Kapitel 47 - Willkommen zurück

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Evelyn

„Der Alpha wird gleich bei Ihnen sein. Setzen Sie im sich doch solange auf einen der Stühle." Die Sekretärin deutete auf die Reihe an Stühlen hinter mir, doch nach einer sechsstündigen Autofahrt hatte ich gerade andere Dinge im Kopf als mich hinzusetzen. Ich blieb also stehen und tippte mit dem Fuß auf den Boden, um meiner Nervosität Luft zu machen.

Zeitgleich rauschten tausende Gedanken und Fragen durch meinen Kopf, welche mich nur noch nervöser machten als ich es eh schon war. Doch bevor ich überhaupt weiter darüber nachdenken konnte, nährten sich Schritte, welche auf dem Boden widerhallten.

Ich drehte mich also zu den Geräuschen um, ehe ich schon Hunter auf mich zukommen sah. Dessen Miene war jedoch zu einer monotonen Grimasse verzogen, weswegen ich schon wieder bereute hierher zurückgekommen zu sein. Doch als er mich endlich in Augenschein nahm, zogen sich seine Mundwinkel verräterischen nach oben, was mir eine wohlige Wärme in Herznähe aufsteigen ließ.

„Was verschafft mir die Ehre, dass uns meine Lieblingscousine besuchen kommt?" Ich spürte den leicht schockierten Blick der Sekretärin auf mir, doch ich ignorierte ihn gekonnt, da mein Fokus nun auf Hunter lag.

„Ich wollte mal nach dem Rechten sehen und kontrollieren, ob du auch ein guter Alpha bist." Ich musste schmunzeln als mein bester Freund noch näher auf mich zutrat und mich in eine herzliche Umarmung schloss, ehe er mich hochhob. „Du bist leichter geworden, im Gegensatz zum letzten Mal zumindestens."

Sein Blick wurde wieder etwas härter und er ließ mich zurück auf den Boden gleiten. „Bekommst du auch genug zu essen oder muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit Alpha Blackwood sprechen?" Ich wusste, dass seine Worte als Scherz gemeint waren, doch sie machten mir schmerzlich bewusst, dass in meinem Leben gerade so gar nichts in Ordnung war.

Ich hatte abgenommen, ja. Immerhin bekam ich seit einer Woche kein Essen mehr herunter. Allein das Trinken fiel mir schwer, weil es sich jedes Mal so anfühlte, als würde sich mein Magen zuschnüren und vor kommenden Inhalt verschließen wollen. Ich schüttelte also den Kopf und sah wieder zu meinem Cousin.

„Würde es dir was ausmachen, wenn wir uns woanders unterhalten?" Ich deutete mit einem stummen Blick auf dir Sekretärin neben mir, was Hunter mit einem Nicken bestätigte. Kurz darauf trat er auf mich zu und legte schon seinen Arm um meine Schultern, ehe er mich in Richtung Büro führte.

Dort angekommen deutete er mir an mich hinzusetzen, doch ich hatte immer noch das Bedürfnis meine Beine zu vertreten, weswegen ich mich lieber in dem Zimmer und seinem neuen Arbeitsplatz umsah. In dieser Zeit herrschte eine gewisse Stille, welche mich jedoch weniger störte als gedacht. Doch Hunter wäre nicht mein Cousin, wenn er mir diese Ruhe gönnen würde.

„Lynni. Was ist los? Ich sehe dir an, dass irgendetwas so ganz und gar nicht mit dir stimmt. Du wirkst verändert." Ich mied seinen Blick, um zu vermeiden erneut in Tränen auszubrechen. Ich hatte schon zu viele Tränen verloren und außerdem wollte ich ihm nicht zeigen, wie es mir wirklich ging. „Was soll schon los sein? Ich wollte einfach mal meinen Cousin in der Heimat besuchen."

Ich drehte mich kurz zu ihm um und versuchte mich an einem Lächeln, ehe ich mich wieder dem Bücherregalen widmete. „Und das Ganze unangekündigt? Ohne Begleitung und im Wagen des Alphas?" Hunter schüttelte den Kopf. „Verarsch jemand anderen aber ich kenne dich. Du ziehst nicht einfach spontan los, ohne jemanden Bescheid zu geben." Ich zuckte jedoch nur mit den Schultern.

„Es ist viel Zeit vergangen. Vielleicht habe ich mich ja auch weiterentwickelt. Wer weiß das schon." Doch sein Lachen erfüllte den Raum, was mich zu ihm umdrehen ließ. „Verändert, ja. Definitiv. Aber innerhalb von einem knappen Jahr verändert man nicht seine ganze Lebensweise. Also, was ist los?" Wieder zuckte ich mit den Schultern. „Es ist alles in Ordnung. Ich wollte nur einfach mal raus und zurück in die Heimat."

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt