Training

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Als sie nun aus einem unlogischen Traum hochschreckte bemerkte sie, dass es bereits hell geworden war. Neben ihrem Bett stand Law und blickte auf sie herab. Erschrocken zog sich Majikku die Decke bis zum Hals. „Was zum Teufel tust du hier!?", schrie sie.
„Ich wollte dich zum Training abholen."
„Und da kommst du einfach in mein Zimmer und starrst mich an? Ehrlich, wenn du das erste wärst was ich morgens sehen wollte, dann würde ich nicht in meinem eigenen Zimmer schlafen.", mit den Worten wickelte sie sich die Decke um den Körper und huschte in das angrenzende Bad.

Als sie wenige Minuten später wieder heraustrat, hatte sie damit gerechnet, dass Law gegangen war. Aber er stand noch immer im Raum und schaute aus dem Fenster. Ohne sich zu ihr umzudrehen, sprach er sie an: „Ich konnte dich heute Nacht schreien hören."
Sonderlich sensibel war er ja nicht. Verlegen schaute Majikku auf den Fußboden.
„Es sind nur Träume.", murmelte sie.
„Manche Dinge kann man eben nicht loslassen. Vor allem nicht die schlimmen Dinge. Sie suchen einen heim, wenn man wehrlos ist. Scheinbar nur um dich daran zu erinnern, was du alles falsch gemacht hast und wie kaputt deine Familie ist.", dabei hatte Law die Stimme gesenkt und Majikku war unsicher, ob sie noch immer über ihre Träume sprachen oder ob es ihm vielleicht genauso ging.

~

Obwohl sie anschließend kaum miteinander sprachen, fühlte sich Majikku wohl.
Gemeinsam gingen sie vor die Tür und sie folgte dem großgewachsenen Pirat immer weiter in die steinige Landschaft bis sie die Zivilisation nur noch am Horizont ausmachen konnte.
Dann blieb er plötzlich stehen. „Hier ist gut."
Er drehte sich um und schaute sie an: „Room."
Majikku befand sich nun mit ihm in einer Halbkugel gefangen. So hatte er auch auf dem Schiff gekämpft. Anscheinend konnte er innerhalb seines Raumes alles nach Belieben verändern. Eine äußerst mächtige Kraft. Allerdings war ihr unklar, wieso sie für ihr Training in seinem Raum arbeiten musste. Ihren fragenden Blick musste Law bemerkt haben, denn er antwortete.
„Erstens kannst du so sehr gut mit den beweglichen Gegenständen trainieren.", dazu bewegte er minimal den Zeigefinger seiner rechten Hand, woraufhin einige Steine in ihre Richtung flogen, denen Majikku geschickt auswich. „Und zweitens täte mir ein bisschen mehr Ausdauer im Erzeugen meiner Rooms auch ganz gut. Also quasi zwei Fliegen mit einer Klappe."
Dem hatte Majikku nichts entgegenzubringen.

Und so trainierten sie zunächst ihre Schnelligkeit und dann ihre Kräfte. Die Wassermengen, die sie auf dem Land befehligte, waren jedoch um einiges kleiner, als die auf dem offenen Meer. Sie erklärte Law, dass sie das Wasser nur begrenzt aus der Umgebung und Luft ziehen konnte, während es auf dem Ozean nahezu unendlich vorhanden war. Und dass sie daraus ihre Kraft zog. Deswegen hatten ihre Angriffe auf dem Schiff so mühelos gewirkt, während sie sich hier nach viel weniger schon keuchend auf dem Knie abstützen musste.

Mehrfach hatte Law ihr eine Pause angeboten, aber sie raffte sich immer wieder auf und kämpfte weiter. Irgendwann hatte sie sich anscheinend zum Ziel gesetzt, ihn im Kampf zu erreichen, denn immer wieder versuchte sie auf ihn zuzustürmen. Doch die herumfliegenden Gesteinsbrocken hielten sie permanent davon ab.

In den frühen Abendstunden sackte sie irgendwann vor Erschöpfung zusammen. Sie hatte sich bis zu ihren allerletzten Kräften verausgabt, ohne Zeit zu Regenerierung. Langsam lief Law auf sie zu, auch er hatte sich angestrengt und war müde. Aber er hätte noch genügend Energie für einen weiteren Kampf gehabt. Schweiß tropfte von Majikkus Stirn, als sie ihn schwer atmend ansah. Er hielt ihr seine tätowierte Hand hin und zog sie auf die Beine. Gemeinsam gingen sie gemütlich zurück zu ihrer Unterkunft, wo nach einer heißen Dusche endlich das üppige Abendessen auf sie wartete.

Der Schankraum war vom Wirt wieder einigermaßen hergerichtet worden und randvoll mit Betrunkenen, sodass sich Law und Majikku ihre Sitzecke mit vier weiteren Männern teilen mussten. Diese stammten augenscheinlich aus dem North Blue und waren Piraten auf der Suche nach dem One Piece. Dabei, betonte der Kapitän der Gruppe, würden sie aber jedem Gegner so gut es ginge aus dem Weg gehen. Dann hätte sie die Marine nämlich nicht so auf dem Schirm. Gut gelaunt tranken sie eine Menge Sake und immer wieder versuchten sie Majikku zum Mitkommen zu überreden, was sie jedoch höflich bestimmt ablehnte.

Nachdem sie einige Zeit gemeinsam dort verbracht hatten, stand Law langsam auf. Es war bereits spät und er wollte morgen ihr Training fortsetzen. Majikku tat es ihm gleich und wollte in Richtung ihres Zimmers gehen, als sie einer der Männer unsanft am Arm griff und festhielt. „Hey Püppchen, bleib doch noch ein wenig bei uns. Schließlich stehen uns noch genug einsame Nächte bevor." Angewidert schaute sie den kräftigen Mann an und legte sich gerade eine schnippische Antwort zurecht, als Law sich umdrehte und die vier Piraten finster anblickte.
„Vorsichtig.", zischte er. Dabei ging von ihm eine düstere Aura aus, bei der sich bei allen Anwesenden sofort die Nackenhaare aufstellten. Ein Großteil der Gäste drehte sich zu ihrer kleinen Gruppe herum und erkannte was Law war. Furchteinflößend und mächtig.
Sofort lies der Fremde Majikkus Arm los. „T-t-tut mit l-leid. W-ir wussten j-ja nicht, da-dass es d-d-eine Frau ist.", stammelte er und hob schützen die Hände vor sich. Auch den anderen drei war nicht mehr nach Lachen zumute.
„Jetzt wisst ihr es.", antwortete Law kalt und ging.

Majikku folgte ihm schweigend, bis sie an seiner Zimmertür angekommen waren. Er öffnete sie und trat in den kleinen Raum, Majikku hatte fest damit gerechnet er würde ihr die Tür direkt vor der Nase zuschlagen. Aber er drehte sich um und schaute ihr tief in die Augen. Ihr Puls beschleunigte sich, was sie zu ignorieren versuchte.
„Also morgen wieder selber Ort, selbe Zeit?", fragte sie ein wenig unsicher.
Law schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Vermutlich bringt dich das Training mit mir nicht wirklich weiter, aber mir hilft es enorm, wirklich. Deswegen würde ich damit gerne fortfahren.", jetzt neigte sie ihren Oberkörper ein wenig nach vorne, um ihrer Bitte Ausdruck zu verleihen. (Ähnlich der japanischen Verbeugung)
Der Chirurg des Todes schaute sie zunächst fragend an und runzelte dann die Stirn. Am liebsten hätte er sich mit der Hand gegen dieselbe geschlagen. Zum wiederholten Male hatte er sich in ihren schönen Seelenspiegeln verloren, weshalb ihre erste Frage überhaupt nicht zu ihm durchgedrungen war. Er hatte sich richtig losreißen müssen, was seine hübsche Begleiterin offensichtlich falsch verstanden hatte. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sie das Training täglich fortsetzten.
„Geht klar. Wir können trainieren, bis meine Crew mich hier abholt. Du scheinst den nötigen Biss dazu zu haben.", antwortete er. Dann grinste er ein wenig als er fortfuhr: „So viel Biss wie jemand mit einem Papageien-Schlafanzug nun mal haben kann."
Jetzt lief Majikku doch tatsächlich rot an. Sie hatte sich am Morgen extra schnell die Decke um den Körper gelegt, damit er ihre knappe und mit bunten Vögeln bedruckte Kleidung nicht sah. Aber wer weiß wie lange er vor ihrem Aufwachen dort bereits gestanden hatte.
„Hey!", wütend kam sie auf ihn zu und drückte ihm ihren Zeigeinger gegen die Brust, wie sie es auch auf der Thousand Sunny getan hatte. „Erstens sind Papageien unglaublich kluge Tiere und süß noch obendrein. Und zweitens sollte ein Spanner wie du nicht so große Töne spucken. Und erst recht kein Spanner mit Brot-Phobie!", Majikku hatte bereits auf dem Schiff der Strohhüte bemerkt, dass er es nicht aß und hier war es ihr noch einmal mehr aufgefallen.

Law lächelte und griff blitzschnell ihre Hand, mit der sie ihn berührt hatte. Er umschloss das Handgelenk und drückte es gegen die Wand neben seiner Zimmertür. Und da Majikku nun mal fest mit ihrem Arm verbunden war, stand sie nun auch mit dem Rücken daran. Der Schwarzhaarige war einen weiteren Schritt auf sie zugekommen, sodass nur noch wenige Zentimeter zwischen ihren Körpern lagen. Majikku spürte wie ihr Gesicht heiß wurde.
„Sonst was? Spießt du mich dann mit deinem Zeigefinger auf?", offensichtlich amüsierte ihn das Ganze.
Majikku versucht ihre Hand aus seinem Griff zu lösen, aber er hatte einfach zu viel Kraft. Grimmig blickte sie in seine sturmgrauen Augen. Er war deutlich größer als sie, obwohl sie selbst nicht gerade klein war und er roch unglaublich gut. Das war ihr vorher nicht aufgefallen, schließlich waren sie sich bisher nie so nahe gekommen. Sie spürte ein verdächtiges Kribbeln im Unterleib und ärgerte sich sofort darüber. Ihr Männergeschmack war seit jeher fraglich gewesen.
„Vielleicht nehme ich auch den hier", antwortete sie, als sie langsam ihre freie Hand hob und ihm ungeniert den Mittelfinger zeigte.
Nun kam sie in den Genuss von etwas äußerst seltenem. Law lachte. Laut. Und Majikku liebte es. Er sah so viel jünger und unbeschwerter aus, als das üblicherweise der Fall war. Jetzt stahl sich auch ein Lächeln auf ihr Gesicht, denn Law schien sich überhaupt nicht mehr einzukriegen. Sie nutzte die Ablenkung, um ihr Handgelenk wieder zu befreien und ein wenig mehr Abstand zwischen sich zu bringen.

Majikku lehnte sich lässig gegen den Türrahmen und wünschte dem noch immer lächelnden Chirurg des Todes eine gute Nacht. Zum Abschied zeigt sie ihm noch einmal den Finger, was er anscheinend hochgradig amüsiert erwiderte. Das ihm das Ganze offensichtlich äußerst nachhaltig Spaß bereitete, bemerkte Majikku dann in den folgenden Tagen, denn sämtliche Begrüßungen und Abschiede fielen von nun an so aus. Und immer wieder stahl sich dabei ein kleines Lächeln auf seine Lippen.

Als sie anschließend in ihrem Bett lag fiel ihr erst auf, wie erschöpft sie eigentlich war. Das Training war hart gewesen und würde wohl noch viel härter werden. Law hatte ihr gesagt, dass seine Crew ihn auf dieser Insel abholen würde, er jedoch keine Ahnung hatte, wann es soweit wäre. Schließlich müssten sie zunächst herausfinden, dass er die Schlacht in Dressrosa überlebt hatte. Und dann müssten sie erst einmal hierherkommen. Es könnte also ein paar Tage dauern. Oder Wochen. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, wenn sie an mehrere Wochen von diesem Training dachte. Aber ein weiterer Gedanke schlich sich ein: sie wäre weiterhin in seiner Gesellschaft. Sie schüttelte vehement den Kopf. An so etwas durfte sie einfach nicht denken. Er war der Kapitän einer Piratenbande, mit einem Kopfgeld von mindestens 500.000.000 Berry und da war noch Potential nach oben. Wer weiß, vielleicht würde er irgendwann Piratenkönig sein? Auf jeden Fall würde er auf kurz oder lang diese Insel verlassen und sie würde bleiben. Es hatte also keinen Sinn, sich in etwas hineinzusteigern. Auch wenn ihr Körper ihr andere Dinge signalisierte.
Plötzlich kam ihr wieder die Szene in der Kneipe in den Sinn. Hatte er sie da tatsächlich verteidigt und gesagt, sie gehöre zu ihm? Sie spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. ‚Genug jetzt Majikku. Du interpretierst nur wieder zu viel hinein.', ermahnte sie sich gedanklich selbst. Es dauerte nur noch wenige Minuten, bis sie endlich ihrer Müdigkeit nachgeben konnte und einschlief.

Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]حيث تعيش القصص. اكتشف الآن