Kapitel 54 - Rennen gegen die Zeit

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Evelyn

„Sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke das es ist. Hunter? Bitte, sag mir, dass ich mich verhört habe." Ich musste darum kämpfen, keine Träne zu verlieren, während mein Cousin fester auf das Gas drückte. „Lynn, du weißt ich werde dich nicht anlügen. Aber das muss ja nichts heißen. Er hat die ersten Anzeichen, ja. Aber noch gibt es Hoffnung."

Ich nickte kaum merklich und spielte mit meinen Fingern, in der Hoffnung die Nervosität würde weniger werden. „Wann beginnt die Zeremonie nochmal? Um sechs?" Ich biss mir auf die Unterlippe und blickte aus dem Fenster. „So war es geplant, ja." Ich riss meinen Kopf wieder zu Hunter. „Was soll das heißen? So war es geplant? Hat sich etwas geändert? Hunter! Sag mir, dass sich nichts geändert hat."

Doch mein bester Freund sah mich entschuldigend von der Seite an. „Wann?" Er schien mit sich zu ringen und blickte auf die Digitalanzeige des Autos. „Um vier." Ich riss schockiert die Augen auf. „Nein! Nein! Nein! Nein! Und nochmal nein! Das ist in zwei Stunden, Hunter! In zwei verdammten Stunden! Und wie lange sind wir schon unterwegs? Seit drei? Vier?" Wieder blickte er auf die Uhr. „Seit drei."

Ich schüttelte den Kopf und lachte panisch auf. „Der Tag wird ja immer besser! Wir sind erst seit drei Stunden unterwegs. Die Zeremonie beginnt in weniger als zwei Stunden und brauchen tun wir noch drei. Mindestens." „Lynn, komm runter. Du darfst dir nicht so einen Stress machen. Wir schaffen das. Das haben wir immer. Also versuche dich zu entspannen, ja? Tu es für mich."

Ich wippte mit meinem rechten Bein immer wieder auf und ab und bewegte mich permanent in dem Stuhl hin und her, nie eine passende Sitzposition findend. „Hunter. Erkläre mir doch mal, wie ich bei solchen Informationen ruhig bleiben soll und mich entspannt zurücklehnen kann?

Mein Gefährte ist mehrere Stunden von mir entfernt und scheint gerade durchzudrehen, während ich hier seelenruhig im Auto sitzen soll und mein Leben genießen soll? Wer weiß, was er gerade tut! Vielleicht ist er ja schon dabei sein ganzes Rudel abzuschlachten! Wer weiß das schon! Immerhin sitzen wir hier im Auto!"

Ich hörte ein verzweifeltes Schnaufen, ehe sich Hunter in den Nasenrücken kniff. „Es beginnt, heißt aber noch lange nicht, dass es schon zu spät ist. Er wird in der Anfangsphase sein. Wahnvorstellungen, Halluzinationen. Sein Wolf wird die Kontrolle öfter übernehmen und ihn versuchen von Dingen abzuhalten, die er als völlig unnatürlich wahrnimmt."

Ich rieb mir angestrengt die Stirn und versuchte diese Information zu verarbeiten. „Und wie äußert sich das? Ich meine .." Ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Für den Anfang wird er nur komisches Zeug reden. Selbstgespräche führen und einen inneren Kampf mit seinem Wolf führen." Ich nickte und blickte meinen besten Freund auffordernd an.

„Und danach? Was kommt dann?" Doch mein Chauffeur schüttelte nur mit dem Kopf. „Darüber wollen und brauchen wir noch nicht nachdenken. Wir sind in weniger als drei Stunden da." Er machte eine kurze Pause, doch ich wusste, dass das nicht alles war. „Hunter. Da ist noch was. Sag es. Ich muss es wissen." Er schien mit sich zu ringen, ehe er den Kopf niedergeschlagen senkte.

„Das viel größere Problem wird sein, dass du ihn noch rechtzeitig erwischt, bevor er sich völlig verschließt. Ich meine, wie viele neue Mitglieder sollen dem Rudel beitreten?" Ich versuchte die Anzahl in meinem Kopf zusammen zu zählen. „Ungefähr zehn. Warum?" Mein Cousin schwenkte den Kopf.

„Dafür braucht er keine Stunde. Vermute ich zumindestens. Er wird versuchen das alles so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Aber er ist immer noch ein Alpha, also wird er die Zeremonie ordnungsgemäß durchführen. Wir müssen es nur schaffen, dann da zu sein, wenn er noch vor seinem Rudel steht.

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt