Kapitel 16

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P.o.V. Rezo

Mexi stand halbnackt vor mir, der Oberkörper mit Wassertropfen übersäht, die augenscheinlich seine Haare verursacht hatten, untenrum nur eine lockere Jogginghose. Ich schluckte. Mit einem seiner recht durchtrainierten Oberarme rubbelte er seine Haare trocken, stockte jedoch in der Bewegung als er mich sah.

Irgendwie hatte ich das Gefühl etwas sagen zu müssen, also öffnete ich den Mund, aber es kam nur unzusammenhängender Müll heraus: „Hey, ich weiß das ist äh- etwas seltsam, dass ich einfach so- ja, hier bin, aber ich hab mir Sorgen gemacht, also bin ich jetzt hier und ja..."

Kurze Zeit blickte er mich nur mit großen Augen an, dann ließ er jedoch das Handtuch fallen und zog mich fest an sich. Seine Haut glühte förmlich und mir wurde noch wärmer als sowieso schon.

„Hey nicht so stürmisch, du wirst ja ganz nass." Allerdings nahm ich ihn trotzdem fest in den Arm, egal ob das jetzt seltsam wirkte oder nicht. Jedoch vernahm ich plötzlich ein ersticktes Seufzen und bemerkte, dass Mexi weinte. Schnell packte ich ihn an den Schultern und schob ihn ein kleines Stück von mir weg: „Ey, was ist los, alles klar? So gut seh ich ja wohl auch nicht aus, dass man gleich in Tränen ausbrechen muss." Gott klang das eingebildet, am liebsten hätte ich mich grade selbst geohrfeigt. Andererseits bildete sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen und das war es wert gewesen.

„Es tut mir- meeeega leid, dass- dass ich nicht- geschrieben hab und- nicht angerufen hab. Das war voll- scheiße von- von mir," der Satz war von tiefem Luftholen und kleinen Schluchzern unterbrochen gewesen. Er sah aus, wie ein begossener Pudel und diesmal zog ich ihn an mich. „Hey kleiner Kerl, beruhig dich, es ist alles gut, okay? Du ziehst dich jetzt an und dann fahren wir wohin, ich hab mir die perfekte Ablenkung ausgedacht."

Wieder die tellergroßen Augen: „W-was? Echt?"

„Ja klar, allerdings hat mich Ju vorher ziemlich zusammengefaltet, also fahren wir zuerst Fastfood essen und verteilen alles in seinem Auto, alles klar?"

Er wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und lachte abgehackt: „Geht klar, komm rein, dann zieh ich mir was anderes an und nehme schnell die Pizza aus dem Ofen."

Gespannt folgte ich ihm in den schlicht eingerichteten Flur und betrachtete die Fotos, welche überall an den Wänden hingen.

„Du kommst kurz alleine klar, ja?"

„Natürlich, hüpf nur schnell in was Vorzeigbareres. Wir wollen doch nicht, dass die Mädels oder Jungs noch einen Herzinfarkt bekommen," witzelte ich und deutete auf seinen durchtrainierten Oberkörper.

Daraufhin hielt er sich gespielt geschockt das Handtuch vor die Brust: „Hast du mir etwa auf die Brüste gestarrt?"

„Nein nein, das würde mir doch im Traum nicht einfallen," verteidigte ich mich und hielt mir demonstrativ eine Hand vor die Augen.

„Will ich dir aber auch geraten haben," setzte er noch nach und verschwand dann in einen Raum, der wahrscheinlich die Küche war, nur um kurz darauf in den Raum daneben zu schlüpfen.

Zwischenzeitlich hatte ich einige Fotos gefunden, die mich besonders interessierten. Das Erste zeigte Mexi, der circa acht gewesen sein musste, mit einer Frau am Strand. Sie schmierte ihm gerade Sonnencreme auf die Nase und er amüsierte sich köstlich darüber. Auf dem nächsten war er schon älter, vielleicht 18, er saß auf einer Wiese und war von zwei süßen Möpsen umgeben, die aller Wahrscheinlichkeit nach Simba und Nala waren. Jedoch hatte mich ein Bild ganz besonders gefesselt. Darauf war nur Mexi zu sehen, er saß in einem Hochstuhl am Tisch und lächelte in die Kamera. So ein ehrliches und herzliches hatte ich noch nie gesehen. Die blauen strahlenden Augen stachen hier auch besonders heraus und verliehen dem Bild ein Gefühl von Unwirklichkeit. Bevor ich die Fotografie noch näher betrachten konnte, wurde eine Tür geöffnet und Mexi stand wieder im Flur.

Gedankenverloren streifte mein Blick noch ein letztes Mal das Bild: „Du warst superniedlich als Kind."

„Oh danke, das war glaub ich mein zweiter Geburtstag," er wirkte verlegen, also wechselte ich schnell das Thema.

„Gut, da du ja jetzt halbwegs angemessen gekleidet bist, können wir wohl endlich los."

„Ja, lass uns gehen... warte, ey das war gemein!"

Wir verließen die Wohnung und schließlich das Haus. Mittlerweile hatte der Regen aufgehört und war einer fürchterlichen Schwüle gewichen, die sofort den Schweiß auf meine Stirn trieb. Deshalb beschleunigten wir unsere Schritte, nur um in das noch viel wärmere Auto zu steigen.

„Hilfe, das ist ja noch schlimmer, mach mal die Klima an."

„Lass mich erstmal den Motor starten und sei nicht so ungeduldig."

Die ganze Fahrt zu Subway lief die Lüftung auf voller Stufe und kühlte nach und nach den Innenraum von Jus Auto auf eine angenehme Temperatur ab. Nachdem wir geparkt hatten, veranstalteten wir ein kleines Rennen zum Eingang, um der Sonne zu entkommen, die wieder erbarmungslos auf uns hinunterbrannte.

Wie versprochen aßen wir natürlich unsere Subs im Auto und schickten Ju auch direkt ein paar Snaps davon, denn irgendwie hatte er das fürs Rumschnüffeln in meinem Privatleben verdient. Die Nachrichten, die daraufhin eintrafen, schaltete ich ein paar Sekunden später einfach stumm. Als nächstes folgte der besondere Ausflug, den ich Mexi versprochen hatte. Eigentlich war ich von meiner Idee ziemlich überzeugt, da an einem Mittwochabend auf die Schnelle nichts Besseres zu planen war. 

Circa fünf Minuten bevor wir da waren, wies ich meinen Beifahrer an die Augen geschlossen zu halten und unter keinen Umständen zu öffnen: „Press sie so sehr zusammen, als würde dein Leben davon abhängen."

„Schon gut, ich mach ja schon," und tatsächlich schloss er die Augen.

Als wir endlich vor dem Gebäude standen, stieg ich zuerst aus und trat dann an die Beifahrerseite, um Mexi, der weiterhin brav nichts sehen konnte, herauszuhelfen.

„So wir sind da und du kannst die Augen aufmachen, und zwar genau," ich positionierte ihn so, dass er das strahlende Reklameschild gut sehen konnte, „Jetzt!"

Mexi öffnete die Augen und begann sofort über das ganze Gesicht zu strahlen: „Wir spielen Lasertag?!"

Viel zu spät an diesem Tag fiel ich ins Bett. Gemeinsam hatten wir mindestens sieben Runden gegen ein anders Team bestritten, das klar in der Überzahl gewesen war und tatsächlich drei Spiele für uns entscheiden können. Zwar taten mir jetzt alle Muskeln weh, aber um Mexis glückliches Gesicht sehen zu können, war es das allemal wert gewesen. Was zur Hölle stimmte denn mit mir nicht?!

Blue •rezofyTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon