Böse Überraschung

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„Und so lange soll ich noch herumlaufen wie eine Obdachlose?", Law hatte Majikku soeben eröffnet, dass er ihr erst neue Kleidung besorgen würde, wenn er abreiste.
„Logisch. Was bringen dir neue Klamotten, wenn du sie beim Training dann direkt wieder ruinierst?" Natürlich hatte er Recht. Allein heute hatte sie sich zwei neue Löcher in ihren Rock gerissen.
„Geizhals.", sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„Sagt die Frau, die keinen einzigen Berry hat und trotzdem seit Wochen in einem gemieteten Zimmer lebt."
„Wenn ich diejenige mit dem Geld wäre, würde ich es natürlich schwesterlich teilen."
„Du meinst wohl eher brüderlich."
„Ich meine, dass du schon ganz schön darauf achtest, wie deine Mütze sitzt und dass dein Mantel immer schön sauber ist und du gut riechst und –"
Law runzelte die Stirn. Hatte sie gerade wirklich ‚gut riechen' gesagt?
„Duschen kann ich nur empfehlen. Solltest du auch mal probieren.", unterbrach er sie.
Sie hatten gerade einen anstrengenden Tag hinter sich und länger trainiert als sonst, sodass sie direkt zum Essen gegangen waren, ohne sich vorher frisch zu machen. Und Majikku hatte stark geschwitzt. Das Training war für sie deutlich anstrengender als für ihn, aber dafür wurde sie auch von Tag zu Tag besser.

Sie hatten mittlerweile fünf Wochen ununterbrochen trainiert und heute hatte Majikku das erste Mal so etwas wie Erfolg verspürt. Mit einer ordentlichen Menge Wasser hatte sie gegen Law in der Mitteldistanz gekämpft. Ab einer gewissen Geschwindigkeit konnte sie damit Dinge zerschneiden, das war ihr an dem Tag aufgefallen, an dem sie das erste Mal dichter an ihren Begleiter herangekommen war. Er setzte ihren Angriffen sein Schwert entgegen, was eine knifflige Sache war, denn wenn sich Majikku nicht richtig konzentrierte klatschte ihm das Wasser einfach ins Gesicht. Mehrfach hatte er heute schon wie ein begossener Pudel ausgesehen. Bei dem Gedanken daran kicherte sie leise, was Law mit einem bösen Blick strafte.

Als sie irgendwann den Bogen raus gehabt hatte, wurde der Kampf dynamischer und auf ihrem absoluten Hochpunkt hatte sie es irgendwie geschafft, ihm mit einem Wasserstrahl sein Schwert aus der Hand zu schleudern. Er schien darüber genauso überrascht gewesen zu sein wie sie, aber Majikku hatte tatsächlich schneller darauf reagiert. Sie war auf ihn zugestürmt, hatte mit ihrem goldenen Dolch ausgeholt und nur eine Haaresbreite vor seinem Hals gestoppt.
Der klatschnasse Schwarzhaarige hatte einmal schwer geschluckt und dann genervt mit den Augen gerollt als Majikku triumphierend die Hände in die Luft geworfen und einen kleinen Freudentanz aufgeführt hatte.

Danach steckte sie wie gewohnt die Niederlagen ein und fand sich mehr als einmal in einem Haufen Geröll wieder. Law schien sie besonders gnadenlos darauf hinweisen zu wollen, dass ihr kleiner Erfolg nur ein Glücksgriff gewesen war. Und so wurde sie sowohl in der Distanz als auch im Nahkampf vernichtend geschlagen, was einige körperliche Blessuren zur Folge hatte. Trotzdem war ihre Laune seitdem ungetrübt.
‚Sieg ist Sieg',
dachte Majikku freudig, auch wenn sie wusste, dass sie kein wirklicher Gegner für den ehemaligen Samurai war.

„Hast du schon etwas von Bepo gehört?", fragte sie ihn gerade, als der Kellner ihr Abendessen brachte. Er hatte ihr aus purer Langeweile ein wenige über seine Crew erzählt und insbesondere der Navigator hatte es der Blauhaarigen anscheinend angetan. Offensichtlich empfand sie für Eisbären dasselbe wie für Papageien. Vor ein paar Tagen hatte er ergänzt, dass Bepo wahrscheinlich als erstes mit ihm in Kontakt treten würde, wenn seine Crew irgendwann auf dieser Insel angekommen wäre. Und er hatte Majikku versprechen müssen, dass sie ihn einmal streicheln durfte. Law seufzte. Im Nachhinein war er sich nicht sicher, wie er das gegenüber seinem Freund verkaufen sollte.

Nach dem heutigen Tag hatte Majikku einen Bärenhunger und sich daher schon die halbe Portion einverleibt bis sie merkte, dass es eigentlich nicht schmeckte. Sie schaute ihr Gegenüber an und ihr Atem stockte. Law war kreidebleich geworden und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab.
„Law du siehst furchtbar aus. Geht es dir gut?", besorgt blickte sie ihm ins Gesicht, aber er verzog es nur schmerzverzerrt. Dann ließ er sein Besteck fallen.
„Scheiße! Was ist mit dir? Law? Sag doch was! LAW!", Majikku hatte nach seiner Hand gegriffen, die mit kaltem Schweiß bedeckt war. Als er in sich zusammensackte, war sie um den Tisch gesprungen und hatte ihn aufgefangen. Er war kaum noch bei Bewusstsein. Und doch bewegten sich seine Lippen. Sie beugte sich zu ihm herab, um ihn verstehen zu können.
„G-Gift...l-lauf...we-", aus seinem Hals drang ein gurgelndes Geräusch und er verstummte.

Majikkus Gedanken rasten. ‚Scheiße, scheiße, scheiße! Wer hat ihn vergiftet? Wer weiß überhaupt, dass er hier ist und was –'. Mittlerweile hatten die meisten Anwesenden das Specktakel mitbekommen, aber niemand eilte zur Hilfe. Hätte sie auf Izakaya auch sehr gewundert.
„Du darfst nicht sterben, Law. Hörst du mich? Halte durch.", flüsterte sie ihm zu, sie war absolut hilflos und spürte die Tränen in ihre Augen schießen, als plötzlich die Eingangstür aufgetreten wurde.

Marinesoldaten. Sie stürmten in den Schankraum und kamen genau auf Majikku und den am Boden liegenden Piraten zu. Sie verspürte den Drang ihn zu verteidigen, kam aber nicht einmal dazu aufzustehen. Einige Marinesoldaten hatten sich anscheinend auch zum Hintereingang hineingeschlichen und einer von ihnen hatte Majikku soeben den Griff seines Gewehrs brutal über den Kopf gezogen. Mit einer Platzwunde schlug sie bewusstlos neben Law auf dem Boden auf.

Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]Where stories live. Discover now