Kapitel 14

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Die Sonne war gerade hinter dem Wald untergegangen, und ein laues Lüftchen umwehte uns, wie wir da am Geländer des Balkons lehnten.

Helena hatte irgendwo noch eine Flasche Hugo gefunden. Den tranken wir aus viel zu übertrieben schicken Gläsern. Eigentlich war mir nicht nach Alkohol gewesen, aber nachdem ich endlich mal diesen ominösen Quentin kennengelernt hatte, tat es tatsächlich gut.

Ich war gefühlt komplett durch den Wind gewesen. Dieser Typ brachte einen, aber auch wirklich mit nur einem Blick aus der Bahn. So etwas hatte ich noch nie erlebt.

Leise dudelte das Radio aus der Küche zu unser herüber und Helena summte mit geschlossenen Augen das Lied leise mit. Ihre langen dunklen Haare wehten leicht in der Brise und sie reckte die kleine Stupsnase lächelnd gegen Sternenhimmel.

Sie war so verdammt hübsch. Das war doch einfach nicht fair! Helena von Troja... Gott, ihr Name passte echt wie die Faust aufs Auge. Chapeau an ihre Eltern.

"Ich liebe den Sommer" seufzte meine Mitbewohnerin und ließ den Hugo in ihrem Glas etwas kreisen. "Alles ist so leicht. Man bekommt mehr Sonne und er schmeckt nach Erdbeeren."

Ich musste kichern "Warum schmeckt der Sommer nach Erdbeeren?" Der Sommer schmeckte für mich nach vielem. Eis, Cocktails an einer Strandbar und süßen Küssen vom letzten Sommerflirt.

Helena lacht und zuckte mit den Schultern:, "Na, er tuts eben! Winter schmeckt doch auch nach Zimt, Orangen und Lebkuchen". Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas:, "Ich freue mich schon auf die nächsten Turniere! Und das nicht nur wegen der Erdbeeren vom Stand am Straßenrand, sondern auch wegen der Parties und... einfach die Leute"

"Mach mich nicht neidisch! Das klingt nach tollen Flirts, wilden Nächten und unheimlich tollen Pferden!" seufzte ich und tat es ihr gleich. Der Alkohol brannte auf meiner Zungenspitze.

Sofort wurde Helena rot:, "Ich flirte nicht! Und wild sind meine Nächte auch nicht!" Ihre Nasenspitze zuckte leicht und sie nahm noch einen schnellen Schluck aus ihrem Glas.

Verwundert sah ich sie an:, "Was?! So etwas muss man doch ausnutzen! Ich meine hallo, wer küsst besser als ein Reiter? Außerdem, du bist so verdammt hübsch! Ich kann mir nicht vorstellen dass dir die Typen nicht nachrennen!"

Helena presste die Lippen aufeinander. Ganz verlegen sah sie mich an und blinzelte ein paar mal. Ganz leise sagte sie schließlich:, "Ich will eigentlich nur einen Mann, aber der sieht mich nicht!". Danach biss sie sich unschlüssig auf die Unterlippe. Verdammt war das Süß! Der Typ musste doch blöd sein!

"Pff, entweder der Typ ist blöd! Oder aber er ist schüchtern", kippte ich im nächsten Moment den Inhalt meines Glases runter. Was anderes konnte ich mir wirklich nicht vorstellen. Ich meine Hallo? Wer würde Keine wie Helena haben wollen?!

Ihre Mundwinkel zuckten nach oben und sie lächelte unschlüssig an:, "Meinst du? Ich glaube eher ich bin ihm zu lieb und nicht mehr als nur eine gute Freundin".

"Zu lieb? Geht das?! Ich kenne genug Männer, die vor dir ohne nachzudenken auf die Knie gehen und nach einem Date betteln würden. Wenigstens hast du es schon mal in die Friendzone geschafft. Finde ich einen Anfang!" baute ich sie weiter auf.

Sie schüttelte nun, aber den Kopf "Lassen wir das Thema sein. Hast du Lust gleich noch eine Serie anzufangen? Oder nen richtig blöden, aber auch zuckersüßen Film zu gucken?" Da fragte sie noch? Aber hallo war ich nach dem Tag dafür zu haben!

"Schlag was vor! Ich bin zu allen Schandtaten bereit und immer für schlechte Romanzen zu haben" grinste ich breit. Wir würden bestimmt noch gute Freunde werden! Ganz bestimmt! Helena wurde mir zumindest von Tag zu Tag sympathischer.

Des Springreiters Stolz- (2022 Version)Where stories live. Discover now