Going Down

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Entspannt lief Majikku durch den Korridor. Seit zwei Tagen befanden sie sich bereits unterhalb der Oberfläche und der Farbe des Ozeans nach zu urteilen dürften es an die tausend Meter sein. Beachtlich, welchem Druck dieses U-Boot standhielt. Sie legte ihre Handfläche an das kalte Glas. Irgendetwas war hier anders. Sie hatte zunächst gedacht, dass es nur daran läge, dass sie eine dreißig Zentimeter dicke Stahlwand vom Wasser trennte, aber es war das Meer selbst, was verändert wirkte. Majikku schüttelte den Kopf. Sie kam einfach nicht dahinter.

Nachdenklich schlenderte sie zur Bürotür des Kapitäns. Sie sah Law ihrer Meinung nach viel zu selten, obwohl er sich nur für notwenige Arbeiten in sein Büro zurückzog. Seit er seine Crew wiederhatte wirkte er entspannter und tolerierte diverse Albernheiten, obwohl ihn ein Fremder wohl noch immer als herrisch und furchteinflößend bezeichnet hätte. Majikku lächelte. Vielleicht sah auch nur sie das Gute in ihm.
Ohne vorher zu Klopfen öffnete sie die Tür.

„Woran arbeitest du denn, Law?"
Genervt blickte er ihr über seinen Schreibtisch hinweg in die Augen. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie das mit dem Käpt'n lernte?
Die Blauhaarige kam näher und fläzte sich auf einen freien Stuhl. Dann sah sie ihn mit ihren strahlenden Augen an. Offensichtlich wartete sie auf seine Antwort. Aber er schwieg einfach und widmete sich wieder seiner Arbeit. Majikku grinste. Wie gerne sie ihn davon abhielt.
„Du bist wahrscheinlich heile froh, wenn du mich endlich los bist, was?"
„Ich sehne den Tag mehr und mehr herbei.", antwortete er nüchtern, ohne seinen Blick erneut zu heben.
„Weißt du... Wegen dir ist ein ordentliches Kopfgeld auf mich ausgesetzt. Da werde ich einige besondere Vorkehrungen zu meinem Schutz treffen müssen. Eine kleine Aufwandentschädigung wäre daher absolut angebracht."
Jetzt legte Law seinen Stift zur Seite und lehnte sich mit verschränkten Armen nach hinten.
„Du schuldest mir immer noch –"
„- einen Sack voll Geld?", beendete Majikku seinen Satz und knallte einen Beutel voll mit Silbermünzen auf den Schreibtisch.
„Woher zur Hölle...?"
„Anscheinend liebt es deine Crew, beim Wetten und Pokern gegen mich zu verlieren.", sie lächelte siegessicher.
„Dir ist hoffentlich klar, dass ich das Geld meiner Männer nicht als Bezahlung annehmen werde."
„Wenn du freiwillig darauf verzichtest, soll es mir Recht sein. Aber ich bin von nun an schuldenfrei!", triumphierend hob sie die Faust in die Luft.
„Mhm. Red dir das ruhig ein.", antwortete Law völlig desinteressiert und lehnte sich wieder über seinen Schreibtisch. So leicht würde er es ihr nicht machen.
„Was heckst du nun schon wieder aus?", mittlerweile kannte sie diesen Gesichtsausdruck. Und er verhieß nicht Gutes.
Glücklicherweise schien der schwarzhaarige Piratenkapitän diesmal gewillt, sie an seinen Gedanken teilhaben zu lassen.
„Wenn wir unsere Abmachung im Detail betrachten, bin ich keineswegs gezwungen dich auf der auf der schönen Frühlingsinsel Zenshima abzuliefern."
Er zog eine ältere Karte aus einer Schublade seines Schreibtisches.
„Hier zum Beispiel gibt es eine Insel mit aktiven Vulkanen und dort eine, wo es immer stockfinster ist. Wären doch viel passendere Orte für jemanden wie dich.", seine grauen Iriden funkelten ihr aus verengten Augen entgegen.
„Du verarscht mich doch!"
„Käme mir niemals in den Sinn."
„Ich hasse dich."
Er lachte leise. Und Majikkus Herz machte einen Satz. ‚Du sollst das lassen!', ermahnte sie es gedanklich. Sie streckte ihm die Zunge heraus.
„Sehr erwachsen."

Sie hatte gerade ihren Geldbeutel nehmen und mit einem theatralischen Türknallen das Zimmer verlassen wollen, als Laws persönliche Teleschnecke Laut gab. Das wurde vom ehemaligen Samurai zunächst nur mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert.
*bbrrttt* *bbrrttt* Er ließ sie eine Zeit lang klingeln, bis der Ton endlich verstummte. Nur um kurz darauf erneut zu beginnen.
„Was ist?", herrschte Law jetzt in das nützliche Tier.
„Nein."
„Das ist schlecht."
„Neben Midgar."
„Gut."
Gespräch beendet. Wenn man nur eine Seite mitbekam, erschloss sich wenig Sinn daraus. Vor allem wenn die langen Pausen zwischendurch induzierten, dass der unbekannte Gesprächspartner den Hauptpart des Redens übernommen hatte.
Majikku sah ihn fragend an.
„Wir haben ein Date", entgegnete der gutaussehende Mann ihr gegenüber und sah ihr direkt in die Augen. Erst nach einem langen Atemzug fügte er ein „mit den Strohhüten." hinzu.

Ein Treffen auf Zenshima? Majikku grübelte darüber nach, als sie den Flur in die entgegengesetzte Richtung entlangging. Wieso war ihre Anwesenheit dabei von Nöten? Und wussten Ruffy und die Anderen überhaupt, dass sie mit den Heart-Piraten reiste? Sie vertagte den Gedanken auf später. Jetzt war sie erstmal froh, dass sie auf dieser Insel nicht einfach ausgesetzt wurde. Sie blieb abrupt stehen, als sie plötzlich realisierte, dass es ihr nur darum ging, ihren Abschied von Law weiter hinauszuzögern.

Ruffy hatte dem Chirurg des Todes ein Ohr bezüglich eines baldigen Treffens abgekaut, anscheinend verfolgten sie ein ähnliches Ziel wie er und hatten als nächstes die Insel Midgar angepeilt. Allerdings würden sie sich vorher in der Hauptstadt auf Zenshima treffen, welche nebenan lag, um einen Plan auszuarbeiten. Soweit das mit den Strohhüten möglich war. Und er hatte einer fixen Idee folgend beschlossen, Majikku mit zu diesem Treffen zu nehmen. Eigentlich lag das nur darin begründet, dass er ein wenig damit prahlen wollte, dass sie noch immer an seiner Seite war, obwohl sie die Einladung von Ruffy abgelehnt hatte. Er schüttelte den Kopf. Seit wann waren ihm solche Dinge wichtig? Womöglich dachte er in Anwesenheit der schönen Blauhaarigen einfach mit dem falschen Körperteil. „Der Kopf. Du sollst immer den Kopf benutzen.", murmelte Law gerade zu sich selbst, als er ein Räuspern hörte und daraufhin aufsah.
Bepo stand vor ihm. „Entschuldigung, ich wollte nicht stören Käpt'n."
„Sprich."


Shachis Augen leuchteten. Vor ihm stand eine riesige Portion Lasagne. Fast die gesamte Crew hatte sich zum Mittagessen im Aufenthaltsraum eingefunden, nur Ikkaku verblieb wie immer bei ihren geliebten Maschinen. Aber aus gegebenem Anlass hatte sie sich gleich zu Beginn etwas vorbeibringen lassen, anschließend würde nämlich nichts mehr übrig sein.
Der Rothaarige schaute in die gesellige Runde. Gut gelaunt und lautstark unterhielten sich die Hearts. Den Käpt'n schien es nicht zu stören, er saß ihm gegenüber und schien in Gedanken versunken zu sein. Majikku saß rechts von ihm und hatte sich an Bepo gelehnt, die beiden waren in kürzester Zeit nahezu unzertrennlich geworden. Einmal hatte er sie sogar dabei erwischt, wie sie ihm das Fell bürstete und ihm dabei irgendwelche Geschichten erzählte. Bei der Erinnerung daran musste er lächeln. Wenn sein Käpt'n das wüsste, wäre er wahrscheinlich eifersüchtig.

Gerade wollte sich Shachi eine weitere Portion auffüllen, als plötzlich eine heftige Erschütterung durch das Schiff ging. Die Crew verstummte und sah von ihren Tellern auf.
Verwirrt fragte er sich, ob sie wohl gerade etwas gerammt hatten, als der zweite Aufschlag folgte. Unter einem ächzenden Geräusch wurde überraschend ein riesiges Loch in die Außenwand des Zimmers gerissen und sofort schossen die Wassermassen hinein. Durch den Druck wurde die Crew von ihren Plätzen gefegt und vom schäumenden Salzwasser verschluckt. Binnen weniger Sekunden war der Raum bis zur Decke geflutet.
Law und die anderen Teufelsfruchtnutzer waren sofort außer Gefecht und auch der Rest würde sich in Anbetracht der Tiefe nicht mehr retten können.

Shachi war von klein auf klar gewesen, wie gefährlich das Piratenleben sein würde. Und in all den Schlachten, in denen sie hätten sterben können, hatte er stets geglaubt, dass ihr Tod – sein Tod – bedeutend sein würde.
Niemals hätte er daran gedacht, dass die Heart-Piraten elendig im Meer ertrinken würden.


Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]Where stories live. Discover now