Pläne

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Shachi knallte seine Karten auf den Tisch. „Full House!"
„Na heute läufst du ja zu Höchstform auf.", gab Penguin anerkennend zu.
„Ein blindes Huhn findet eben auch mal ein Korn."
Uni begann neu zu mischen, während der Rothaarige grinsend seinen Gewinn vor sich stapelte.
Der Blick des Smutje wanderte dabei zum wiederholten Male zu Majikku. Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe und hatte bisher kaum ein Wort gesprochen. Außerdem hatte sie schon mehrfach aufgrund bloßer Unachtsamkeit verloren. So ein Verhalten war absolut untypisch und er fragte sich, was wohl in ihrem hübschen Kopf vorging.

„Majikku!", rief Bepo während er in den Aufenthaltsraum stürmte.
„Der Käpt'n will mit dir reden. Er meint es wäre wichtig."
Die Blicke aller Anwesenden ruhten auf der Blauhaarigen, die sich nun langsam von ihrem Platz erhob.
„Bitte entschuldigt mich.", sagte sie in ihre Pokerrunde und ließ ihre restlichen Berry unbeachtet auf dem Tisch zurück. Sie hatte sich sowieso nicht richtig auf das Spiel konzentrieren können, da permanent andere Dinge in ihrem Hirn kreisten. Der Abschied rückte näher und das schien sie mehr zu beschäftigen, als sie sich eingestehen wollte.

„Komm rein.", vernahm sie Laws raue Stimme, nachdem sie wenig später an seine Bürotür geklopft hatte.
„Bepo meinte, du wolltest mich sprechen." Sie hatte sich einen lockeren Spruch verkniffen, als sie sein ernstes Gesicht bemerkte. Zudem hatte er ein heilloses Durcheinander auf seinem Schreibtisch veranstaltet, dessen Mittelpunkt eine Karte bildete. Er hatte sich darüber gebeugt und nur kurz zu ihr aufgesehen, bevor er etwas auf das gelbliche Papier schrieb.
„Ich habe eine wichtige Frage an dich, Majikku."
Er stützte nun beide Hände auf der Platte ab und sah sie ernst an. Die Blauhaarige legte den Kopf schief. Er sprach sie selten mit ihrem Namen an.
„Kann ich dir vertrauen?"
Überrascht und gleichzeitig verwirrt kniff sie die Augen zusammen.
„Sprich.", forderte der Kapitän, als sie nicht sofort antwortete. Seine Miene war dabei unergründlich.
„Natürlich kannst du das." Ein wenig gekränkt war sie schon, denn das sollte er eigentlich wissen.
„Gut."

Nach mehreren Momenten der Stille bemerkte Law, wie sie unruhig wurde. Schließlich stand sie noch immer wie bestellt und nicht abgeholt inmitten seines Büros. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und zupfte dabei am Saum des gelben Pullovers, den sie offensichtlich restlos vom Blut der Seekönige hatte befreien können. Er ließ das unkommentiert. Sollte sie ihn eben behalten, wenn sie unbedingt wollte. Außerdem sah er sie ganz gern darin.
Aber es gab wichtigere Dinge, mit denen er sich beschäftigen musste. Und diese hatten eine solche Bedeutung, dass er heute über seinen Stolz hinweg sehen musste. Auch wenn es nur wenige Sachen gab, die ihm ähnlich widerstrebten. Er seufzte.
„Ich könnte hierbei deine Hilfe gebrauchen.", begann der Schwarzhaarige, woraufhin sich Majikku langsam näherte. Sie war nicht auf den Kopf gefallen und auf diese Fähigkeit baute er. Jeder noch so kleine Fehler dabei würde nämlich ihren sicheren Tod bedeuten.

Still betrachtete sie die Dokumente und die Karte auf dem Tisch. Die Insel Zenshima lag im Zentrum und die Gebiete der Kaiser waren eingezeichnet. Interessiert hob sie den Blick und sah in Laws graue Augen, als dieser sprach.
„Wir werden in ca. 14 Stunden dort ankommen. Was weißt du bisher über Zenshima?"
Majikku hatte sich bereits frühzeitig darüber informiert, schließlich wollte sie sich dort ein neues Leben aufbauen. Daher fiel ihr die Antwort leicht.
„Zenshima besteht im Grunde aus einer riesigen gleichnamigen Stadt und ist stinkreich. Sie trägt den Beinamen Frühlingsinsel oder Diamantstadt und gehört zum Territorium des Piratenkaisers Kaido. Von dort aus werden Edelsteine und feine Schmuckstücke in die gesamte Welt exportiert, weshalb 90 % der Bevölkerung zur Oberschicht und die restlichen zur oberen Mittelschicht gehören. Andere Gruppen sind dort anscheinend nicht vertreten."
„Warum meinst du, ist das so?"
„Nun flächenmäßig ist es keine große Insel, es gibt schlichtweg keinen Platz für Landwirtschaft und demnach auch keine Bauern. Die Lebensmittel werden alle importiert. Es gibt ansonsten unzählige Goldschmieden, Hotels, teure Restaurants und viel Tourismus. Alles sehr hochpreisig. Und deren Mitarbeiter werden übertrieben gut bezahlt. Deswegen hat wohl niemand Existenznöte."
„Und woher kommen dann die Diamanten, mit denen seit Jahrzehnten so reger Handel betrieben wird?", bohrte Law weiter. Anscheinend wollte er, dass Majikku eine wichtige Erkenntnis selbst kam. Darüber hatte sie noch nie nachgedacht.
„Mhm... Abbauen können sie sie auf Zenshima schon mal nicht, also wäre es wahrscheinlich günstig...", sie lehnte sich über die Karte und entdeckte die nahegelegene Insel Midgar, neben der ein kleiner Kristall eingezeichnet war.
„Verstehe. Hier bauen sie wohl die Edelsteine in den Mienen ab."
„Richtig. Dort arbeiten die Sklaven und Ausgestoßenen für die Reichen. Gerade so weit entfernt, dass man das Elend von der Hauptinsel aus nicht sehen kann und trotzdem kurze Handelswege übers Meer hat. Einen halben Tag benötigt man mit einem gewöhnlichen Schiff."
Das war ja alles schön und gut, aber worauf zur Hölle wollte er hinaus? Fragend sah sie ihn an.

„Zenshima gehört zu Kaidos Gebiet, während Midgar offiziell noch ein Streitthema ist. Tatsächlich gehören die beiden Inseln aber zusammen, denn wenn die Rohstoffe nicht mehr geliefert werden, würde Zenshima fallen. Dadurch fiele eine riesige Einnahmequelle weg. Daher ist Kaido darauf bedacht, die Seewege rund um Midgar zu bewachen wie ein Huhn das Ei, vor allem damit Blackbeard nicht drüber herfällt. Die Kampfkraft auf dem Meer ist eine von Kaidos Stärken, weshalb ein Kampf auf dem Ozean dumm wäre. Es sei denn man hätte eine Trumpfkarte in der Hand. Jemand der einen entscheidenden Vorteil auf dem Wasser hat." Seine Augen funkelten sie an.

Majikku hob die Hände abweisend vor sich: „Du überschätzt mich gewaltig. Im Alleingang kann ich unmöglich eine ganze Flotte versenken."
„Sollst du auch nicht. Es reicht absolut wenn Kaido denkt, dass du es könntest."
„Du willst ihn also herauslocken."
„Korrekt. Die Strohhüte, du und ich dürften für ihn eine Bedrohung darstellen, die groß genug ist, damit er seinen fetten Arsch hierher bewegt."
„Mhm...", jetzt verstand Majikku, wieso Law mit ihr darüber hatte sprechen wollen. Er hatte anscheinend nicht die Absicht sie einfach an Land abzusetzen, sondern wollte sie zunächst noch für seine Zwecke missbrauchen. Und auf eine verdrehte Art schien er sie dazu gerade um Erlaubnis zu fragen.

„Wenn ihr scheitert jagt mich ein Piratenkaiser. Wenn ihr es schafft, dann wird mein Kopfgeld explodieren und die restliche Welt wird mich jagen. Klingt nicht sehr verlockend, um ehrlich zu sein."
Law sah in ihre türkisen Augen. Natürlich hatte sie Recht. Aber er hatte eigentlich nicht vorgehabt, sie wirklich auf dieser Insel zurückzulassen. Er nahm die Mütze ab und fuhr sich durch sein dichtes schwarzes Haar. Diesen Gedanken sollte er schnell über Bord werfen. Genau wie Majikku.
„Es wird klappen. Und dann kannst du beruhigt auf der Frühlingsinsel leben, denn spätestens nach diesem Sieg wird Ruffy als neuer Kaiser ausgerufen und du wirst unter seinem persönlichen Schutz stehen."
Sein entschlossener Blick ruhte auf ihr, während sie ihre Optionen abzuwägen schien.
Erst nach einer gefühlten Ewigkeit bekam er eine Antwort. Und sie stellte Bedingungen.

~

Majikkus dunkelblaue Haare fielen locker wie ein Kranz um ihr hinabgeneigtes Gesicht. Von seiner Position aus konnte Law ihre langen dunklen Wimpern sehen, die einen schönen Kontrast zu ihrer porzellanfarbenen Haut zeichneten. Er schüttelte den Kopf. Der Plan. Darauf musste er sich zu einhundert Prozent fokussieren.
Nun lehnte sich die Blauhaarige etwas über den Tisch um zu entziffern, was er da an die Insel geschmiert hatte. Dabei erhaschte er etwas von ihrem Geruch. Sie duftete wie ein warmer Sommerregen. Er rieb sich die Schläfen.

„Kannst du bitte mal rausgehen?", fuhr er sie aus dem nichts heraus forsch an.
„Warum? Ich dachte ich soll dir helfen?", sie war sichtlich verwirrt.
„Ich hab's mir anders überlegt."
„Hast du irgendwie Stimmungsschwankungen?"
„Lass mich einfach mal in Ruhe nachdenken."
„Ich hab doch überhaupt nichts gesagt."
„Geh raus."
„Ist ja gut, bin ja schon still.", was war denn nun sein Problem? Sie musterte ihn wortlos und beobachtete, wie er ein Loch in die Tischplatte starrte.

Law versuchte sich auf die eingezeichneten Routen und ihre Notizen zu konzentrieren, bemerkte jedoch Majikkus Blick, der auf ihm ruhte.
„Ok, das reicht.", er richtete sich auf und sah sie an. „Ab hier schaffe ich es auch alleine."
„Was?! Ich mache doch überhaupt ni-"
„Du lenkst mich ab!"
‚Oh.', ihre Augen wurden groß und ihre Wangen rot. Als Law das bemerkte, fiel ihm erst auf, was er da gerade gesagt hatte.
„Bild dir darauf jetzt bloß nichts ein.", setzte er grimmig hinterher, während sich Majikku still zur Tür bewegte und sie leiser hinter sich schloss. Und da anschließend ihre Schritte zu hören waren, rechnete sie wohl nicht damit, wieder hereingebeten zu werden.

Der Käpt'n zählte innerlich bis zwanzig, bis er endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
Er hatte ihr die weitere Vorgehensweise genau erläutert und gemeinsam hatten sie in stundenlanger Kleinarbeit einen guten Plan ausgearbeitet, an dem nur noch wenige Feinheiten angepasst werden mussten. Aber je länger sie so dicht beieinander gestanden hatten, desto schwieriger war ihm das logische Denken gefallen.
Jetzt konnte er endlich wieder seinem Verstand trauen. Wenn alles reibungslos lief, würde in wenigen Tagen eine Menge Blut vergossen werden. Und es würde nicht ihr eigenes sein. Er griff zu seiner Teleschnecke. Es war an der Zeit den Plan in die Tat umzusetzen.

Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]Where stories live. Discover now