Kapitel 30

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Ich warf nur einen schnellen angeekelten Blick auf das Paar, das sich da gegenseitig ablutschte. Warum man das in aller Öffentlichkeit tun musste war mir echt ein Rätsel. Schnell hastete ich Leo hinter her und bekam gerade noch so mit wie er mit wütendem und verletzten Gesichtsausdruck einen Kurzen kippte. Quentin und Helena waren dicht hinter mir.

„Oh man!", hörte ich Quentin nur leise flüstern, der dann an Leo vorbei nach dem anderen Kurzen vor ihm griff.

Leo funkelte ihn nur genervt an, sagt aber nichts, als Quentin den Shot kippte, das Gesicht verzog und die Pin zurück auf die Bar stellte.

„Warum musst du bloß immer so eine scheiße saufen, wenn es dir scheiße geht?! Schnaps ist zwar für vieles eine Lösung, aber so schlechter zu einhundert Prozent nicht für alles!", kommentierte er mit angeekeltem Gesichtsausdruck und wandte sich an den Barkeeper, „Haben sie noch was vernünftiges, womit mein Kumpel Frustsaufen betreiben kann und nicht so Funzel"

Der Wirt verzog die Mundwinkel zu einer Grimasse und stellte vor den beiden Jungs eine neue Shotreihe, die Quentin dieses Mal bezahlte.

„Ich finde das ehrlich keine gute Idee!", brachte Helena vor und nahm ihre Cola entgegen. In der war wahrscheinlich kein Rum. Verdammt war sie ein gutes Mädchen. Sie sah ihn ihrem kurzen Sommerkleidchen echt unschuldig aus und ihr Augenmake-Up war beneidenswert.

Ich sah dagegen wieder aus wie eine unförmige Kartoffel, ohne Geschmack und kippte mir eine Cola-Rum in die Birne. Da lief ich wohl eher als Anti-Beispiel.

„Gute Ideen, schlechte Ideen! Hauptsache Ideen!" Quentin zuckte mit den Schultern und beide Männer nahmen synchron den nächsten Shot.

Leo hatte seit wir seine Ex und ihren Sparten hier im Zelt gesehen hatten kein Wort gesagt und das machte mir ehrlich Angst. Was wenn er einen Rückfall bekäme und wieder zum Trauerkloß wurde? Daran wollte ich lieber nicht denken.

„Hauptsache Ideen!", murmelte Leo leise und kippte den nächsten Shot schon hinterher. „Lasst uns feiern. Ein Kai wird uns schon nicht den Abend verderben!" Das klang zwar schon besser, aber eher als müsse er sich selbst davon überzeugen. Ob das so gut war, war dann auch die Frage.

Quentin schien damit zumindest zufrieden zu sein, denn er klopfte Leo auf die Schulter. „Das ist mein Junge! Dann wollen wir mal sehen was der Abend noch so bringt!"

Helena schüttelte sofort den Kopf und ich konnte mit nur einem Blick erkennen, dass sie gerade lieber im Lkw sitzen würde und in ihrer Schlafkoje lesen, als sich zu geben wie Quentin nach einem neuen Aufriss suchte. Und fuck! Ich konnte sie verstehen!

Leo orderte die nächste Runde. Musste ich eigentlich auch irgendwann eingreifen, wenn er trank? Die Medikamente hatte er schon soweit herunter gefahren, dass er wohl wieder trinken durfte, aber ob gleich so viel eine gute Idee war?

Ehe ich auch Zweifel hätte anbringen können, hatte er schon alle vier Shots geleert, fasste eine etwas genervt guckende Helena an der Hand und zog sie zur Tanzfläche. Sie verschwanden in der Menschenmasse und ich musste schlucken.

„Sind es wohl nur noch wir zwei!", lachte Quentin. Woher nahm der Typ bloß diese Gelassenheit? Leo ging es gerade dreckig, er hatte nichts besseres zu tun als sich zu besaufen und war nun mit Helena verschwunden. Letzteres fand ich nicht so schlimm. Sie war die Einzige nüchterne im Bunde. Es hätte also auch schlimmer kommen können. Sie würde schon auf ihn aufpassen, redete ich mir ein und orderte nun ebenfalls einen Kurzen. Mir war jetzt auch nach Schnaps.

Quentin beobachtete diese Anwandlung belustigt und stellte fest, „Ich dachte schon du wärst langweilig."

„Pfh!", machte ich. „Ich trinke, ich rauche und renne Leo gerade nicht hinter her. Heute bin ich wohl mal ein böses Mädchen. Helena darf jetzt mal Engel spielen. Ich bin platt!"

Des Springreiters Stolz- (2022 Version)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن