Kapitel 23 - Kein guter Tag

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Evelyn

Heute war mal wieder so ein Tag, an dem ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Egal, was ich angefasst oder ausprobiert hatte, es ist alles nach hinten losgegangen. Ich hätte beinahe und natürlich nur aus Versehen das ganze Rudelhaus abgefackelt.

Grace war wieder dabei mir zu helfen meine Energie hervorzubringen, doch egal, was wir versucht hatten, nichts funktionierte. Ich habe das Gefühl, dass ich mich wiederhole aber was sollte schon tun. So war es nun mal. Ich bekam nichts auf die Reihe.

Und aus genau diesem Grund habe ich vielleicht aber auch nur vielleicht, diese blöde Kerze umgestoßen. Alles halb so wild. Bis auf die Tatsache, dass das Glück mal wieder nicht auf meiner Seite war, weswegen die Kerze direkt auf einen Stapel mit Papieren gefallen ist, welcher natürlich sofort angefangen hat zu brennen.

Glücklicherweise bestand das Zimmer, in welchem wir uns immer trafen, nur aus Holz, weswegen der Boden gleich mit angefangen hat zu brennen. Noch dazu war ich so irritiert und gefesselt von dem, was da vor mir passiert ist, dass ich absolut keine Hilfe war, um das Feuer wieder zu löschen.

Grace musste mich mehrfach anschreien und schütteln, damit ich wieder zur Vernunft kam. Aber zu meinem Glück haben das natürlich auch noch andere mitbekommen, welche uns sofort zur Hilfe gekommen sind.

Wie lieb von ihnen und genauso toll, wie ihre Hilfe, ist auch die Tatsache, dass ich mich jetzt für den Vorfall beim Alpha aka mein Vermieter und Zimmernachbar dafür rechtfertigen darf.

Ich könnte mir wirklich nichts besseres vorstellen als an einem Freitagnachmittag, nach dem vorzeitig beendeten Unterricht, in das Büro des Alpha zitiert zu werden. Und das Ganze auch noch allein.

Und genau dort stand ich jetzt auch. Mitten in seinem Büro, unsicher wie ich mich verhalten soll, während er hinter seinem Schreibtisch thront und mich nachdenklich ansieht. Hach, toll. Ich liebe mein Leben.

„Kannst du mir erklären, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist?" Ertönte jetzt seine tiefe, raue Stimme nachdem er mehrere Minuten geschwiegen hatte. Doch zu meiner Verwunderung klang er weder wütend noch enttäuscht noch .. überrascht? Ich blickte irritiert zu ihm auf, unschlüssig was ich sagen sollte.

„Es war ein Unfall?" Gab ich kleinlaut von mir und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Ein Unfall." Er nickte und lehnte sich in dem Stuhl zurück, nachdem er zuvor nur auf den Boden gestarrt hatte. „Könntest du mir dann den Unfallhergang näher erläutern."

Er sah fertig und geschafft aus. Als wäre das alles nur eine Qual für ihn. Doch mir erging es ja nicht anders, weswegen ich auf seine Frage nur mit den Schultern zuckte. „Die Kerze ist umgefallen. Direkt auf den Papierstapel, welcher auf dem Boden lag und dann Feuer gefangen hat." Kommentierte ich den Unfallhergang.

Er nickte mir zu. „Und die Kerze ist einfach so umgefallen?" Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich abwartend an. Was ich wiederum mit einem skeptischen Blick kommentierte. „Nein, durch Fremdeinwirkung." Gab ich leicht beleidigt zurück und verschränkte die Arme nun vor der Brust.

„Aha. Gut zu wissen." Er stand jetzt von dem Stuhl auf und trat hinter dem Schreibtisch hervor.

„Eine letzte Frage noch." Ich rollte bereits mit den Augen und kam mir vor als würde ich in einem Gerichtssaal stehen und verhört werden. „Von wem ging die Fremdeinwirkung aus?"

Ich runzelte die Stirn und presste meine Lippen aufeinander. Ich war nicht bereit ihm zu erzählen, dass ich vor lauter Frustration und Wut die Kerze umgeschmissen hatte, wie ein trotziges Kind, was sich nicht beherrschen konnte.

Damit würde ich nur seine Meinung über mich untermauern und diese Genugtuung würde ich ihm niemals geben wollen. „Ich gehe davon aus, dass du es mir nicht sagen wirst?" Ich schüttelte leicht mit dem Kopf, was ihn aufseufzen ließ. „Dann bist du für heute entlassen. Grace hat dir sicher schon gesagt, dass der Unterricht beendet ist."

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWhere stories live. Discover now