Kapitel 23

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Ein lautes Wiehern begrüßte mich. Tief atmete ich ein. Das tat so verdammt gut! Wie konnte ich nur vergessen wie es sich anfühlte so begrüßt zu werden?!

Mit wehendem Schweif und freudig gespitzten Ohren galoppierte Bumble auf uns zu. Püppchen, die Stute meiner Mutter, folgte eher zögerlich im ruhigen Trab. Erst kurz vor uns drückte der Wallach auf die Bremse. Beinahe einen Sliding Stop hinlegend stoppte Bumble nur wenige Schritte vor mir. Die Nüstern blähte er, kam im Schritt zu mir und stieß mir vertrauensvoll gegen die Schulter. Sofort hob ich meine unverletzte Hand und strich ihm über das Kinn, die Blesse, die weiche Nase. Ich genoss das Gefühl seines Fells unter meinen Fingern. Wie hatte ich nur je annehmen können das hier wäre nichts für mich? Ich liebte dieses Pferd, nicht nur dieses, jedes einzelne von ihnen!

Auch Püppchen schob sich langsam an Bumble vorbei um etwas Zuneigung abzubekommen. Sie war oft etwas unschlüssig, beinahe schon schüchtern und es machte mich irgendwie unheimlich glücklich zu sehen, dass auch sie einfordern konnte. Ruhig blinzelte sie mich an und stieß ganz vorsichtig gegen meinen verletzten Arm. Es war beinahe als wolle sie fragen ob alles in Ordnung war und was ich gemacht hatte. Ich musste schmunzeln.

"Ich hab mir nur etwas wehgetan. Das wird wieder", raunte ich ihr leise zu und hoffte Mara hatte mich nicht gehört. Nich dass sie noch dachte ich hätte einen absoluten Schatten.

Püppchen schnaubte, legte mir dann ihre Nase an die Wange. Stumm kommunizierte sie mit mir, dass ich mir keine Gedanken machen sollte und als würde sie verstehen was ich in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Die Art wie sie es kommunizierte ging durch. Direkt in die Seele. Wie ein Pflaster legte sich ihr stummes Verständnis auf alle Wunden, erstickte alle Wut im Keim und stoppte die Zeit. Ich schloss die Augen, atmete tief ein. So könnte es immer sein. Hier könnte ich für immer bleiben. Ihr strich ich über den kräftigen Hals. Irgendwann würde auch sie wieder ein Fohlen auf die Welt bringen. Ich schwor mir dann da zu sein.

Beim ersten war sie verwirrt gewesen, ein wenig überfordert und Papa hatte sogar gezweifelt, ob sie jemals als Zuchtstute geeignet wäre. Aber nun war ich mir sicher, dass sie einfach mit drei Jahren noch zu jung gewesen war.

Pferde sind dem Menschen in manchen Punkten nicht unähnlich. Auch sie entwickelten sich nicht immer gleich. Wenn eine Stute mit drei schon eine tolle Mutter war, war die andere einfach nicht dafür bereit.

Dafür war sie jetzt als Reitpferd einfach wunderbar. Mama schwor darauf wie wunderbar leicht sie zu reiten war, wie schön sie sich bewegte und wie fein sie am Sprung war. Dazu kam dann noch ihr äußerst korrektes und schönes Äußeres, dass ihr eine Staatsprämie eingebracht hatte. Dieser sehr weiche und weibliche Ausdruck, diese schönen Augen, der feine Kopf mit dem kleinen Stern und die Schnippe auf ihrer Nase. Sie war eine Braune wie gemalt. Sonst hätte Papa sie wohl schon verkauft.

"Nase weg!", hörte ich da hinter mir und der magische Moment war vorbei. Entschuldigend blickte ich noch einmal zu Püppchen herüber und klopfte sanft ihren Hals.

Mein Schecke versuchte gerade Mara's Pferdeschwanz zwischen die Zähne zu bekommen, als müsse er mal checken ob das auch wirklich echte Haare waren. Das war typisch Bumble und wohl auch der Grund warum er sich so gut mit Püppchen verstand. Er hatte eine beinahe kindliche Neugierde. Grinsend betrachtete ich, wie Mara ihn wegdrückte und ihm einen Klaps auf die Nase gab. Beinahe beleidigt zog Bumble sich wieder zurück.

Mit der unverletzten Hand wuschelte ich ihm durch die zweifarbige Mähne. Die müsste dringend mal nachgeschnitten werden so wie sie aussah. Der ordentliche Sportschnitt war wirklich ein gutes Stück rausgewachsen und erinnerte beinahe mehr an ein Freizeitpferd, als an ein hochdekoriertes Springpferd. Sofort drückte Bumble Püppchen weg. Genießerisch schloss er die Augen und ließ die Unterlippe entspannt hängen.

Des Springreiters Stolz- (2022 Version)Where stories live. Discover now