Es geht auch mit seiner Mami spazieren.' Und tatsächlich hopste es mit seiner Mum davon. Ich lief mit meiner ebenfalls weiter, bis wir auf einer großen Wiese ankamen. Dort habe ich als Kind immer mit Mum gespielt. Wir ließen uns beide in das wunderbar weiche Gras fallen und lachten. 'Ich hab dich Lieb Mama.' 'Ich dich doch auch Sky. Und egal was passiert. Ich werde wirklich immer für dich da sein.'
Ich wachte mitten in der Nacht durch meinen Traum auf. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich muss mal wieder zu dieser Wiese. Da gab es die schönsten Erinnerungen an mich und Mum. Da mich die Müdigkeit doch wieder einholte, kuschelte ich mich wieder an Mike der seelenruhig und mit einem kleinen Lächeln schlief. Ich horchte seinem gleichmäßigen Atem, bis ich auch wieder einschlief.

Mein verrücktes Leben... und ER!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt