Kapitel 75 - Verrat & Treue

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Wie das Zischen einer Rakete schnitt der schrille Pfiff durch den Wald

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Wie das Zischen einer Rakete schnitt der schrille Pfiff durch den Wald. Er schien sich in den Bäumen zu verfangen und zwischen ihnen hindurchzugleiten, bevor er in der gewohnten lauten Stille verstummte.

Wachsam wie ein Raubtier schweifte Rykers Blick umher und nahm alles in sich auf, was ihn umgab. Ein winziges Rascheln dort - nein, es war zu klein. Eher eine Maus, vielleicht ein anderes kleines Nagetier. Blätter rieselten zu Boden.

Der Erdboden war noch feucht vom letzten Regen, aber das viele Laub machte es unmöglich, eine Spur zu entdecken und damit zu erahnen, wohin der Junge gelaufen sein mochte. Nur Chiefs lautes, stetiges Bellen gab einen Hinweis darauf, in welche Richtung Liam davongelaufen war. Ein Bellen, das mit dem gebieterischen Pfiff so abrupt endete, dass sich seine Kehle mit wachsender Panik zuschnürte.

So ruhig er auch zu wirken versuchte, der Schein trog. Ray rang um Fassung und einen klaren Kopf. Mit jeder Minute, die verging, wurde seine Brust enger, der Sturm in ihm lauter und dröhnender. Zwischen all dem wilden Getöse war ein einziger Gedanke in ihm so scharf wie eine Klinge: ‚Du bist an allem schuld!', zischte es durch sein Unterbewußtsein und schlug wie umherwirbelnde Trümmer immer wieder gegen die Mauern seiner Selbstbeherrschung.

Schwer wie Blei lastete die Schuld auf seinen Schultern und legte sich wie Klauen um seine Brust, um ihm den Atem aus den Lungen zu drücken. Angst und Sorge liefen ihm wie ein eisiger Schauer über den Rücken und die Muskeln unter den dicken Stoffschichten spannten sich bei jedem Schritt von neuem. Mit der Anspannung spürte er das Zittern, das ihm in die Fingerspitzen fuhr und die Schmerzen der Schrapnelle in seine brennenden Nerven drückte. Es war, als hätte er Kieselsteine in seinem Körper, die jeden Atemzug behinderten. Es mischte sich mit dem dumpfen Pochen hinter seiner Stirn, wo ihn der kleine Stein getroffen hatte. Blut verschmierte seine Haut und verfing sich in roten Tropfen in seiner Augenbraue. Mehrmals musste er dem Reflex widerstehen, sich ständig über Stirn und Auge zu wischen.

Stattdessen blinzelte er immer wieder in das Labyrinth aus Blättern und Bäumen, in der Hoffnung, irgendwo das schnelle Trommeln von Pfoten zu hören.

Wohin er auch blickte, alles sah gleich aus: ein Meer aus gelblichen und orangen Farbtönen, durchbrochen von den mächtigen, Säulen der alten Wächter, die sich mit ihrem schütteren Blätterdach in den Himmel reckten.

Taking You Home | DEWhere stories live. Discover now