Kapitel 20

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Ich fühlte mich vollgefressen! Das Pesto war verdammt gut gewesen und ich beneidete Leo beinahe etwas um so eine begnadete Oma. Nach dem Essen waren wir schnell wieder verschwunden.

Die Mittagssonne brannte sengend auf uns hernieder und alle Bereiter hatten sich in die Reithallen zurückgezogen, oder würden ihre Arbeit mit den Pferden am Abend weiter machen. So kam uns auch Leos Mutter entgegen als wir zu den Stallungen liefen.

"Na ihr beiden. Ihr seht aus als hättet ihr einen Plan", strahle sie uns an und um ihre grünen Augen hatten sich Lachfältchen gebildet. Ihre Haare lagen nicht so akkurat und beinahe schon perfekt wie sonst und ihre Stiefel zierte eine leichte Staubschicht, die dem schwarzen wahrscheinlich butterweichem Leder einen leicht gräulichen Unterton gaben.

Leo blinzelte sie von der Sonne geblendet an und schirmte sein Gesicht etwas ab, ehe er seiner Mutter antwortete. "Wir wollten mit Bummle spazieren gehen"

Regina von Speyer blickte zu mir herüber und lächelte herzlich. "Schade, dann wirst du wahrscheinlich nicht an meiner Reitstunde heute teilnehmen. Ihr wollte ja sicher los, wenn die Sonne wieder etwas tiefer steht"

Schnell nickte ich. Auch sie musste nicht von meinem kleinen Problem mit Helena erfahren. Ich wusste ja selbst nicht wie ich damit umgehen sollte, schließlich teilten wir uns eine Wohnung. Es würde sich auch einfach falsch anfühlend die Chefs mitreinzuziehen in den von ihr begonnen Kleinkrieg.

Frau von Speyer seufzte; "Schade, aber es gibt ja noch ein anderes Mal, wenn du Interesse hast. Es wäre schade wenn ihr Mädels nicht mindestens einmal die Woche selbst aufs Pferd kommen würdet. Ihr machte alle so einen tollen Job für unsere Bereiter, da finde ich das nur fair und mir macht es Spaß. Außerdem bekommen unsere Oldies so auch regelmäßig noch ihre Bewegung."

Das klang ja auch wirklich gut und verführerisch. Ich meine wann hatte man als einfache Pferdepflegerin, alleine schon aus versicherungstechnischen Gründen, die Möglichkeit in den Sattel eines ehemaligen Profi-Springpferdes zu steigen oder auf dem Rücken eines Top-Vererbers Erfahrungen sammeln zu können.

"Bestimmt", versuchte ich nicht allzu geknickt zu wirken und ärgerte mich nur noch mehr über meinen Stress mit Helena.

Was hatte sie auch ein Problem damit, dass Quentin mich anbaggerte? Ich meine bitte, er trug nun wirklich kein Schild um den Hals auf dem ihr Name stand und so wie ich es gesehen hatte, flirtete er nicht mal ansatzweise mit ihr.

Frau von Speyer wandte sich wieder an ihren Sohn:, "Pass bitte mit deiner Schulter auf, mein Schatz. Sie heilt doch gerade so gut und Iris war heute im Training wirklich hervorragend zu reiten. Wenn du zum nächsten Turnier wieder fit werden willst, solltest du Tamara vielleicht Bumble führen lassen." In ihren Augen lag so viel mütterliche Sorge und Zuneigung, dass ich augenblicklich an meine eigene Mutter denken musste.

Ich fand es manchmal immer noch komisch dass sie nun so viele Kilometer von mir entfernt lebte und ich nicht mal eben in der Küche sitzen und ihr mein Leid klagen konnte. Auch ihr Apfelkuchen fehlte mir.

Leo seufzte und verdrehte die Augen. "Natürlich passe ich auf. Wir wollen Maschzeks ja nicht das Feld überlassen!", grollte er tatsächlich etwas.

Seine Mutter strich ihm lächelnd über die Schulter. "Lass dich davon bitte nicht leiten. Dass Klara ausgerechnet zu ihm ist, ist unverzeihlich, aber Wut und Groll machen einen zu keinem guten Reiter. Egal wie emotional du bist, immer fair zum Pferd bleiben!"

Weise Worte. Ich war tatsächlich beeindruck von dieser Frau. Andere hätten wahrscheinlich ihren Sohn noch mehr aufgestachelt, den unliebsamen Konkurrenten auszustechen. Ob da das Pferd nun fair oder unfair behandelt werden würde, das war da dann in vielen Fällen auch egal.

Des Springreiters Stolz- (2022 Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt