Kapitel 36 - Schleichende Panik

2.8K 154 1
                                    

Evelyn

Ich konnte immer noch nicht realisieren, was da die letzte Nacht zwischen uns passiert ist. Es hat sich angefühlt als würde all die Anspannung der letzten Tage von meinem Körper gleiten und ein zufriedenes Abbild meiner selbst hinterlassen.

Ich fühlte mich regeneriert, entspannt und losgelöst. Als könnte mich nichts mehr aus der Ruhe bringen. Als hätte ich meinen Seelenfrieden gefunden. Bei diesen Gedanken musste ich lächeln und an heute Morgen zurück denken.

Ich bin bereits vor dem Sonnenaufgang aufgewacht und fühlte mich dennoch so ausgeschlafen, wie noch nie. Seitdem hatte ihn einfach nur beim Schlafen beobachtet und mich daran erfreut, wie sich sein Brustkorb bewegte oder wie entspannt sein Gesicht aussah.

Im Gegensatz zu den letzten Tagen hatten sich keine Sorgenfalten auf diesem breit gemacht, sodass er so friedlich aussah als könnte ihn nichts und niemand auch nur ansatzweise stressen. Aber nach zwei Stunden war auch das nicht mehr so einfach, da ich dem Drang mich zu entledigen und meine Beine zu vertreten nicht mehr widerstehen konnte.

Nachdem die Sonne also wenige Stunden später aufgegangen war, bewegte ich mich vorsichtig und langsam aus dem Bett, um ihn nicht zu wecken. Auf dem Weg aus seinem Zimmer sammelte ich noch schnell unsere Kleidung zusammen und zog mich danach um.

Im Anschluss drapierte ich seine Sachen auf dem Schreibtisch und hinterließ eine kleine Nachricht, falls er sich wundert, wo ich bin. Einerseits hätte ich gerne den Morgen mit ihm verbracht aber ich musste zum Unterricht und da ich meine Ausbildung nicht vernachlässigen möchte, war es mir nicht möglich noch länger zu bleiben.

Auf dem Weg zurück in mein Zimmer musste ich wieder an gestern denken und die eigentlich viel zu kurze Nacht. Immerhin haben wir so gut wie gar nicht geschlafen. Den Grund dafür kennt ihr bestimmt bereits und selbst wenn nicht, könnte ich euch nicht davon berichten, denn es wäre ein Ding der Unmöglichkeit.

Immerhin gibt es keine Worte auf dieser Welt, die das auch nur annähernd beschreiben könnten, was ich gestern mit Axton erlebt hatte. Ich seufzte zufrieden auf und versuchte mir das Gefühl, von seiner Haut auf meiner in das Gedächtnis zurückzurufen. Es war intensiv. Mehr als das. Es war berauschend. Beinahe betäubend.

Als würde man Drogen nehmen und in ein anderes Universum gleiten. Alles was die letzte Nacht passiert ist, lässt mich und meinen Körper nach mehr sehnen. Es fühlt sich an als wäre ich bereits jetzt nicht mehr fähig ohne ihn zu leben. Ich bin abhängig. Abhängig von ihm und seiner Nähe. Von seinen Händen auf meinem Körper.

Seinen Lippen auf meinen oder anderen Stellen an meinem Körper. Ich bin süchtig und das nach der wahrscheinlich schlimmsten Droge der Welt. Liebe. Frustriert aber auch überglücklich seufzte ich zum dritten Mal auf und entledigte mich der Klamotten, um mich kurz darauf unter die Dusche zu stellen und die letzte Nacht von meinem Körper zu waschen.

Auch wenn ich das eigentlich nicht wollte und viel lieber noch länger seinen Geruch an mir wahrgenommen hätte, so wusste ich, dass das einige Fragen und merkwürdige Blicke mit sich bringen würde. Außerdem war ich noch nicht ansatzweise bereit mich diesem Thema oder vielmehr den Erlebnissen und den anschließenden Folgen letzter Nacht zu stellen.

Ich wollte viel lieber weiterhin in dieser Schwebe gleiten und mich nicht mit der Realität auseinandersetzen, welche mich noch früh genug einholen wird. Ich stieg also befreit von den Ereignissen letzter Nacht aus der Dusche und schlüpfte in frische Kleidung, ehe ich meine Sachen zusammenpackte und mich auf den kommenden Tag vorbereitete.

Nachdem ich alles erledigt hatte, schlich ich die Treppen nach unten, stoppte kurz in der Küche und machte mich dann auf den Weg in Richtung Rudelhaus. Innerlich hoffend, dass ich Axton heute nicht über den Weg laufen würde.

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWhere stories live. Discover now