Die Schlacht (5) - Das Herz des Ozeans

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Diese Sprache hatte Law noch nie gehört, sie klang fremdartig und irgendwie falsch. Und was immer Majikku da tat, es zog ihr den Glanz aus den Augen. Erschrocken wollte er sie unterbrechen, aber er konnte sich keinen Millimeter bewegen. Stocksteif starrte er auf ihre Hände, in denen sich ein reines blaues Licht bildete. Dann sah er einen saphirblauen Kristall an einer goldenen Kette. ‚Was um alles in Welt tut sie da?', fragte sich Law. War das Messer etwa nicht das einzige was sie beschwören konnte? Wieder wurde ihm bewusst, wie wenig er eigentlich über diese Frau wusste.
Dann plötzlich streiften ihre Finger seinen Nacken, als sie ihm das Schmuckstück mit zittrigen Händen um den Hals legte. Diese kleine Berührung reichte aus, um ihm einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen, der so gar nicht zu ihrer brutalen Umgebung passen wollte. Dann traf der Stein seine nackte Haut.
Und sofort breitete sich eine seltsame Energie in ihm aus. Sie durchströmte jeden Winkel seines Körpers und erfüllte ihn mit Kraft. Er verstand. Zumindest glaubte er das.

Eine ewige Minute sahen sie sich einfach an. Dann huschten ihre nun trüben Augen zwischen seinen hin und her. Warum nur spielte ihr das Schicksal so übel mit? Sie hatte sich doch einfach nur auf einer ruhigen Insel niederlassen wollen...‚Rumheulen kannst du später noch!', ermahnte sie sich gedanklich selbst. Jetzt musste es schnell gehen.
Die Erde bebte bereits. Kaido war hier.
Law löste seinen Blick und wollte sich in Bewegung setzen, als Majikku ihn am Arm zurückhielt. Fragend sah er sie an.
„Bring es bitte schnell wieder zurück.", sagte sie leise.
„Das werde ich."
Dann sprintete er los.

Vorbei an den Bergen aus Leichen war er der einzige, der nun zwischen dem Kaiser und ihrem Untergang stand. Majikkus Worten folgend verlor er keine Zeit und begann sofort mit seinem ersten Angriff. Diesmal schloss er seinen Gegner in seinem Room ein und teleportierte sich direkt über ihn. Dann schlug er zu.
Und genau wie zuvor prallte seine Klinge spurlos ab. Kaido wischte ihn zur Seite, wie ein lästiges Insekt und schleuderte den ehemaligen Samurai direkt ins Meer.

Doch diesmal überkam ihn nicht die bekannte schmerzhafte Schockstarre, die einen Teufelsfruchtnutzer üblicherweise erwartete. Eine unsichtbare Kraft zog ihn stattdessen zurück an die Oberfläche und lies ihn darauf stehen. Überrascht sah er hinunter. Er stand wahrhaftig auf dem Wasser. Doch es war keine Zeit sich damit zu befassen. Zügig spurtete er zurück zum Ufer, wobei er die Spitze seines Schwertes durchs Meer schleifen ließ. Kleine Wirbel umspielten nun die Klinge. Er lächelte schief. Sollte das bereits ausreichen?

Majikku war auf wackeligen Beinen von dem Hügel zurück Richtung Schiff gelaufen, wo sie jedoch direkt vom ersten noch lebenden Krieger niedergeschlagen wurde. Er bäumte sich vor ihr auf und war drauf und dran ihrem Dasein ein Ende zu fristen, als in letzter Sekunde Zorro erschien und ihn sauber entzwei spaltete.
„Was tust du denn?! Hast du plötzlich vergessen wie man kämpft?!", fuhr sie der Grünhaarige lautstark an und zog sie wieder auf die Beine. Der Chirurg des Todes hatte sie aus dem Schlachtfeld geholt, soviel hatte er mitbekommen. Aber anscheinend nicht, um sie aufs Schiffdeck in Sicherheit zu bringen.
Majikku sah Zorro mit glasigem Blick an. Sie hatte offensichtlich große Schwierigkeiten sich aufrecht zu halten.
„Was zur Hölle hat der Kerl mit dir angestellt?!", seine Schläfe pochte bereits vor Wut. Wie hatte der Penner sie so schwach zurücklassen können?
Statt einer Antwort, sackte die Blauhaarige einfach zusammen. Er fing sie auf und klemmte sie sich unter den Arm, bevor er sich den Weg zurück zum Schiff freischlug.

Eine hohe Welle umschloss den Kaiser. Und Law ließ sich von ihr nahe genug an seinen Gegner tragen, dass er sein Schwert einsetzen konnte. Dann holte er aus und fügte Kaido eine tiefe Schnittwunde im Schulterbereich zu. Klatschnass landete der Chirurg des Todes vor ihm.
„D-das ist unmöglich!", brüllte der Gehörnte.
Doch das tangierte Law nicht weiter. Er hatte Blut geleckt. Wieder und wieder prasselten seine kombinierten Angriffe auf sein Gegenüber ein, bis er schließlich seine Teufelskraft offenbarte.
Blitze zuckten durch den Himmel und schlugen überall auf Midgar ein. Die Luft schien elektrisiert zu sein, als ein riesiger schwarzer Drache vor dem Kapitän der Hearts auftauchte und in die Höhe glitt. Das waren Kaidos ungefilterten Kräfte. Und die Tatsache, dass er sich so zeigte, war ein klares Zeichen dafür, dass Law ihm tatsächlich gefährlich wurde.

Gemeinsam mit dem Smutje bekämpfte Zorro die restlichen Gegner. Nach Majikkus letztem Angriff waren deutlich weniger nachgekommen und wenn nichts völlig Unerwartetes passierte, würden sie tatsächlich gegen sie bestehen. Zu dritt gegen 500, das war etwas worauf sie sich etwas einbilden durften.
Aus den Augenwinkeln verfolgte der Schwertkämpfer das Duell zwischen Trafalgar und dem Piratenkaiser. Und auch wenn er manchmal etwas schwerer von Begriff war, verstand er sehr wohl, was da gerade passierte. Denn der Chirurg des Todes hatte sich gerade von einem Geysir in die Luft katapultieren lassen. Das waren eindeutig Majikkus Kräfte. Und die saß völlig kraftlos hinter ihm im seichten Wasser und kämpfte verbissen gegen die Bewusstlosigkeit an.
Schnell hatte Zorro festgestellt, dass sie sich ihr Kopfgeld sehr wohl verdient hatte. Er und sie spielten kräftetechnisch in derselben Liga, auch wenn er das niemals laut zugeben würde. Majikkus Angriffe waren kraftvoll und präzise, aber vor allem harmonisierten sie perfekt mit seinen. Diese Art miteinander zu kämpfen entstand normalerweise erst nach jahrelanger Kameradschaft und unzähligen gemeinsamen Schlachten, wenn man genau wusste, was der andere dachte. Er verzog die Lippen zu einem grimmigen Lächeln.
Ruffy musste diese elende Zauberfee unbedingt in ihre Crew holen.
Aber vorher musste jemand diesem überheblichen Arschloch mit der albernen Plüschmütze die Fresse polieren für das was er Majikku angetan hatte.

~

Der letzte Gegner fiel gleichzeitig mit Ozeania.

Soweit das Auge im Mondlicht reichte fliesten Leichen den Strand und im Meer trieben unzählige mehr. Verletzt, geschwitzt und völlig verausgabt zogen sich Sanji und Zorro zurück aufs Deck der Thousand Sunny. Ihre Kameraden waren von Chopper zusammengeflickt worden und schliefen größtenteils. Nur Nami und Lsyopp unterhielten sich leise, während sie den Kampf am Himmel gespannt verfolgten.
Trafalagr Law brach wie eine Naturgewalt über den Kaiser herein. Absolut berechnend und brutal kämpfte er gegen den riesigen Drachen. Nami wandte irgendwann ihren Blick ab, als ihr Nacken zu schmerzen begann. Chopper behandelte zuerst Sanjis Wunden, nachdem Zorro stolz abgelehnt hatte. Der stand lieber mittig des Decks und hielt die blauhaarige Hexe im Arm. Die Navigatorin hatte gar nicht bemerkt, wie sie im Kampf gefallen war. Aber dafür fiel ihr auf, dass der Grünhaarige wohl nicht die Absicht hatte, sie so bald loszulassen.

Zorro interessierte sich wenig für den Kampf am Himmel, obwohl dieser über Leben und Tod entschied. Diese dämliche eingebildete Kuh in seinen Armen machte nur Probleme. Sie hatte ihre Augen fest geschlossen und das Gesicht war schmerzverzerrt. Und auch ohne medizinische Ausbildung wusste er, dass ihr Atem viel zu flach war. „Wag es bloß nicht hier abzunippelt du unnützes Gör.", raunte er ihr zu. Er hatte sie zuvor einfach aus dem Wasser gefischt und hielt sie seitdem auf seinen starken Armen vor seiner Brust. Ihr Gewicht spürte er kaum. „Wenn du wieder aufwachst darfst du von mir aus die letzte Kartoffel haben. An dir ist ja nichts dran. Kein Wunder, dass du so schnell schlapp gemacht hast."

Erschrocken hob Nami wieder den Blick. Irgendwas hatte sich verändert. Und erst nachdem es ihr kurz vorm Ergreifen mehrfach entglitten war, konnte sie es identifizieren. Die Stille hatte Einzug erhalten. Der Kampf war vorbei.

Im sternenklaren Himmel lag ein leichter Schimmer, den man nur entdeckte, wenn man explizit danach suchte. Bald würde die Dämmerung beginnen.
Absolut geräuschlos erschien Trafalgar Law auf dem Deck. Er war mit Blut besudelt und man vermochte nicht sicher zu sagen, wie viel davon sein eigenes war. Aber er lebte noch. Also war Kaido gefallen.

Die Navigatorin versuchte den Kloß herunterzuschlucken, der sich soeben in ihrem Hals gebildet hatte. Aber es wollte ihr nicht so einfach gelingen. Der ehemalige Samurai hatte im Alleingang den Piratenkaiser Kaido besiegt und nun funkelten seine mordlustigen Augen unter dem Schirm seiner Mütze hervor. Wenn ihm danach war könnte er womöglich die gesamte Crew in Stücke reißen. Ruffy war noch immer nicht aufgewacht und einen anderen Grund für eine Allianz gab es ja eigentlich nicht. Das Beste wäre wohl, ihn einfach in Ruhe zu lassen und ihn unter keinen Umständen zu provozieren.
Aber den Gedanken durfte Nami nicht weiter führen, denn da hatte Zorro dem Chirurg des Todes schon mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt