Kapitel 23

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P.o.V. Mexi

Seitdem Jasmin mich gestern bis in mein Schlafzimmer gebracht und schlussendlich zugedeckt hatte, war ich genau an dieser Stelle geblieben und hatte mir die Decke schlussendlich über den Kopf gezogen. Obwohl es über 30 Grad waren, fror ich aus meinem Herz heraus und begann zwischenzeitlich zu zittern. Gerade als ich merkte, dass ich furchtbar Durst hatte, klickte ein Schlüssel in der Wohnungstür und es traten zwei Personen in den Flur. Nur Sekunden später sah ich das besorgte Gesicht von Toni in der Tür, der offensichtlich aus dem Urlaub zurück war: „Hei Mex, ich hab gehört was passiert ist, das tut mir richtig leid. Kann ich reinkommen?" Da ich mir nicht sicher war, wie stark meine Stimme sein würde, nickte ich nur und er öffnete die Tür weiter, um eintreten zu können. „Jasmin hat mir alles erzählt, ich hoffe das war okay," Toni kam näher und setzte sich neben mich aufs Bett, „allerdings bin ich nicht hier, um das alles nochmal mit dir durchzugehen, sondern um dich aufzuheitern." „Ganz genau und deshalb stehst du jetzt auf, machst dich fertig und steckst alle schlechten Gedanken in den hintersten Teil deines Gehirns," Jasmin hatte ebenfalls das Zimmer betreten und öffnete jetzt die Vorhänge vor den Fenstern. Zur Antwort zog ich mir die Decke noch weiter über den Kopf und verschwand schließlich komplett darunter.

„Okay Schätzchen, ich werde hier nicht mit dem typischen „Er ist ein Arschloch und er hat dich gar nicht verdient" – Bla Bla anfangen, weil ich weiß, dass du das nicht hören musst. Ja Rezo hat einen Fehler gemacht, einen ziemlichen großen, allerdings sehe ich wie er dich normalerweise behandelt und du bist ihm auf keinen Fall egal. Meine Einschätzung ist, dass er gerade realisiert, dass er vielleicht doch nicht so hetero ist, wie er immer dachte und manche brauchen dafür länger als andere. Das ist kein Grund sich hier zu verkriechen und sich selbst zu bemitleiden, viel eher solltest du ihm zeigen, was er sich entgehen lässt."

Dieser Vorschlag setzte etwas in meinem Kopf in Gang. Sie hatte Recht. Es geschehe ihm Recht, zu sehen, dass sein Verhalten mich nicht interessierte, auch wenn das gelogen war. Vorsichtig kam ich unter der Decke heraus, richtete mich auf und räusperte mich ein paar Mal: „Hol die Kamera aus dem Schrank."

Normalerweise fühlte ich mich in meinem Körper nicht zu 100 Prozent wohl, aber mit dem Outfit von gestern, dem erneuten Styling von Jasmin und Toni, der hauptberuflich fotografierte, entstanden Bilder mit denen ich mehr als zufrieden war. Sobald sie bearbeitet worden waren, drängte mich Jasmin sie auf Instagram hochzuladen, was ich schlussendlich tat. Danach postete ich noch eine fröhliche Story bei Snapchat, während Toni im Auto die Musik zum Anschlag hochdrehte. 

Bei Instagram konnte ich es nicht nachprüfen, Snapchat jedoch gab mir schnell die Bestätigung, dass Rezo sah, wie wenig mich seine Aktion juckte. Auch wenn das nicht ganz die Wahrheit war.

Zwischendurch hielten wir bei einer Eisdiele, was ganz kurz für einen Rückfall meinerseits sorgte, da es mich sehr an den Tag mit ihm erinnerte. Einen großen Becher später, ging es mir aber schon wesentlich besser. „So Freunde was unternehmen wir denn noch, es ist ja erst 15 Uhr," stellte Jasmin die Frage in die Runde, während sie die Reste aus ihrem Becher kratzte. „Wir könnten in den Zoo gehen, da war ich schon ewig nicht mehr," schlug ich vor, um die üblichen Vorschläge wie Kino zu umschiffen.

Meiner Wahl wurde zugestimmt und so fanden wir uns kurze Zeit später vor dem Affengehege und sahen kleinen Kapuzineräffchen dabei zu, wie sie herumkletterten. „Das könnte ich mir den ganzen Tag anschauen," murmelte Toni verträumt, während eine Mutter mit kleinem Baby beobachtete. Gerade als ich meiner Mutter ein Foto schicken wollte, bemerkte ich, dass bei Rezo nicht die letzte Nachricht zu sehen war, sondern ein fettes grünes „schreibt..." prangte. Wortlos reichte ich Jasmin mein Handy, da ich nicht wirklich wusste, was ich tun sollte. Erst musterte sie verwirrt den Bildschirm, entdeckte dann jedoch den Grund meiner aufsteigenden Panik. Okay, im cool bleiben war ich eine klare Niete. Die Falten auf ihrer Stirn wurden immer tiefer, glätteten sich dann plötzlich und sie begann etwas auf meiner Tastatur zu tippen. „Was machst du?" „Antworten," mehr sagte sie nicht, dann reichte sie mir mein Handy wieder.

Rezo: Tut mir leid...

Mexi: Zu wenig.

„Was meinst du damit?" fragte ich verwirrt und unterdrückte die Freude über seine Entschuldigung.

„Er hat gute fünf Minuten getippt und am Ende ist nur das herausgekommen. Außerdem finde ich, dass er wesentlich mehr unternehmen sollte, als eine kurze Entschuldigung per WhatsApp, um dir zu zeigen, dass es ihm wirklich leidtut."

„Ich würde glatt nen Blowjob vorschlagen," warf Toni ein und grinste.

Schockiert riss ich die Augen auf und hielt mit der Hand seinen Mund zu: „Bist du verrückt geworden?"

„Wieso?" nuschelte er hinter meiner Hand, bevor ich sie wegnahm, „ich halte das für einen fairen Deal."

„Bevor ich den Mut aufbringe, um das vorzuschlagen, ist die Hölle zugefroren."

Zurück in meiner Wohnung nahm ich mir Zeit auf die Kommentare unter meinem neuen Post zu antworten, während meine Gäste vorgeschlagen hatten, noch einen Film zu schauen und sich jetzt darum stritten wer dran war etwas auszusuchen. Am Ende blieb die Entscheidung an mir hängen und da ich keine große Lust auf einen Liebesfilm hatte, schauten wir eine Komödie, die ich noch nicht kannte. 

„Sag mal Mexi, wie viel lässt du ihn eigentlich tun, bis du ihm verzeihst?" Toni lehnte sich zu mir herüber.

„Das kommt drauf an, ob es ihn überhaupt genug interessiert, um sich richtig anzustrengen."

„Geschenkt, aber davon abgesehen, würde dir Schokolade und ein Teddy reichen oder muss er auf Knien vor dir kriechen?"

„Übertreib doch nicht so, wir werden sehen, was er sich einfallen lässt, aber leicht werde ich es ihm nicht machen. Mein Rückgrat ist zwar so stabil wie eine Spaghetti, aber ich hab trotzdem meinen Stolz."

Jetzt drehte auch Jasmin, um an der Konversation teilzunehmen: „Ganz genau, ich würde ihm zeigen, dass er nicht mit dir spielen kann wie mit einer Puppe. Dafür bist du viel zu viel wert mein Lieber."

Blue •rezofyWhere stories live. Discover now