Ungehorsam

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Das Auftauchen wurde von Majikku nicht wahrgenommen. Sie war in den Flur gelaufen und sofort zusammengebrochen, jedoch von starken Armen vor einem Aufschlag auf dem Boden geschützt worden. Natürlich war es Law. Er hatte gewusst, dass sie in der Sekunde kollabieren würde, in der das Adrenalin des Kampfes abflaute. Denn sie hatte ihren Körper und ihre Kräfte offensichtlich überansprucht.
Bei der anschließenden Untersuchung stellte er jedoch erstaunt fest, dass es sich bei den roten Verfärbungen hauptsächlich um fremdes Blut handelte. Majikku hatte zwar einige eigene Verletzungen, aber keine lebensbedrohlichen. Er entschied sich dazu, zunächst die wichtigeren Fälle zu behandeln. Penguin musste operiert werden, da eine gebrochene Rippe seine Lunge verletzt hatte und Bepos Platzwunde am Kopf benötigte mindestens sieben Stiche. Er befahl der Blauhaarigen solange im Krankenzimmer zu warten, was sie selbstverständlich nicht tat.

Sie hatte für Laws Einschätzungen ihre Oberbekleidung ausgezogen, die so über und über mit Blut besudelt war, dass nichts mehr auf die ursprüngliche gelbe Farbe hindeutete. Ansonsten schien sie oberflächliche Bisswunden und unzählige Prellungen am Torso davongetragen zu haben. Also nichts was sie davon abhalten konnte, erst einmal zu duschen. Und da Law einige Zeit beschäftigt sein würde, schlich sie auf wackeligen Beinen in sein privates Zimmer. Ein eigenes Bad. Das wäre jeden Ärger wert, den sie bekäme, wenn er sie erwischen sollte. Sie hatte sich mit der Schlafsituation bei der Crew abgefunden, auch wenn Bepo zugegebenermaßen ordentlich schnarchen konnte, aber die gemeinschaftlichen sanitären Einrichtungen, vor allem die Duschen, stellten Majikku jedes Mal vor einige Probleme.

Laws Zimmer war kleiner als sie es für einen Kapitän erwartet hatte und gänzlich mit dunklem Holz verkleidet. Ansonsten befanden sich darin lediglich ein großer Schrank, das Bett sowie ein Nachttisch mit einem geöffneten Buch über Medizin. Das dazugehörige Bücherregal hatte sie bereits in seinem Büro bemerkt. Durch die einzige Tür betrat sie das Badezimmer und unterdrückte bei einem flüchtigen Blick in den Spiegel einen Aufschrei. Sie sah wirklich scheußlich aus, dreckig und mit blutverkrusteten Haaren.
Es dauerte lange, bis sich das Wasser unter ihr nur noch von ihren eigenen Wunden rot färbte. Den brennenden Schmerz konnte Majikku gut ausblenden, viel zu sehr genoss sie das warme Wasser auf ihrer Haut. Anschließend schlüpfte sie in frische Unterwäsche und ihre Ersatzhose, deren Anschaffung sich soeben bezahlt gemacht hatte und legte ihre Hand auf den Türgriff des Badezimmers. Den gelben Pulli würde sie wahrscheinlich kochen müssen, um ihn wieder sauber zu kriegen und ein anderes Oberteil hatte sie nicht. Es sei denn...
„Ein riskantes Manöver, Majikku. Willst du es wirklich wagen?", sprach sie zu sich selbst.
Womöglich trennte Law ihr heute noch den Kopf vom Rumpf, bevor er ihre Wunden versorgte.


Schneller als erwartet waren alle behandelt und niemand schwebte ernsthaft in Lebensgefahr. Die Crew begann mittlerweile ihren Sieg zu feiern und ihr Kapitän entspannte sich. Das Schiff schaukelte sanft im Wellengang und die abendliche Sonne trat durch die Bullaugen ein. So schnell würden sie nicht mehr auf Tauchkurs gehen können, auch wenn Ikkaku ganze Arbeit geleistet hatte. Für den starken Druck der Tiefsee würden sie das Schiff neu ummanteln müssen und das ging nun mal nicht mitten auf der Grandline. Genervt rieb Law sich die Schläfen und betrat das Krankenzimmer, in dem er Majikku zurückgelassen hatte. Sie trug noch immer eine kurze schwarze Hose und einen weißen SpitzenBH. Moment. Hatte sie nicht eben noch einen anderen angehabt? Und sowieso war sie plötzlich blitzblank, ohne das ganze Blut und die Fisch-Eingeweide.
„Du warst nicht wirklich mit den offenen Wunden duschen.", er blieb direkt vor ihr stehen und sah sie kühl an. Er hasste es, wenn man seine Befehle missachtete. Vor allem jene, die er als Arzt gab.
„Ich bitte dich. Der Gestank war nicht zu ertragen. Das wollte ich dir nicht zumuten, wo du dich doch so exzellent um meine Wundern kümmerst, Käpt'n.", sie lächelte überschwänglich, woraufhin er seine Augen verengte.
„Pass auf, dass du auf deiner Schleimspur nicht ausrutschst.", knurrte er ihr entgegen. Innerlich jubelte er. Auch wenn es vor Sarkasmus nur so triefte, hatte sie ihn gerade das erste Mal mit Käpt'n angesprochen.

Angespannt wartete Majikku das Ende der Behandlung ab. Law schloss gerade die Tür hinter sich, als sie das gestohlene Shirt unter dem Kopfkissen hervorzog und hineinschlüpfte. Sie schob gerade ihren Kopf durch die dafür vorgesehene Öffnung, als sich die Tür wieder öffnete. ‚Oh scheiße!'
„Was ich gerade vergessen ha-", mitten im Satz hielt er inne und starrte die Blauhaarige verdutzt an. Da hatte sie sich ganz unschuldig von ihm verarzten lassen und zog gerade sein T-Shirt an, das er normalerweise zum Schlafen trug.
Er schloss die Zimmertür, lehnte sich lässig daneben gegen die Wand und fixierte sie mit finsterem Blick.
„Du missachtest meine Befehle. Verhältst dich mir gegenüber respektlos. Und jetzt betrittst du ungefragt meine private Kajüte, während ich deine verletzten Kameraden behandele?", so wie er das sagte klang es fast, als wäre sie der grausamste Mensch der Erde.

Majikku schluckte einen Kloß hinunter, der sich soeben in ihrem Hals gebildet hatte. Seine Stimme war bedrohlich ruhig.
„N-nein, ich brauchte nur mal eine eigenes Bad, das man auch abschließen kann und -"
„Du hast bei mir geduscht?", sein Ton war scharf, aber es war der Blick der sie nervös machte.
„Natürlich. Oder gibt es sonst noch irgendwo ein einzelnes Bad, was sich die ganze Zeit vor mit versteckt hat?", Flucht nach vorne. Im verbalen Schlagabtausch hatte sie schließlich Übung, vor allem mit ihm.
Aber sie befürchtete trotzdem eine Grenze überschritten zu haben, denn ein diabolisches Lächeln zierte nun Laws Gesicht. In einem Wimpernschlag hatte er einen Room erzeugt und die Blauhaarige direkt vor sich auftauchen lassen.
Sehr dicht vor ihm.
Majikku wurde heiß. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und sah zu ihr herab.
Seine grauen Augen fixierten ihre und Majikku erkannte die verschiedenen Facetten darin, so nah war er.
„Vorsichtig.", raunte der Käpt'n ihr entgegen. Offensichtlich begab sie sich gerade auf sehr dünnes Eis. Aus der Nähe war er noch einschüchternder als sowieso schon.
„Sonst was?", ihr Mundwerk war wieder mutiger als sie selbst. Auch wenn ihre Stimme unsicherer war als zuvor.
Dann spürte sie überraschend einen Druck an ihren Hüften. Law hatte seine großen Hände darauf gelegt und sie noch näher zu sich gezogen, sodass sie reflexartig ihre Handflächen gegen seine Brust drückte. Sie spürte die Wärme, welche von ihm auszugehen schien und ihr Herzschlag beschleunigte sich unter seinem intensiven Blick.

Dann klopfte es plötzlich an der Tür, die gleichzeitig geöffnet wurde.
Bepo trat ein und seine fellbesetzten Wangen färbten sich rötlich als er die beiden erblickte. Dass das bei einem Eisbären überhaupt möglich war. Die Blauhaarige hatte versucht, sich von ihrem Käpt'n wegzudrücken, aber der hielt sie einfach fest und schaute genervt zu seinem Vize, welcher sich postwendend in Luft auflöste. Von der anderen Seite der Tür klang nur ein leises
„E-Entschuldigung.", bevor Ruhe einkehrte.
Völlig unbeirrt sah Law wieder fest in Majikkus türkis leuchtenden Augen. Er wollte offensichtlich mit ihr alleine sein. Als sie das bemerkte wurde sie noch unruhiger, als sie es sowieso schon war.

Law erkannte, wie sich ihre Pupillen überrascht weiteten, als er seine Daumen langsam unter den Saum des Shirts schob und damit über ihre nackte Haut strich.
Jeder von Majikkus Muskeln spannte sich an und ihr Atem ging ebenso wie ihr Puls schneller. Wieso reagierte ihr Körper nur so heftig auf den Schwarzhaarigen, der sie mit seinen sturmgrauen Augen zu durchbohren schien? Ihre Haut begann unter seiner Berührung zu brennen und er schien das Ganze auf eine sadistische Art irgendwie zu genießen.
„Vielleicht nehme ich dir mein T-Shirt einfach wieder weg.", knurrte er förmlich und führte seine Hand über ihre Taille. Unter der Kleidung. Fast hätte Majikku nach Luft geschnappt. Da wusste jemand ganz genau mit einer Frau umzugehen.
„Aber dann müsste ich in Unterwäsche vor der Crew herumlaufen.", versuchte Majikku möglichst selbstbewusst entgegenzusetzen.
„Dann sperre ich dich eben zu meiner persönlichen Belustigung in meinem Zimmer ein. Da bist du ja anscheinend so gerne." Laws Augen funkelten sie an und er neigte seinen Kopf noch näher zu ihrem. Was sollte sie jetzt noch sagen? Sie war drauf und dran sich die Finger an ihm zu verbrennen.
„Hey Käpt'n wir ha-", sprach ihn Shachi an, während er die Tür aufriss. Er unterbrach sich jedoch selbst, als ihm auffiel, wo er da gerade reingeplatzt war.
Law seufzte genervt und lehnte seinen Hinterkopf gegen die Wand, bevor er Shachi finster ansah. Nebenbei zog er seine Hände langsam unter dem Shirt hervor, wobei Majikku eine Gänsehaut bekam. Dann richtete er sich auf und schlenderte zur Tür, wobei er „Hier hat man nicht mal fünf Minuten seine Ruhe" murmelte.
Der Rothaarige hob schützend die Hände vor sich, doch der Käpt'n lief einfach an ihm vorbei in den Flur.

Jetzt atmete Majikku erleichtert aus. Sie hatte unbewusst die Luft angehalten. Wenn es sein Ziel gewesen war, sie völlig aus dem Konzept zu bringen, hatte er Erfolg gehabt. Mit weichen Knien ging sie gemeinsam mit Shachi durch die Tür, wobei er sie von oben bis unten musterte und dann breit grinste.
„Sorry, dass ich gestört habe.", flüsterte er nicht sehr leise und zuckte mit den Augenbrauen.
„Du hast nicht gestört. Du warst meine Rettung.", antwortete Majikku und versuchte möglichst ihre Erregung zu verbergen.
„Das Thema ist noch nicht durch.", sagte Law nun und drehte sich mit einem warnenden Blick zu ihr um. Allerdings lag dabei ein schiefes Lächeln auf seinen Lippen.
„Was war denn jetzt so wichtig, Shachi?", sprach er nach einer kurzen Pause den rothaarigen Piraten an, woraufhin dieser irgendwas von einem Lagerfeuer auf dem Schiffsdeck faselte.
Majikku hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie war unsicher, ob das eben eine Drohung war oder ob sie dem mit freudiger Erwartung entgegensehnen sollte.

Dir gehört mein Herz - [Law x Oc]Where stories live. Discover now