Wiedersehen

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Law lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stamm eines Baumes, seine Augen wurden durch den Schirm seiner Mütze verdeckt. Er hatte sich beim Durchqueren der Stadt bemüht, seine Aura möglichst intensiv über die Bewohner zu legen, die sie argwöhnisch hinter verschlossenen Fenstern und Türen beäugt hatten. Einer von ihnen würde schon mit Kaido in Kontakt treten. Erst recht nach der Aktion am Hafen. Der Chirurg des Todes lächelte, als er daran zurückdachte. Es war Majikkus Idee gewesen bei den Piers vorbeizusehen, wo sie prompt in Verkaufsgespräche verwickelt worden war.
„Mylady haben Sie Interesse an einem unserer Segelschiffe?", hatte ein dicker bärtiger Mann gefragt.
„Danke, aber nein."
„Meine Schiffe sind unsinkbar, genau das Richtige für eine junge Seefahrerin!"
„Jedes Schiff kann sinken.", dabei hatte sie ihn mit ihren türkisen Augen durchbohrt. „Wenn Sie wollen, demonstriere ich es Ihnen."
„Ozeania!", hatte Law sie dann streng angesprochen. „Das ist nicht die Flotte, die du versenken sollst!"
Sie hatte verärgert ihre Nase gerümpft und dem Verkäufer mit einer Kostprobe ihrer Kräfte gedroht, sollte er noch einmal seine Schiffe bei unwissenden Frauen als unsinkbar verkaufen, bevor sie langsam zu ihm zurückgekehrt war.
Das hatten sie abgewandelt an ein paar Geschäften wiederholt.

Der Schwarzhaarige war noch immer amüsiert darüber, wie gezielt seine Begleiterin ihre Ausstrahlung einsetzen konnte. Mal war sie das hilflose Fräulein und mal die Unnahbare. Eine wahre Überlebenskünstlerin eben. Aber ihm gefiel sie eigentlich am besten, wenn sie einfach sie selbst war. Wie auf Izakaya oder an Bord seines Schiffes. Wobei er die unnahbare Majikku gerne mal an sein Bett gefesselt hätte. Law verlagerte sein Nodachi auf die andere Schulter. Würde er nur halb so viel über den bevorstehenden Kampf nachdenken wie über die Blauhaarige, wäre er wirklich auf alles vorbereitet.

Mit einem dumpfen Geräusch landete Majikku direkt neben ihm, sie war von einem höher gelegenen Ast herabgesprungen.
„Uns ist niemand gefolgt.", ließ sie ihn an ihren Beobachtungen teilhaben. Sie hatte eine knappe halbe Stunde in der Baumkrone gehockt und die Umgebung beobachtet. Für ihr weiteres Vorgehen durften sie keine Zuschauer haben.
Gemeinsam schlenderten sie nun Richtung Nordküste der Insel, der einzige unbebaute Bereich, welcher von Felsen und dichten Nadelbäumen bedeckt war.
Währenddessen ertappte sich Majikku mehrfach dabei, wie ihr Blick zum Kapitän der Hearts huschte. Sie betrachtete sein maskulines Gesicht und die goldenen Ohrringe, von denen er je zwei pro Seite trug. Und dann diese berechnenden Augen, die sie gerade anfunkelten. Moment.
„Hab ich was im Gesicht?" fragt er mit einem schiefen Grinsen. Offensichtlich hatte er ihren Blick bemerkt. Innerlich ohrfeigte sich die Blauhaarige. Was starrte sie ihn auch immer so an?
„Nichts, was du noch beheben könntest.", zog sie ihn auf und schaute dabei so ernst wie möglich.
„Sagt ja die Richtige. Du bist auch nicht gerade eine Augenweide."
„Und doch genießt du jeden Moment meiner Gesellschaft."
„In deinen Träumen vielleicht."
„Hey, das war mein Spruch!", empört schlug Majikku ihm gegen den Oberarm, was ihn lächeln ließ. Blödelte sie gerade wirklich mit dem Chirurg des Todes herum, der kurz vor einem Kampf mit einem Piratenkaiser stand?

-

„Übertreib es doch nicht, Nami! Ich kann die Hand vor Augen kaum sehen!", meckerte Zorro die hübsche Navigatorin an, die die Thousand Sunny in einen dichten Nebel gehüllt hatte. Nach ihrem überraschenden Kampf auf der Grandline hatte sie ihre Fähigkeiten diesbezüglich erweitert und folgte nun der Anweisung, dass Schiff zu verbergen. Sie waren nördlich von Zenshima in einen Fjord eingefahren und hatten dort an der womöglich einzigen abgelegenen Ecke der Frühlingsinsel angelegt. Robin war bereits seit den frühen Morgenstunden in der Diamantstadt, die Nami selbst zu gerne mit eigenen Augen gesehen hätte.
Aber der Plan sah eben vor, dass die Strohhüte unentdeckt blieben. Anscheinend hielt die tätowierte Hexe es für klüger, wenn Kaido zu Anfang nichts von der Anwesenheit von Ruffy wusste, damit sie zu der enormen Kampfkraft noch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten. Genervt musste die Orangehaarige zugeben, dass das sinnvoll war.
Noch ärgerlicher war aber eigentlich, dass ihr Käpt'n permanent diesen Plan lobte und ihm widerstandslos Folge leistete, wo er die Vorhaben seiner Navigatorin stets absichtlich zu sabotieren schien.

Plötzlich wurde das Schiff in eine Halbkugel gehüllt und einen Wimpernschlag später standen Trafalgar Law und Majikku auf dem Deck. Nach einer knappen Begrüßung begaben sie sich in das Arbeitszimmer, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Zorro lehnte abseits an der Wand und verfolgte das Gespräch nur beiläufig. In interessierte der Plan einen scheiß. Man sollte ihm einfach Bescheid sagen, wann er wen zu zerschneiden hat. Und wenn es endlich soweit war, würde er alles geben. Sein Kopfgeld musste steigen.
Unauffällig schaute er zu Majikku, die neben ihm stand. Sie war schlank und trainiert aber nicht muskulös. Im direkten Kampf würde er sie binnen weniger Minuten besiegen, egal wie viel Wasser sie ihm entgegen spritzen würde. Er rollte mit den Augen. Wieso hatte man ihr Kopfgeld so übertrieben hoch angesetzt?

„Hey Majikku! Traffys Plan ist solide, bin mir sicher dass wir siegen werden. Weißt du schon was du danach machen wirst?", richtete Ruffy quer durch den Raum das Wort an sie. Soeben hatte er Trafalgar Law aus der Nase gezogen, dass sie kein Mitglied seiner Crew war und es anscheinend beabsichtigt war, sie nach dem Kampf hier zurückzulassen. Nun da konnte er ebenso versuchen sie anzuwerben.
„Äh, i-ich weiß nicht. Die Diamantstadt scheint ja ganz schön zu sein, vielleicht bleibe ich hier.", antwortete Majikku notgedrungen.
„Die Dame steht auf glitzernde Häuser. War ja klar.", mischte sich Zorro ein und sah sie abwertend an.
„Tu ich überhaupt nicht, aber –"
„Warum willst du dann hier bleiben? Bist du vielleicht einfach ein Landei?", bohrte der Schwertkämpfer weiter. Das Thema war ihr offensichtlich unangenehm und er wollte sie ärgern. Dass er damit seinem Käpt'n nicht gerade in die Karten spielte, merkte er nicht.
„Ich bin kein Landei, du Kohlkopf! Meine Kraft ziehe ich schließlich aus dem Wasser."
„Dann gehörst du auch aufs Meer! Sonderlich helle bist du ja nicht!", dabei packte Zorro sie am Schlafittchen. Er konnte sie einfach nicht ausstehen.
„Lass mich gefälligst los oder ich ertränke dich ausversehen!", wütend funkelte sie den Grünschopf an. Was für ein Problem hatte er mit ihr? Oder waren Wutausbrüche bei jemandem normal, der schimmelte?
„Das kannst du ja mal probieren.", seine Schläfe pochte bereits, am liebsten würde er ihr den hübschen Hals umdrehen. Er hob sie am Kragen hoch, sodass ihre Füße in der Luft schwebten.
„Wer weiß...", Majikku nahm eine Hand und streckte sie nach ihm aus, was ihn ordentlich verwirrte, schließlich rutschte sie so nur weiter in die Halsöffnung des Pullovers. Dann plötzlich tauchte ein Messer auf, dessen Klinge er kalt an seinem Hals spürte. Er schluckte überrascht. Woher kam diese Waffe?
„... vielleicht schlitze ich dir auch einfach die Kehle auf."
Finster starrten sich die beiden an, bevor schallendes Lachen sie aus ihrem Duell riss. Ruffy kugelte sich auf dem Boden und hielt sich den Bauch.

„Das ist ja der Hammer! Du machst Sanji wahrlich Konkurrenz!"
Genervt setzte der Schwertkämpfer die Blauhaarig zurück auf ihre Füße. Das Messer war genauso plötzlich verschwunden wie es gekommen war.
„Majikku, bitte tritt meiner Crew bei! Deine Kräfte sind der Wahnsinn und jemanden der Zorro die Stirn bietet können wir gut gebrauchen!", der Strohhutträger grinste ansteckend.
„Danke für das Angebot, Ruffy, wirklich, aber –„
„Nichts aber. Du hast bereits ein hohes Kopfgeld und müsstest sowieso immer auf der Hut sein. Da kannst du genauso gut zur See fahren."
„Da hat er absolut Recht! Komm mit uns Maji-chan!!", Sanji hatte wirklich ein beschissenes Timing. „Wenn du willst klaue ich dir dann etwas Schönes aus Namis Kleiderschrank, du solltest nicht so... viel anhaben.", bemerkt der Blonde und zupfte zur Verstärkung seiner Aussage am dicken gelben Stoff ihres Pullis. Zorro schlug sich die Hand vor die Stirn. Es war doch immer dasselbe mit dem Koch.
Majikku überlegte fieberhaft was sie antworten sollte, schließlich war sie nun im Zugzwang. Aber in der Sekunde in der Sanji seinen Satz beendet hatte, schnitt eine bekannte Stimme durch den Raum.
„Ey! Finger weg!", befahl Law mit scharfem Ton, woraufhin sich der Smutje sofort von ihr entfernte.
„Wenn ihr dahinten fertig seid, können wir dann mit der Planung fortfahren? Schließlich wollen wir hier einen Kaiser stürzen.", fuhr der ehemalige Samurai genervt fort. Müsste er noch eine Minute länger dieses Gespräch mitanhören, würde er womöglich irgendwen umbringen.

Glücklicherweise wandten sich die Anwesenden nun wieder der Karte zu und etwas später waren alle Feinheiten beschlossen und jeder kannte seinen Part auswendig.

Robin hielt derweil in der Stadt die Augen und Ohren offen, sie war mit Abstand das unauffälligste und klügste Crewmitglied der Strohhüte, weshalb Law sie für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Sobald sie etwas Sachdienliches erfuhr würde sie sich melden.
Bis dahin konnten sie nur warten.

Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]Where stories live. Discover now