Kapitel 4 - Das war es dann wohl

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Evelyn

Plötzlich ging die Tür vor uns auf und wir blickten zwei wütenden und zeitgleich fassungslosen Augen entgegen. Mein Vater war, wie nicht anders zu erwarten, die Ruhe selbst. Während Hunters Vater beinahe rot anlief. „Hier rein. Sofort." Wir standen langsam vom Boden auf und liefen zögerlich in das Büro des Alphas.

Eine andere Wahl hatten wir schließlich nicht, weswegen wir nur wenige Sekunden später mitten im Raum standen. Hunter und ich. Im Büro seines Vaters, während ein anderer Alpha anwesend war. Wenn ihr mich fragt, hätte es keine ungünstigere Situation geben können, in der wir hätten erwischt werden können.

Aber was soll ich sagen. Im Grunde genommen waren wir selbst Schuld. Oder besser gesagt: Ich war schuld. Ich hatte ihn schließlich dazu überredet und obwohl mein Plan so gut durchdacht war, war er anscheinend zum Scheitern verurteilt. Schiebt es auf den Monat, die Woche oder den Tag, immerhin war heute Freitag der 13. aber dennoch.

Nichts davon war daran Schuld, dass wir jetzt hier standen. Wir allein hatten das zu verantworten, also mussten wir uns auch den Konsequenzen stellen, doch wenn ich gewusst hätte, welchen Einfluss dieser Tag auf mein restliches Leben nehmen würde, hätte ich meinen besten Freund wohl nicht mal in einer Million Jahre dazu überredet an der Bürotür seines Vaters zu lauschen.

Denn dieser Tag. Heute, wird in die Geschichte der Werwölfe eingehen. Dieser Tag wird mein Leben für immer verändern.

Wir standen, wie vor dem hohen Gericht, nicht wissend was auf uns zukommt. Während mich Hunter bei weitem überragte, sah ich winzig neben ihm aus. Immerhin war ich nur knapp 1.70 und mein Cousin an die 1.90 Meter groß.

Aber das ist jetzt nicht das Thema und es gibt wesentlich schlimmere Dinge, wie kleiner als der eigene Cousin und Sohn des Alphas zu sein. Zum Beispiel so wie jetzt. Gefangen und eingesperrt in einem Raum. Mit 2 Alphas und ihren Stellvertretern.

Ich kann mir bereits jetzt vorstellen, welche Predigt mir heute Abend zuhause gehalten wird. Am liebsten würde ich direkt hier im Erdboden versinken aber so gnädig ist die Mondgöttin leider nicht. Jedenfalls nicht mit mir. Aber das ist wiederum ein anderes Thema.

Wir befinden uns im Hier und Jetzt und dieses Mal kann ich mein Vergehen nicht auf meine .. na ja, sagen wir private Situation schieben. „Könntet ihr uns bitte erklären, was ihr dort draußen zu suchen hattet? Vor der Tür meines Büros? Ausgerechnet heute!"

Mein Onkel klang wütend. Mehr als das. Die Ader auf seiner Stirn pochte bereits und sein Wolf schien an der Oberfläche zu kratzen, doch Hunter und ich hatten nichts Besseres zu tun als uns stumm anzusehen. Wir drehten unsere Köpfe zeitgleich herum und zuckten mit den Schultern. „Natürlich. Was hatte ich auch erwartet."

Ich glaube mein Onkel hatte die Hoffnung, was uns betraf, bereits aufgegeben. „Nun, wenn ich erneut unterbrechen dürfte." Die tiefe Stimme des mir unbekannten Alphas erklang und sorgte für eine Gänsehaut auf meinem Körper. Aber nicht eine der angenehmen Sorte, im Gegenteil. Mir lief es kalt den Rücken herunter und ich hätte mir am liebsten das Fell über die Ohren gezogen.

Unser Alpha nickte ihm lediglich zu und sah beschämt zu meinem Vater. „Wie es scheint, handelt es sich bei den ungebetenen Gästen um ihre Kinder, liege ich da richtig?" Sowohl mein Vater als auch Onkel nickten resigniert. „Wenn ich das also richtig beurteile, habe ich es mit dem zukünftigen Alpha zutun. Stellt sich nur noch die Frage, wer du bist."

Er sah mich nicht einmal an und sprach von mir als wäre ich der letzte Abschaum. In mir kochte es bereits vor Wut und meine Wölfin wollte ihm schon an die Kehle. „Ich bin die Tochter von Beta William." Knurrte ich heraus und ballte mein Hände zu Fäusten.

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWhere stories live. Discover now