Von jetzt an für immer

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Ein dumpfer Schlag. Gefolgt von rauchigem Lachen.
Clione war mit dem Kopf auf dem Pokertisch eingeschlagen oder vielmehr k.o. gegangen. Bevor sich jedoch seine Sabber auf dem Tisch verteilen konnte, schulterte Haru seinen Freund und schliff ihn lachend in Richtung Tür. Damit hatten sich nahezu alle Hearts erfolgreich die Lichter ausgeschossen. Shachi erhob sich ebenfalls und bedeutete Majikku es ihm gleichzutun. Seufzend und ohne dem Ausgang des Spiels weitere Beaachtung zu schenken, erhob sich die Blauhaarige und machte sich sodann ans Werk, den betrunkenen Eisbären zu stützen und ihn ebenfalls in Richtung des Schlafsaals zu verfrachten.

So präzise ihre Kampftechnik auch war, wenn es um rohe Stärke ging, war sie wahrlich nicht zu gebrauchen. Ein paar Augenblicke ließ Shachi sich von der Szene amüsieren, bis er sich ein Herz fasste und Majikku zu Hilfe kam.
Langsam bewegten sie sich auf den Gemeinschaftsschlafsaal zu, als Laws tiefe Stimme hinter ihnen zu vernehmen war.
„Majikku. Warte.“

Sie blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich zu ihm um. Sofort bereute sie es.
Der Kapitän der Hearts hatte vom Alkohol minimal gerötete Wangen und seine Augen waren so unergründlich wie  ein wolkenverhangener Nachmittagshimmel. Dieser Blick hatte sie regelmäßig in ihre Träume verfolgt und zwar nicht in die schlechten. Majikku schüttelte den Gedanken ab und sah ihn stattdessen fragend an.
„Komm mit.“, forderte er ruhig, drehte sich langsam um und schritt in Richtung seiner Kajüte.

                                                                                         
Die Blauhaarige spürte sofort ihren Puls rasen. Was hatte er vor? Hilfesuchend sah sie über ihre Schulter zu Shachi, der jedoch just in diesem Moment die Tür des Schlaftraktes hinter sich und Bepo verschloss. Nur sein dämliches Grinsen hatte sie noch bemerkt.
Danke für nichts‘, dachte sie zynisch. Dann atmete sie einmal tief durch, bevor sie dem neuen Piratenkaiser durch den dunklen Flur folgte.

Er sprach kein Wort während er entspannt vorausging. Seine Schritte hallten in den leeren Gängen wieder und ließen Majikku die Möglichkeit, über sein Vorhaben zu spekulieren. Und nachdem was der Rothaarige ihr zuvor erzählt hatte, schwirrten ihr nur unangebrachte Gedanken im Geist umher. Obwohl das überaus unwahrscheinlich war. Law hatte sie entführt, weil Bepo ihn darum gebeten hatte. Absolut trivial. Dass sich seine Laune nun verbessert hatte, lag demnach eher sekundär an ihrer Anwesenheit. Alles andere wäre nur Wunschdenken. Sie unterdrückte nur knapp einen enttäuschten Seufzer.

Kurze Zeit später passierte Law die Tür seines Zimmers und betrat stattdessen sein Büro, in welchem nur eine einzige kleine Öllampe brannte. Langsam schlenderte er zu seinem Bücherregal, während Majikku mitten im Raum stand und ihre innere Unruhe zu verbergen versuchte.
„Schließ die Tür.“
Sie tat wie befohlen und bemerkte dabei erschrocken, dass ihre Hände leicht zitterten. Soviel also zur Selbstbeherrschung.
„Room.“, er sah sie direkt an, als die blaue Kuppel den gesamten Raum umschloss.
Reiß dich gefälligst zusammen, Majikku!‘, befahl sie sich gedanklich und ging langsam auf ihn zu.
Wie ein Raubtier beobachtete Law sie dabei.
„Shambles.“, sagte er, ohne seine grauen Augen von ihr zu lösen.

Plötzlich tauchte in seiner linken Hand eine Flasche mit goldenem Etikett auf. Sie sah unglaublich teuer aus. In der rechten hielt er ein dickes Buch, auf dem der Jolly Roger abgebildet war.
Noch immer durchbohrte sein intensiver Blick sie.
„Du bist jetzt eine von uns. Eine Heart. Und solange du lebst wirst du dich niemals gegen uns stellen. Du wirst deine Kameraden mit deinem Leben schützen und den Befehlen deines Käpt’ns Folge leisten. Wir sind von jetzt an deine Familie und nur der Tod wird uns trennen.“, er sprach langsam und mit Bedacht. Sah ihr dabei permanent in die Augen und erschwerte es ihr so, auf die Worte selbst zu hören und sich nicht zeitweise in anderen Gedanken zu verlieren.
„Schwör es.“

Majikku hatte seinen festen Blick gespiegelt, während er gesprochen hatte. Und Law war froh, dass sie ihm so die Möglichkeit raubte, seine Augen interessiert über ihren Körper gleiten zu lassen, der durch dieses Kleid perfekt in Szene gesetzt wurde. Schon den ganzen Abend ging das so. Genaugenommen bereits seit Kilauea. Sie sollte so etwas in seiner Nähe wohl besser nicht tragen. Oder es direkt ausziehen…
                         
„Bei den sechs Ozeanen schwöre ich dir meine Treue.“ , Majikku biss sich auf die Zunge, hatte sie doch eigentlich den Hearts sagen wollen.
Aber falls es ihm auffiel, überhörte er es gekonnt. Er öffnete das Buch und legte es auf den Schreibtisch. Auf der linken Seite waren zwei Fotos von Jean Bart eingeklebt und daneben stand ‚in ewiger Dankbarkeit‘ geschrieben. Darunter prangte ein dunkelroter Fingerabdruck.
Auf der rechten Seite klebte ihr aktueller Steckbrief über 500 Millionen Berry. Weiß der Ozean woher Law den hatte. Er wurde teilweise von einem Foto von Bepo, Penguin, Shachi und ihr überdeckt, wie sie gemeinsam auf dem Deck Karten spielten und dabei breit grinsten. Sie erinnerte sich an diesen Tag.

Langsam sah sie zu Law auf und beobachtete, wie er gerade die bernsteinfarbene Flüssigkeit in zwei Kristallgläser goss. Er unterbrach sich jedoch dabei, um ihren Blick zu erwidern. Und wie sooft wenn seine sturmgrauen Augen die ihren trafen, war die Luft wie elektrisiert.
„Du kannst schreiben was du willst. Außer mir bekommt es niemand zu Gesicht.“, sagte er ruhig und ließ seinen Blick dabei schmerzhaft langsam über ihr Gesicht wandern. Es fühlte sich an, wie eine federleichte Berührung. Sofort begannen ihre Wangen zu glühen. Aber so geübt dieser sadistische Käpt'n in diesen Dingen auch sein mochte...dieses Spiel funktionierte umgekehrt ebenso. Und der Alkohol gab Majikku den nötigen Mut, es auszuprobieren.  

Die Blauhaarige atmete tief durch, bevor sie die Feder von seinem Schreibtisch nahm und sie in geschwungenen Formen über die Seite tanzen ließ. Wie ein Raubtier verfolgte Law jede ihrer Bewegungen. Er konnte nicht lesen, was sie schrieb. Diese Sprache kannte er nicht. Aber es war ihm auch völlig gleich, denn in diesem Moment sah sie ihn durch ihre dichten Wimpern hindurch an, während sie noch immer über den Tisch gelehnt war. Quälend langsam führte sie ihren Daumen zu ihrem Mund und Law spürte, wie ihm heiß wurde, als sie ihn sanft zwischen ihre Lippen führte. Sie blinzelte nicht als sie hineinbiss. Er verkniff sich nur knapp ein Knurren. Diese Situation war mit Sicherheit nur wegen dem Alkohol so intensiv. Oder weil sie ihn ununterbrochen ansah. Etwas anderes durfte es nicht sein.

Er spürte eine gewisse Erleichterung, als sie ihren Blick endlich löste und den Finger auf das dicke Papier drückte. Sie unterschrieb direkt neben ihrem blutigen Abdruck und richtete sich wieder auf. Das Aufnahmeritual war damit fast beendet. Und noch immer war der ehemalige Samurai unsicher, ob das hier tatsächlich eine kluge Entscheidung war. Majikkus Nützlichkeit für die Crew war nicht von der Hand zu weisen, aber das war es auch  nicht, was ihm Sorge bereitete. Es war die Wirkung, die diese Frau auf ihn hatte. In ihrer Nähe war er permanent kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Und je mehr er sich zurückhielt umso verlockender wurde es, ihrer Anziehung einfach nachzugeben…

Ein satter Klang summte durch den dämmrigen Raum, als ihre Kristallgläser aneinander stießen. Der teure Rum schmeckte nach Honig und rann vollmundig Majikkus Kehle hinab. „Willkommen in der Crew.“, sagte Law und schenkte ihr ein schiefes Lächeln.
„Und du hast auf Izakaya noch gesagt, fünf Wochen meiner Gesellschaft wären dir genug.“, amüsiert erwiderte sie sein Lächeln, versuchte so ihre Unsicherheit zu verbergen. Wahrscheinlich erfolglos.
Der Käpt’n der Hearts – ihr Käpt’n – nahm noch einen Schluck aus seinem Glas, bevor er etwas näher trat.
„Ich habe gelogen.“, intensiv sah er sie an.
Majikku musste bereits leicht den Kopf heben, um weiterhin in seine fesselnden Augen sehen zu können. Seine Iriden präsentierten ihr einen Gewittersturm und lenkten sie beinahe von dem ab, was er soeben gesagt hatte.
Um ihre Nervosität zu überbrücken, leerte sie den köstlichen Rum. Aber als sie das Kristallglas absetzte, war Law noch ein Stück näher gekommen. Er stand direkt vor ihr, sodass sich ihre Körper beinahe berührten und sah sie direkt an. Und auf einmal war in diesem Raum eine Spannung entstanden, die problemlos ein Schwarzpulverfass hätte entzünden können.

Law betrachtete ihre türkis leuchtenden Augen, die sich überrascht weiteten, als er die Fingerspitzen seiner freien Hand hauchzart über die nackte Haut ihres tiefen Rückenausschnittes führte.
„Du solltest dieses Kleid nicht tragen, wenn wir alleine sind.“, flüsterte er.
„Stört dich daran etwas?“, fragte die Blauhaarige leise. Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme dabei jedoch ebenso wenig verbergen wie den herausfordernden Unterton.
Sein Blick wanderte zu ihren rumbenetzten Lippen. Rum war wohl das richtige Stichwort. Er war wahrscheinlich betrunken. Das würde zumindest die heftige Reaktion seines Körpers erklären.

Laws Nähe machte sie wahnsinnig. Ebenso sein Geruch. Oder die Tatsache, dass nicht mal ein Blatt Papier zwischen ihnen Platz fände. Er war so verdammt nah, dass er ihren rasenden Puls eigentlich spüren müsste. Oder ihre beschleunigte Atmung, die mittlerweile direkt seine Lippen streifte.
„Wenn du nicht in fünf Sekunden durch diese Tür gehst, garantiere ich für  nichts mehr.“, antwortete er mit rauer Stimme.
Überrascht wollte sie ihn ansehen, aber er war dazu viel zu nah. Vor allem jetzt, wo seine große Hand an ihrem freiliegenden Rücken sie noch etwas dichter an seinen trainierten Körper gedrückt hatte.
„Law, was..?“
„Fünf.“
Ihre Gedanken überschlugen sich. Aber da gab es keinen Raum für Missverständnisse.
„Vier.“
Sie spürte seine Nase seitlich an ihrer. Seinen Atem direkt an ihren Lippen. Ein Schauer nach dem nächsten durchfuhr ihren Körper und ihre Beine begannen zu zittern.
„Drei.“
Diese Spannung war kaum auszuhalten. Was sollte sie tun? Gehen? Bleiben?
Verdammt, da war nur noch ein Millimeter zwischen ihnen!
„Zwei.“
Ihre Beine gaben in derselben Sekunde nach, in der sie die Bürotür hinter sich ins Schloss zog.
Majikku stand allein im dunklen Flur und rang nach Atem, hatte sie doch soeben fluchtartig den Raum verlassen.
Scheiße, war das knapp!‘, wiederholte sie im Geiste wie ein Mantra, während ihr rasender Herzschlag in ihren Ohren wiederhallte. Auf wackeligen Beinen taumelte sie kurz darauf in Richtung des Schlafsaals. Und als sie leise dessen Tür öffnete, bereute sie bereits ihre Entscheidung.

Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon