Kapitel 40

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Nervös krampfte sich mir der Magen zusammen, als ich vor dem Haupthaus stand und dem Wagen der von Speyers dabei zusah, wie er sich die Auffahrt hochschob. Schnell löschte ich meine Zigarette und versuchte den Rauch zu verscheuchen. Ich hoffte ich roch nicht wie eine Kettenraucherin. Meine Sachen hatte ich gestern schon gepackt. Morgen würde mein Vertrag auslaufen und ich mich wieder auf den Weg in die Heimat machen. Mit Kloß im Hals und Sehnsucht nach allen Menschen, die ich hier auf dem Gestüt kennen und schätzen gelernt hatte.

Der Wagen hielt direkt vor dem Haupthaus. Eine aufgekratzte Regina von Speyer sprang sofort aus dem Auto, ehe ihr Mann auch nur den Motor ausgestellt hatte. Mit schnellen Schritten hetzte sie die Treppe zur Tür hinauf, auf deren obersten Absatz Leo schon wartete. Die Hände hatte er lässig in die Einschubtaschen seiner beigen Reithose gesteckt und sah in Polohemd und Reitstiefeln ganz aus wie der brave Gestütserbe.

„Ich hab dich so vermisst!" Seine Mutter fiel ihm so überschwänglich um den Hals, dass er einen Schritt zurück machen musste und beinahe gehen den feststehenden Teil der Haustür geprallt wäre. „Was machst du bloß für Sachen!" Sie nahm seinen Kopf nur Sekunden später zwischen die Hände und verdrückte eine Träne. „Wie geht es dir denn nun?"

„Ganz gut" Leo klang ausweichend und eine gewisse schwere lag in seinem Blick.

„Ganz gut? Was ist denn los? Sollen wir etwa wieder fahren?" Thomas von Speyer lachte auf und wuchtete einen schweren Koffer die Treppe hoch. Freundschaftlich boxte er seinem Sohn auf die Schulter.

„Nein. Ihr könnt schon bleiben. Dann muss ich wenigstens nicht mehr Stunden im Büro verbringen!"

„Ach du, das kannst du so auch. Irgendwann müssen wir dich ja mal einarbeiten. Wir leben schließlich auch nicht ewig!" Herr von Speyer klang ein wenig empört und musste lachen, als Leo sein Gesicht verzog. „In deinem Alter waren mir die Pferde auch wichtiger."

Langsam kam ich näher. Ich wollte die Szene nicht stören.

„Hallo Mara." Frau von Speyer nickte mir zu. Der Knoten in meinem Hals wurde dicker. Sie klang nicht als wäre sie sehr erfreut mich zu sehen. Eher als würde sie mich am liebsten sofort von Hof schmeißen.

Ich setzte ein zaghaftes Lächeln auf. „Hallo. Wie war die Reise?"

„Schön. Gutes Essen, schöne Pferde und wieder viele neue Informationen." Thomas lächelte und wandte sich dann mit vor Aufregung funkelnden Augen an seinen Sohn. „Wir müssen dringend noch mal an unserem Konzept zur Hengsthaltung arbeiten. Was die in Paura schon wieder herausgefunden haben! Bahnbrechend, ich schwöre es dir!"

Leo verzog keine Miene und nickte nur langsam. „Ich gucke später mal in den Google Scholar Artikel, wenn er schon online seien sollte."

„Ist er. Dein Vater redet beinahe von nichts anderem mehr, als diesem neuen Konzept. Ich wundere mich sehr dass er den Gambinos damit nicht auf die Nerven gegangen ist. Leonardo hat es mit Humor genommen und ihn lieber über ihre Weiden mit den Zuchtstuten geführt. Stunden lang sind sie da herum gelaufen und haben gefachsimpelt. Da bin ich doch lieber mit Gaia ausreiten gewesen. Nächstes Jahr musste du umbedingt wieder mitkommen."

„Das sagst du jedes Jahr und doch bleibe ich immer hier." Leo rollte mit den Augen und sah mich an. Für einen Sekundenbruchteil wechselten wir Blicke und ich hoffte er würde seinen Eltern wie versprochen nichts sagen und sich vor allen Dingen nicht einmischen.

„Ich bin einfach nur so froh, dass wir wieder hier sind!" Sofort hatte Leo seine Mutter wieder um seinen Hals hängen.

Thomas von Speyer wandte sich an mich, als er wieder zum Auto lief um die letzten Taschen auf dem Auto zu holen. „Wir müssen uns noch unterhalten. Sagen wir in einer Stunde in meinem Büro, wenn dir das passt?" Auch sein Tonfall gefiel mir nicht und sorgte für ein weiteres wachsen des Knoten.

Des Springreiters Stolz- (2022 Version)Where stories live. Discover now