Goodbye

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Hört das Lied beim Lesen ab. Es ist eines meiner absolute Lieblingslieder dieser Band.
'GOODBYE - SLIPKNOT'

Ich werde nie wieder so viel trinken. Donnerstag bin ich mit einem tierischen Schädel aufgewacht. Martin ist zum Glück noch nicht zu Hause gewesen. Das hatte wohl Ärger gegeben. Mike meinte, er verpfeift mich nicht. Und er hat für mich auch den Jungs alles erzählt. Sie meinten zwar, sie könnten mich verstehen, aber so richtig kann es doch keiner. Es fühlt sich einfach leer an. Man will nur weinen, kann es aber nicht. Man will nur seine ruhe, bekommt sie aber nicht.

Jetzt stehe ich vor meinem Kleiderschrank und suche nach einem Kleid für die Beerdigung heute. Als ich nach langem suchen endlich eins fand, ging ich langsam in mein Bad. Ich will heute alles soweit wie möglich heraus zögern. Nach dem duschen föhnte ich meine Haare und schminkte mich degzent. Meine Haare ließ ich in Wellen über meine Schultern fallen. Dann kletterte ich in mein Kleid. Ich hatte gehofft, dass ich dieses Kleid nicht so schnell brauche. Und nun stehe ich vorm Spiegel und versuche den Reißverschluss zu schließen. Genau in dem Moment klopfte es. Kurz darauf trat Mike ein. ""Hey...i-ich wollte m-mal nach...äh...dir...äh...schauen. Brauchst du hilfe?" Seit wann stammelt Mike? Okay... "Ja. Kannst du mir den Reißverschluss zu machen?" Mike nickte und trat hinter mich. Ich muss schon zugeben, dass er gut aussieht. Mike hatte ein weißes Hemd, einen schwarzen Anzug darüber an. Seine Haare wie immer zu seinem Undercut hochgegelt. Und dazu einfache schwarzweiße Sneakers. Seine Augen leuchten voll Sorge und Mitgefühl. Doch beides will ich nicht haben. Ich will nicht tausend mal 'Es tut mir ja so Leid' hören. "Äh...können wir los?" holte mich Mike aus meinen Gedanken zurück. Ich zog noch schnell meine Schuhe an und nickte ihm dann zu. Als wir die Treppe runter liefen, hörte man schon vereinzelt Stimmen, die ich nach und nach den anderen Jungs zuordnen konnte. Unten wurde ich von jedem in eine herzliche Umarmung geschlossen. "Du siehst richtig hübsch aus. Sag wenn du irgendwas brauchst." meinte noch Colin bevor er sich auch von mir löste. Ich nickte und schenkte allen ein kleines Lächeln. So traurig der Anlass heute auch ist...Ich will niemanden traurig sehen. Sie sollen... naja glücklich ist das falsche wort, aber froh sein, zu wissen, das es andere Menschen gibt, denen man so wichtig ist. Und gerade jetzt sieht man doch besten, wenn man etwas bedeutet. Denn gerade in schlechten Zeiten, sind diese Menschen die kleinen Engel die man braucht. Nach dem üblichen kleinem Smalltalk sind wir alle in unsere Autos gestiegen. Ich fahre wieder bei Mike mit.
Die Beerdigung war traurig aber auch wunderbar. Meine Mum hat einen wunderschönen weißen Sarg bekommen. Nun stehe ich da und soll etwas sagen. Bloß was? Tief durchatmen und los... "Meine Mum war für mich die beste. Sie war eine wunderbar gute Seele. Jeder den sie traf mochte sie sofort. Von klein auf zeigte sie mir die Welt so wie sie ist. Mir wurde beigebracht, die Welt mit offenen Augen zu betrachten, durfte aber trotzdem meinen kindlichen Trotz behalten. Meine Mum hat mich vor allem beschützen wollen. Sie wäre traurig, wenn sie unsere Gesichter sehen könnte. Ich glaube sie wusste, dass sie bald sterben würde. Jeden Tag, den ich sie besucht habe, hat sie soweit möglich mit jedem Atemzug genossen. Ich kann nicht mal beschreiben, was ich nach ihrem Tod gefühlt habe. Es war leere, trauer, ruhe und auch Wut. Vor allem aber erleichterung. Erleichterung weil ich weiß, sie muss nicht länger leiden. Ich bin nicht gläubig, aber irgendwann sehen wir uns wieder. Sie wird mich und euch alle mit einer herzlichen Umarmung begrüßen. Mama? Ich hab dich ganz doll Lieb. Wir sehen uns wieder." das letzte flüsterte ich nur noch in Richtung Grab. Es war Still. Jeder wollte die Worte verdauen. Die Worte, die ein Kern Wahrheit in sich tragen.
Auch Martin und viele andere Kollegen und Freunde meiner Mum haben kurz etwas gesagt. Jeder hat mich mit seiner Rede berührt. Alle hatten nur gute Worte übrig. Mike und die anderen Jungs saßen nur bei mir und waren stumm für mich da. Deswegen mochte ich sie so. Sie wissen, wann sie still sein müssen.
Langsam leerte sich auch der Platz um das Grab. Alle schlichen still davon. Wer kann es ihnen verübeln? Jeder muss jetzt auf seine Art damit umgehen. Auch wir wollten langsam los, als mir zwei Männer auffielen. "Mike? Ich komme sofort nach okay? Geht ruhig schon mal zu den Autos." meinte ich noch und wendete mich schon zum gehen. Sein unsicheres Nicken ignorierend. Je näher ich kam, desto unsicherer wurde ich mir selbst. Warum mache ich das? "Entschuldigung? Wer sind sie? Das war eine Beerdigung nur für Familie und Freunde." Meine Stimme zitterte, war dennoch selbstsicher. "Ich weiß. Ich darf ja wohl die Beerdigung meiner Frau ansehen. Hallo Sky. Schön was du über deine Mutter gesagt hast." Ich stockte. "D-da-dad?!? Was? Wie? Du?" Das kann doch nicht mein Vater sein. Dieser Mann? Unmöglich! Die zweite Person räusperte sich, wodurch ich sie erst wieder mitbekam. Das ist doch ein schlechter Scherz. "Dominik? Was willst du hier? Hau ab!" "Hey Sky. Ewig nicht mehr gesehen. Das Auslandsjahr ohne dich war schrecklich." säuselte er. "Aber Sky. So kannst du doch nicht mit deinem Freund reden." "Mein Freund?!" bestimmt nicht! "Ja. Er hat mir gerade von eurer Beziehung erzählt. Du warst das letzte Jahr bestimmt auch so einsam wie er. Ein Jahr auseinander. Für die junge Liebe nicht gut." Wie kommt er darauf? Ich hab mit Dominik schluss gemacht. "Jetzt aber ein anderes Thema. Willst du nicht zu mir ziehen? Du weißt schon. Vater-Tochter Beziehung verbessern. Ich kenne dich ja gar nicht richtig. Dein wunderbarer Freund darf auch mit einziehen. Er scheint der richtige für dich zu sein." Bevor ich antworten konnte, fiel mir jemand ins Wort. "Nein! Will sie nicht" Danke Mike. Ich drehte mich um und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Hinter ihm stand die anderen 5 Jungs. Alle ruhig und zurückhaltend, dennoch angriffsbereit, falls etwas passieren würde. Ich lief einfach auf die Jungs zu, ohne meinem Vater und Dominik noch Beachtung zu schenken und ging mit ihnen im Schlepptau zu den Wagen.

Mein verrücktes Leben... und ER!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt