Des Springreiters Stolz- (2022 Version)

Kapitel 22

So sehr der Heuboden auch mein zutiefst romantisches Herz erfreut hatte. Alleine der Gedanke dort mal mit einer Tasse Tee in die Sterne zuschauen machte mich schon wehmütig.

Aber würde ich das überhaupt je machen? Das Angebot der Roths geisterte immer noch in meinem Kopf herum. Das wäre einfach viel zu toll. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann war ich als Babysitter für Leo doch absolut ungeeignet und oben drauf auch noch unheimlich heiß darauf wieder mit Pferden zu arbeiten. Ich kam mir beinahe schon vor wie auf Entzug! Außerdem, wenn ich bei Roths arbeiten könnte, wäre ich all das Drama mit Helena los.

Was dachte sie bloß?! Quentin hatte kein Schild um den Hals auf dem ihr Name stand! Da könnte ich mir doch durchaus etwas Spaß mit ihm erlauben. Besonders wenn ich gehen sollte. Auf die Füße fallen konnte mir dann nichts mehr.

Leo lief schon wieder vor. Es erstaunte mich beinahe wie elegant und flink er sich eigentlich bewegen konnte, wenn er denn wollte. Leichtfüßig sprang er von der letzten Stufe der schmalen Treppe und drehte sich grinsen zu mir herum. "Gott, ich merke gerade erst wie sehr ich meine Pferde vermisst habe!"

Da konnte ich ihn ausnahmsweise mal verstehen. Ich lächelte ihn freundlich an und nickte mitfühlend. "Das kann ich verstehen. Ich musste auch gerade darüber nachdenken, dass ich seit Wochen Pferde nur aus der Ferne gesehen habe und dass ich mir vorkomme, als hätte ich Entzugserscheinungen."

Leo lachte jungenhaft auf. "Geht mir genauso! Langsam kann ich es kaum noch erwarten zurück in den Sattel zu kommen und wieder die Turnierplätze unsicher zu machen"

"That's the Spirit!", lachte da jemand hinter uns ich musste mich gar nicht erst umdrehen um zu wissen, dass es Quentin sein musste. Seine Präsenz war so deutlich wahrnehmbar. Meine Knie wurden sofort weich und mein Herz schlug etwas schneller.

Mit einem hoffentlich umwerfenden Lächeln drehte ich mich zu ihm um. Gut, ich kam mir dabei etwas affig vor. Besonders als ich sah wie lässig er an der Box lehnte und in der einen Hand sein Handy hatte und in der Anderen eine Birne. Grinsend biss er in die Birne und zwinkerte mir leicht zu. Mir wurde plötzlich ziemlich warm und ich kam nicht umhin zudenken, dass ich noch nie jemanden so sexy eine Birne hatte essen sehen. Das so etwas überhaupt ging verwirrte mich schon.

Leo seufzte:, "Soll ich gehen? Also wenn ihr euch hier noch an die Wäsche gehen wollt. An mir soll es nicht liegen." Klang er gerade etwa säuerlich? Wo war bitte der Grund für ihn säuerlich zu klingen?!

Quentin lachte. Es war ein kehliges Lachen. Ein verdammt sexy Lachen. Ich musste mich bemühen nicht zu seufzten. Fuck! Nicht mehr viel und ich würde mich ihm an den Hals werfen. Wie konnte alles was dieser Mann tat so anziehend, männlich, sexy und einfach göttlich sein?! Der sah bestimmt auch beim Misten aus wie ein junger Gott.

"Bleib hier, Alter! Hier geht niemand irgendwem an die Wäsche", wieder zwinkerte er mir zu und ich überlegte echt ob das nun eine subtile Form der Einladung gewesen ist, dass ich heute Abend mal bei ihm vorbeischauen sollte. "Aber vielleicht könnt ihr mir mal erklären was mit Helli heute los ist? Die Kleine ist heute so ziemlich unentspannt und viel zu schweigsam!"

Schnell wandte ich mich ab. Erklären wollte ich das nicht und ich sah mich auch nicht in der Position Quentin zu erklären, dass Helena sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte und beinahe schon obsessiv darauf hoffte, dass er endlich mal irgendwelche Versuche startete bei ihr zu landen.

Leo sprang mir zum Glück bei. Gelassen zuckte er mit den Schultern. "Sie hat etwas Liebeskummer. Nimm es ihr nicht krumm." Besser hätte ich es auch nicht formulieren können.

In Quentins Gesicht spiegelte sich Mitleid wieder und noch etwas anderes, was ich einfach nicht deuten konnte. "Oh man! Wenn wir den Sparten das nächste mal sehen, dann gehört der echt verprügelt. Wie kann man einem so tollen Mädchen wie Helli bloß das Herz brechen?!", kam es ihn zu allem Überfluss auch noch über die Lippen und löste in mir eine Mischung aus Belustigung und Eifersucht aus.