Kapitel 32 - Überraschung

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Axton

Der heutige Arbeitstag ging, wie bereits vermutet, nur schleppend voran. Mein Kopf schien als würde er keine relevanten Informationen aufnehmen können, weswegen ich irgendwann einfach nur nach: >muss sofort erledigt werden< und >kann warten< entschieden habe. Unglücklicherweise wurde der >kann warten< Stapel immer größer, während der andere fast so klein, wie am Anfang blieb.

Ich wusste selbst nicht, was mit mir los war. Zumal dieser Zustand nichts neues war. Ich meine, sie lebt hier seit einem halben Jahr und in dieser Zeit sind wir uns auch nicht sonderlich nähergekommen. Klar, wir wohnten zusammen, wechselten ab und zu mal ein Wort miteinander oder ähnliches aber wirklich tiefgründige Gespräche entstanden dabei nie.

Warum also verspürte ich seit einigen Tagen diese Unruhe, welche mich kaum schlafen ließ? Was hatte sich in der letzten Zeit geändert? Wir waren uns vielleicht ein bisschen nähergekommen. Aber lag es nur daran? Fühlte sich mein Wolf deswegen mehr zu ihr hingezogen als zuvor? Ich konnte es mir nicht erklären und schüttelte erschöpft den Kopf, ehe ich meinen Stift aus der Hand gleiten ließ.

Ich blickte auf die Uhr an meinem Handgelenk, welche mir anzeigte, dass das Warten bald ein Ende haben würde. Ich beschloss also den heutigen Arbeitstag als gebraucht abzustempeln und erhob mich aus meinem Stuhl, ehe ich mich auf in Richtung Ausbildungszimmer machte, wo ich meine Gefährtin begrüßen und für den Rest des Tages entführen wollte.

Evelyn

Nach einem weiteren anstrengenden und erkenntnislosem Tag entließ mich Grace aus ihrer Obhut. Ich suchte daher meine Arbeitssachen sowie Materialien zusammen und verstaute diese in meinem Rucksack, ehe ich mich von meiner Mentorin verabschiedete und den Raum verließ.

Doch anstatt der altbekannten Einsamkeit, welche nach einem Ausbildungstag auf mich wartete, wurde ich vom Alpha begrüßt, welcher an der gegenüberliegenden Wand lehnte und auf jemanden zu warten schien. Obwohl es mich eigentlich weder etwas anging, noch interessierte, so konnte ich die Worte dennoch nicht zurückhalten, weswegen ich stehen blieb und ihn ansah.

„Worauf oder besser gesagt auf wen wartest du? Du siehst so .." Er hob seinen Kopf und stieß sich von der Wand ab. „Wartend aus?" Er grinste mich schief an, was ich mit einem Nicken bestätigte. „Nun, ich habe auf dich gewartet und darauf, dass du aus dem Zimmer kommst." Er deutete auf die Tür hinter mir, was mich eine Augenbraue nach oben ziehen ließ.

„Was verschafft mir die Ehre, dass du auf mich wartest, Alpha?" Ich wusste, dass Grace wenige Meter hinter uns im Zimmer saß und wahrscheinlich jedes unserer Worte verfolgte. Zeitgleich deutete ich ihm an, Richtung Ausgang zu laufen, damit wie ungestört miteinander reden konnten. Draußen ankommen sprach Axton wieder und sah mich immer noch schmunzelnd an.

„So förmlich hast du noch nie mit mir gesprochen. Daran könnte ich mich beinahe .." Doch ich unterbrach ihn gleich darauf. „Träum weiter. Das war das erste und letzte Mal, immerhin war Grace in der Nähe." Ich sah ihn herausfordernd an, ehe ich fortfuhr. „Also, was machst du hier?" Seine Mundwinkel zogen sich noch weiter nach oben, was kleine Grübchen zum Vorschein brachte.

„Ich hole dich ab." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Du holst mich ab?" Er nickte. „Mehr nicht? Das hast du noch nie gemacht. Wieso jetzt?" Er bewegte den Kopf von rechts nach links. „Vielleicht, weil ich etwas mit die vorhabe." Er legte seine Hände auf meine Schultern und schob mich vorwärts. „Das hört sich nicht gut an." Gab ich leicht irritiert von mir.

„Eher verboten oder nicht jugendfrei." Er lachte und schob mich weiter in die Richtung eines Autos. „Na ein Glück für mich, dass du bereits volljährig bist." Ich riss meinen Kopf zu ihm und sah ihn schockiert an, was ihn wieder herzlich lachen ließ. „Keine Sorge, es ist nichts schlimmes. Ich will dich nur ausführen." Ich trat unsicher von einem Bein auf das andere.

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWhere stories live. Discover now