Kapitel 9 - Dinner for three

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Evelyn

Unsere Abschlussfeier fand in der ansässigen Schulturnhalle statt, welche passend zu unserem Motto „Unterwasserwelten" gestaltet war. Das Dekorationsteam hatte sich wirklich ins Zeug gelegt, sodass man das Gefühl hatte man würde inmitten von Atlantis stehen.

Von den Decken hingen blaue, grüne und silberne Vorhänge, auf dem Boden lagen gleichfarbige Luftballons und die Scheinwerfer warfen entsprechende Schattenbilder. Ich genoss diesen Anblick, ehe ich mich nach meinem Cousin umsah.

Hunter und seine Jungs standen relativ abseits, um sich volllaufen zu lassen. Normalerweise hätte ich mich von diesem Vorhaben ferngehalten, doch in Anbetracht meiner derzeitigen Situation schien mir genau das die richtige Taktik zu sein, um all das besser verarbeiten zu können.

Ich lief also zu der Jungsgruppe, schnappte mir die Wodkafalsche und nahm einen kräftigen Schluck, ehe ich mich schüttelte und eine Grimasse zog. „Evelyn hat heute anscheinend noch etwas vor!" Hörte ich einen der Jungs sagen.

„Jetzt, wo die Schule vorbei ist." Erwiderte ein anderer. Doch keiner von ihnen kannte den wahren Grund für mein Verhalten aber rein praktisch betrachtet, war mir das mehr als recht. Ich wollte wenigstens die nächsten Stunden nicht daran denken müssen, was mir noch bevorstand und einfach im hier und jetzt leben.

Und wenn das nun mal miteinschloss, dass ich mich heute bis zur Bewusstlosigkeit betrinke, dann sollte es so sein. Während die Flasche also schon das dritte Mal herumwanderte, spürte ich bereits den Anflug einer leichten Beneblung.

„Hunter, lass uns tanzen." Ich zog ihn in Richtung Tanzfläche und fing an mich zum Takt der Musik zu bewegen. Doch mein Cousin schien nicht sonderlich begeistert zu sein, denn er stand einfach nur hilflos inmitten der tanzenden Menschen.

„Du musst dich bewegen! Komm schon. Tu mir den Gefallen, bitte." Ich nahm seine Hand und fing an, mich um ihn zu drehen, ehe auch die anderen zu uns kamen und uns Gesellschaft leisteten.

Nebenbei wurde bereits die zweite Flasche geleert oder war es schon die Dritte? Ich wusste es gar nicht mehr und es war mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal. Ich hatte es satt mich immer angemessen zu verhalten, meine Rolle als Tochter des Beta zu spielen, mich verstellen zu müssen.

Ich wollte einmal ich selbst sein. Nicht daran denken müssen, was die anderen von mir hielten. Einfach mal das machen, worauf ich gerade Lust hatte und in diesem Moment wollte ich trinken, tanzen und mich frei fühlen.

So frei, wie es noch nie gewesen war und wahrscheinlich nie wieder sein wird. Ich hob daher meine Arme in die Luft, fühlte den Beat der Musik und ließ meine Hüften kreisen, während ich zeitgleich versuchte das Gleichgewicht zu halten.

Als mir dann noch ein Shot vor die Nase gehalten wurde, schien das Leben perfekt zu sein, wenigstens für diesen einen kleinen Moment. „Auf unseren Abschluss!" Wir jaulten so laut wir konnten, ehe das Getränk unsere Rachen hinunterlief. 

Axton

Ich hörte ihre Stimme bereits aus der Ferne aber auch die des Alpha Jungen, was mich meine Miene wieder verfinstern ließ. Anscheinend hatten sie ihren letzten Aufenthalt in der Schule genossen, denn sie rochen bis hierhin nach Alkohol.

„Lynn, komm jetzt. Ich dachte du hast noch ein Abendessen." Der Sohn des Alphas schleppte sie zurück zu ihrem Haus und schien der Nüchterne von beiden zu sein. „Ich will aber nicht. Ich will zurück. Da war es spaßig und hier nicht."

Ich musste leicht schmunzeln. Sie war völlig betrunken. „Evelyn, wir können nicht zurück und das weißt du auch. Du musst dich jetzt zusammenreißen." Sie zog einen Schmollmund. „Ich will aber nicht. Ich verstehe doch gar nicht, warum er überhaupt hier ist. Ich will nicht, dass er da ist."

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora