Kapitel 4 (überarbeitet)

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Müde blinzelte ich in die frische Morgenluft. Nebel waberte noch über die Wiesen und es versprach wieder ein warmer und schöner Sommertag zu werden. Das heiß wohl gegen Mittag müssten alle Pferde wieder rein, außer man wollte sie Komplett von Bremsen zerstochen haben. 

Mein Schlüssel klimperte als ich das Schloss des Hoftores aufschloss ehe ich mich hinter meinem Fahrrad hindurch schob. Spritgeld war wieder mal nicht drin gewesen und da war ich   einfach froh nicht all zu weit weg zu wohnen. Wie jeden Morgen lehnte ich mein Fahrrad an das kleine Futterlager in dem auch alles zu abziehen von Halle und Reitplatz stand, und schnappte mir meinen Rucksack vom Gepäckträger.

Was stand auf dem Plan? Füttern, Rausstellen, Halle und Platz vorbereiten und dann Misten. Klang es nicht viel so würde ich wohl doch mal wieder nicht vor 19Uhr den Stall verlassen können, obwohl Doro nebenan wohnte und eigentlich auch etwas von der Arbeit hätte übernehmen können. Aber Doro ritt lieber und stelle sich als die große Pferdefrau da, als selber mal in ihrem Stall mit anzupacken.

Mit einem Ruck öffnete ich die Schiebetür zum Stalltrakt mit den Einstallern, hier sollte ich immer als Erstes füttern. Doros eiserne Regel Nummer 1. Sofort blickten mir erfreut die 6 Warmblüter und 2 Pony entgegen. „Morgen" wünschte ich ihnen, trotzdessen ich keine Antwort erwarten konnte. Ich fand das einfach netter so und fühlte mich weniger alleine. Im Praktikum hatten wir immer mindestens zu zweit gefüttert. Hier war ich alleine und hatte neben diesen acht noch 6 im nächsten Stall und 6 Schulponys zu versorgen.

Routiniert legte ich meinen Rucksack bei der Sattelkammer ab und holte mir wie immer die Heugabel um schon mal Raufutter zu verteilen. Wie jeden Morgen wurde ein großer Brauner ungeduldig und scharrte schon mit den Hufen.

„Benni" ermahnte ich das Warmblut sofort und der Braune tat wieder so als hätte er nichts gemacht. Er war schon ein lustiger Kerl. Seine Besitzerin allerdings etwas zu esoterisch für meinen Geschmack. Man sollte ja mögen was man will, aber mit Engelsenergien und warum sie deswegen nur auf dem Reitplatz reiten kann hab ich es eher nicht so. Auch verstand ich nicht ganz warum Benni nur bei Mitternacht abgefülltes Leinöl, das seine Besitzerin im Bioladen kaufte in sein Futter bekommen durfte, aber ich sagte nichts und machte einfach. War oft das einfachste, nicht beschweren machen wie gewünscht und nicht all zu viel hinterfragen. Auch das war eine von Doros ungeschriebenen Regeln.

Das Pony neben Benni steckte den Kopf schon in das Heu, da hatte ich gerade die Boxentür geöffnet „Miss Butterfly", wie das durchaus hübsche Tier hieß war verfressener als jedes Schulpony und auch braver als jedes Schulpony. Die kleine Besitzerin konnte mit ihr machen, was sie wollte. Springen ohne Sattel, nur mit Halsring und einem Regenschirm über den Platz fetzen. Das Mädchen hatte ganz klar eine tolle Kindheit und dieses Pony war ein maßgeblicher Teil davon. Irgendwie beneidete ich sie da schon etwas. Meine Eltern hatten nie ein Pferd gewollte, geschweige denn sich leisten können.

Der Stall war schnell fertig und auch die anderen Großen gingen gut von der Hand. Im Schulstall stockte meine Arbeit jedoch gewaltig.

Ich hatte Doro gestern noch einmal gesagt, dass wir neues Heu bräuchten. Ich sagte ihr das schon seit einer Woche und hatte es vor zwei Wochen schon das erste Mal angedeutet. Doro hatte mir versichert, dass neues Heu bestellt war und direkt in den Stall gebracht werden würde.

Jetzt stand ich allerdings vor den kläglichen Resten eines Heuballens mit denen ich keines der Ponys satt bekommen würde. Was war bloß schief gelaufen?

Seufzend kramte ich mein Handy aus der Jackentasche. Ich musste Doro anrufen. Um diese Uhrzeit wäre sie bei ihrem Morgenkaffee angelangt, also zumindest etwas ansprechbar.

Des Springreiters Stolz- (2022 Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt