11. Als Gast auf einem Konzert

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„Hey, Selena!", hörte ich eine männliche Stimme am anderen Ende. Ich hörte vorher zu bevor ich etwas sagte. „Hier ist Niall, Niall Horan." Ich konnte direkt einen irishen Akzent in seinem Englisch feststellen. „Ich wollte mich einfach mal wieder bei dir melden. Ich hab lange nichts mehr von dir gehört."
Niall? Niall! Nein, ich hatte keine Ahnung wer das war. Er hatte mir auch noch nicht geschrieben. Ich hatte noch nichts von ihm je gehört. „Hey Niall", antwortete ich kurz und knapp. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Wie geht es dir?", führte Niall das Gespräch fort. „Ich habe von deinem Unfall gehört und wollte dich so schnell es geht mal anrufen! Leider hatte ich bisher noch keine Zeit gehabt. Es tut mir so leid, was passiert ist! Ich kann das gar nicht richtig begreifen!" Ich vernahm einen besorgten Unterton in seiner Stimme. Niall schien echt sehr besorgt zu sein. Er klang wie ein Bruder oder ein Freund. Es klang so, als ob wir eine gute Bindung zueinander hätten. Waren wir beste Freunde? Das würde ich noch herausfinden!
„Mir geht es ganz gut", antwortete ich auf seine Frage. „Den Umständen entsprechend. Es ist immer noch komisch und verwirrend..."
„Das kann ich mir vorstellen, aber es hört sich gut an", entgegnete Niall noch bevor ich meinen Satz beenden konnte. Ich konnte hören, dass er lächelte. Da war etwas in seiner Stimme, woran ich das sofort erkennen konnte. Es war so ansteckend, dass ich auch lächeln musste. Er schien ein netter Kerl zu sein - zumindest klang er so.

Einen Moment lang sagte keiner etwas. Ich wusste nicht, was ich sagen konnte und Niall wahrscheinlich auch nicht. Ich wanderte langsam durch mein Haus in Richtung des Wohnzimmers. Dann fiel mir etwas ein und ich ergriff wieder das Wort: „Sag mal, Niall...könntest du mir einmal kurz erklären, wer du genau bist und wie wir zueinander stehen?" Ich wusste ja immer noch nicht wirklich, wer er war.
„Ja...ja, klar!", entgegnete Niall schnell. „Kein Probem!" Er klang, als ob alles gut wäre, doch ich konnte in seiner Stimme hören, dass ihm es doch sehr getroffen hat, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern kann. Leider konnte ich kaum nachvollziehen, wie es meinen Freunden und meiner Familie im Moment ging. Es war eine harte und schwierige Situation.
„Also...ich bin, wie schon gesagt, Niall Horan und bin Mitglied der erfolgreichsten Band auf der Welt", stellte Niall sich vor. „One Direction heißt sie. Wir beide sind richtig gute Freunde und schreiben uns sehr oft oder telefonieren. Unser Kontakt ist wirklich sehr gut, auch wenn wir beide viel zu tun haben und wir uns nicht so oft sehen."
„Oh, cool", sagte ich etwas beeindruckt. „Also bist du auch weltberühmt wie ich?"
„Ja...sehr berühmt!", entgegnete Niall und lächelte wieder. Mir gefiel, dass er ein fröhlicher Mensch war. So etwas brauchte man doch auch in seinem Leben, oder? „Wir beide stehen auf der gleichen Linie in der Musikszene. Meine Band ist die größte und beliebteste auf der ganzen Welt! Millionen von Mädchen vergöttern uns!" Dabei fing er an zu lachen.
Ich musste direkt mitlachen, denn seine Lache war so ansteckend.
„Ich will jetzt nicht arrogant klingen, aber ich sage nur die Wahrheit", ergänzte sich Niall selber und lachte immer noch. „Unsere Fans sind die besten!"
„Cool", brachte ich gackernd heraus. „Wirklich cool!"
„Ja, das ist es", entgegnete Niall, als wir uns wieder ein bisschen beruhigt hatten. „Es ist aber auch anstrengend. Zur Zeit sind wir wieder auf Tour um die ganze Welt! Es ist so toll, neue Länder und Leute kennen zu lernen! Es ist eine ganz neue Erfahrung!"
„Wow, das stell ich mir auch toll vor", gab ich zu und stellte mir vor, selber um die Welt zu reisen. „Vielleicht würde ich ja eines Tages auch wieder so eine Tour starten können..."
„Hmm...bestimmt!", machte Niall mir Mut. „Das wird schon wieder! Du schaffst das!"
„Danke", murmelte ich etwas überrascht in mein Handy. „Das ist wirklich sehr nett von dir."
„Ach, gern geschehen", sagte Niall richtig nett zu mir. „Wir sind doch Freunde!"

Wenn ich ehrlich war, hatte ich ein ganz gutes Gefühl bei Niall. Er kam nett rüber und war wirklich lustig. Ich würde ihn und seine Band wirklich gerne mal kennen lernen.

„Wo bist du gerade?", fragte ich Niall dann interessiert nach einer erneuten kleinen Pause.
„Ich...also wir sind gerade hier in den USA! Genauer gesagt in New York. Morgen Abend haben wir ein Konzert hier. Übermorgen fliegen wir schon weiter nach Kanada."
„New York? Wie cool!", sagte ich erfreut. „Ich bin gerade Zuhause in LA!"
„Cool", sagte Niall überrascht. „Alleine?"
Ich runzelte die Stirn. Warum wollte er das wissen?
„Ja, im Moment schon", antwortete ich dann.
„Kommst du gut zurecht?", fragte Niall weiter. „Ich meine..."
„Joa, ich denke schon", unterbrach ich ihn. „Ich brauche auch mal ein bisschen Zeit für mich. Ich muss ja alles neu kennen lernen. Da brauche ich meine Zeit."
„Ja, das stimmt", stimmte Nial mir zu. „Da hast du Recht." Ich hörte, das er das erst meinte.
„Sag mal...Niall", fing ich dann an. „Wie wäre es denn, wenn ich morgen Abend zum Konzert kommen würde? Ich meine, wir haben uns ja lange nicht gesehen..."Na ja, ich hatte ihn ja noch nie gesehen. Zumindest hatte ich keine Erinnerungen daran. Das würde doch ein schönes Zusammentreffen sein! Ich würde direkt alle kennen lernen!
Stille.
„Geile Idee", sagte Niall dann. „Das wäre wirklich toll! Ich würde mich sehr freuen!" Er klang sehr begeistert von meiner Idee. Damit würde ich ihm eine Freude machen können.
Ich lächelte und sagte: „Toll! Wann und wo genau ist das?"
„Äh...warte eben...das weiß ich nicht auswendig", hörte ich Niall sagen. Er entfernte sich ein wenig von seinem Handy. Dann wurde seine Stimme wieder lauter. „Ich schreib dir das gleich eben, okay? Ich muss eh jetzt auflegen. Ich muss noch packen."
„Okay", sagte ich etwas leiser. Ich war etwas enttäuscht, dass er schon auflegen musste. Das Gespräch lief wirklich gut! Ich glaube, ich hätte noch Stunden mit ihm reden können. „Also sehen wir uns...Morgen?", wollte ich noch einmal von Niall wissen.
„Ja, genau", entgegnete Niall und lächelte wieder.
„Bye!"„Bye!", schaffte ich noch zu sagen bevor Niall auflegte.

Ich atmete einmal tief ein und aus bevor ich mein Handy auf den Tisch im Wohnzimmer neben den Süßigkeiten und der Sektflasche legte. Die Idee, morgen Abend auf das Konzert zu gehen, gefiel mir immer besser. Ich freute mich schon richtig auf diesen Abend! Dann würde ich die größte Band der Welt kennen lernen. Das war doch eine Ehre, oder? Ich meine...okay, ich war selber ein Megastar, jedoch registrierte ich das noch nicht so wirklich. Dazu würde ich sie auch noch treffen! Richtig toll! Ich fühlte mich wie ein kleiner Fan.

Ich setzte mich gemütlich auf das Sofa und schnappte mir meinen Tablet PC. Jetzt musste ich mich erst einmal über die Band informieren. Aufräumen konnte ich nachher immer noch machen. Also googlete unter dem Stichwort „One Direction". Schon erschienen tausende von Seiten und Bilder über die Band. Ich klickte auf eine Seite, die sehr viele Informationen über die Band preisgab. Nun wusste ich auch, wer dieser Niall war. Niall Horan. Er sah nett aus auf den Fotos und fiel mir sofort auf. Er war der Einzige ohne ein einziges Tatoo auf seinem Körper. Seine blonden Haare waren einzigartig in der Band, obwohl diese nur gefärbt waren. Seine natürliche Haarfarbe war nämlich braun. Aber auch von seinen Bandkollegen war ich sichtlich angetan. Harry Styles, Louis Tomlinson und Liam Payne hatten ein gepflegtes Aussehen und sahen nett aus. Auf manchen Bildern war noch ein weiterer Mann zu sehen, der Zayn Malik hieß. Er schien einmal in der Band gewesen zu sein, doch ist ausgetreten. Als ich auf das Datum sah, bemerkte ich, dass es noch kein halbes Jahr her ist! Oh man, die Jungs taten mir echt leid. Das muss wirklich hart sein, wenn einer nach 5 erfolgreichen Jahren einfach so die Band verlässt. Vielleicht würden sie mir ja etwas darüber erzählen. Ich war einfach so gespannt, sie kennen zu lernen.

Inmitten meiner Suche nach noch mehr Informationen, kam mir das Gespräch mit meiner Mutter von heute Morgen wieder in den Kopf. Das Konzert war morgen Abend in New York und das Interview am Tag danach auch, also übermorgen. Ich könnte ja eine Nacht dort in einem Hotel schlafen und dann morgen Abend wieder zurück fliegen! Das war eine tolle Idee, fand ich. Ja, das würde ich machen. Mein erstes Konzert. Das wäre wirklich toll.Jedoch musste ich noch zusehen, wie ich dahin kam? Mit dem Privatjet wäre doch am besten, oder? Aber bei wem musste ich mich da melden? Ach, das bekam ich schon hin, dachte ich. Irgendwie würde ich schon zu diesem Konzert kommen. Ich wollte Niall eine Freude machen. Wir würden bestimmt viel Spaß haben!

Without one less MemoryWhere stories live. Discover now