Kapitel 5

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P.o.V. Rezo

Eigentlich wollte ich bereits um 12 Uhr in meinem Büro sein und noch ein paar Unterlagen bearbeiten, als ich allerdings erst gegen halb 1 aufwachte, konnte ich meine Pläne in die Tonne treten. Mir dröhnte heftig der Kopf und mein Mund war furchtbar trocken. „Was hab ich denn gestern Abend alles getrunken," fragte ich mich selbst, bis nach und nach die Erinnerungen wiederkamen. Die Hübsche hinter der Bar, die ganzen Drinks und dann schließlich unsere Session auf dem Boden der Lounge. Daher hatte ich scheinbar meine Kopfschmerzen. Aber da war noch etwas, es war noch was passiert, woran ich mich beim besten Willen nicht erinnern konnte.

Eilig schmiss ich mich in ein halbwegs anständiges Outfit und griff mir ein Müsli to go aus dem Kühlschrank, bevor ich eilig die Wohnung verließ. Das Wetter war wundervoll, weshalb ich die wenigen Blocks bis zur Firma zu Fuß zurücklegte. Mein Handy pingte und ich blieb kurz stehen, um die Nachricht zu lesen, als sich neben mir die Tür von Ginthans Getränkemarkt öffnete und jemand herauskam.

„Hey Rezo, was für ein Zufall," begrüßte mich Mexi, der eine Packung Camel und 2 Dosen Red Bull in Händen hielt.

„Oh hey, ja wirklich, aber leider bin ich grade auf dem Weg ins Büro und hab nicht viel Zeit," als ich nach oben sah, erstarrte ich. Die Augen. Das war das fehlende Teil von gestern Abend gewesen. Während ich mit A- Anna, nein Annika oder ne Stopp Ann-Kathrin gevögelt hatte, waren sie andauernd in meinem Kopf rumgegeistert. Mein Gesicht musste ziemlich verstört ausgesehen haben, denn Mexi musterte mich aufmerksam: „Ist alles okay bei dir oder hast du irgendwie Angst ins Büro zu gehen?"

„Äh nein quatsch, mir ist nur grade etwas wieder eingefallen, dass ich vergessen hatte," redete ich mich heraus und strich mir mit der flachen Hand über die Stirn. Irgendwie konnte ich den Grund für meine Verwirrung nicht ganz fassen. Ich hatte während dem Sex mit einer Fremden an den jungen Mann gedacht, den ich erst seit Kurzem kannte und der gerade breit grinsend neben mir stand. Was stimmte mit mir nicht?

Meine Gedanken wurden von der ruhigen Stimme meines Gegenübers unterbrochen: „Nimmst du mich mit?" „Was?" möglicherweise hatte ich den Anfang der Frage verpasst, sodass mir der Kontext fehlte. „Mich interessiert, was eure Firma so macht, nimmst du mich mit?" wiederholte er sich und fügte dann noch etwas hinzu, „ich hab diese Woche noch frei." „Ja warum nicht, aber ich hab um 16 Uhr noch ein Meeting," stimmte ich zu und warf dann einen erneuten Blick zu seinem Einkauf, „seit wann rauchst du überhaupt?" „Tu ich nicht, aber der besoffene Mexi tut es," lachte er und steckte das Päckchen in seine Hose, „und da ich morgen was trinken will, habe ich schonmal vorgesorgt." „Klingt gut, wo geht's hin," erkundigte ich mich, während wir uns in Richtung des Büros bewegten. „Weiß ich noch nicht," gab er zu und grinste, „Vorschlägen werden dankend angenommen."

„Wie wärs mit dem Nightlife, da ist am morgen Rockernacht," kam mir in den Sinn.

„Okay gefällt mir und wann treffen wir uns zum Vorglühen," wollte er wissen und sah mich herausfordernd an.

„Wir" fragte ich verwirrt, „ist das etwa eine Einladung?"

„Allerdings, ich brauche jemanden, der mir zeigt, wie man richtig feiert und du scheinst mir eine gute Wahl zu sein."

„Oh welch große Ehre. Einverstanden, aber wir glühen bei mir vor, ich muss mal einiges von meinen Alkoholreserven loswerden. Du kannst gegen 17 Uhr vorbeikommen, ich bin nur bis 4 im Büro."

„Finde ich gut, dann musst du mir später nur die Adresse geben und es kann losgehen." Sein freudiges Grinsen erwärmte mir richtig das Herz, sodass es mir fast leidtat, dass er sich mit mir richtig die Kante geben müssen würde.

An der Gegensprechanlage piepste es kurz, als ich meine Chipkarte dagegenhielt und schon wurde uns die Tür geöffnet. „Das ist ja richtig futuristisch hier," gab Mexi beeindruckt von sich und musterte mit großen Augen seine Umgebung. „Danke, das ist der Flur," meinte ich nur und lachte. Daraufhin zog er eine Schnute und blickte mich an: „Ist trotzdem sehr schön und wo arbeitete ihr jetzt?"

Er folgte mir gespannt durch den Flur bis zur Tür an der ein großer Schriftzug mit dem Firmennamen prangte und darunter die Namen von Ju und mir. „Das ist mega cool," wisperte Mexi nah an meinem Ohr und jagte mir damit einen Schauer über den Rücken. „Ich weiß," raunte ich zurück, „aber wir müssen nicht flüstern."

„Okay okay, führ mich rum, ich will alles sehen," forderte er mich auf, ein Glitzern in den Augen. „Was bekomme ich als Gegenleistung," wollte ich wissen und verzog meinen Mund zu einem dreckigen Grinsen. Seine Augen wurden groß und seine Wangen verfärbten sich leicht rosa. Das brachte mich zum Lachen und wischte ihm du Verlegenheit schnell wieder aus dem Gesicht. „Du kannst mein zweites Red Bull haben," bot er dann an und hielt mir die rote Dose entgegen, während er sich die Grüne öffnete. „Akzeptiert."  

„Das hier ist die Gestaltungsabteilung und dahinten sitzt unsere liebe Lisa, die kennst du ja schon," begann ich die Tour in dem großen Raum, in dem wir uns gerade befanden. Lisa entdeckte uns und winkte freudig lächelnd in unsere Richtung. „Nebenan ist die IT," fuhr ich fort und wir betraten den dunklen Raum hinter der Glastür in dem alles kreuz und quer durcheinander flog, „und da ist Thomas, ohne den hier absolut gar nichts laufen würde." „Schleimer," kam es hinter Bildschirmfront hervor und eine Hand winkte darüber hinweg zum Gruß. „Charmant wie immer," kommentierte ich und wir verließen den Raum wieder. „Was ist das da," Mexi deutete auf den großen Raum wo Farbpaletten, Plakate, Statistiken und vieles mehr überall verteilt lagen. „Unser Besprechungsraum, den nie jemand aufräumt," seufzte ich und führte ihn daran vorbei zu den Einzelbüros auf der anderen Seite, „und hier findest du Ju, der so aussieht, als wäre er gerade aufgestanden." Mein bester Freund schrak vom Schreibtisch hoch und musterte uns verwirrt: „Was machst du denn schon hier und wen hast du da dabei," murmelte Ju halb verständlich, bis er Mexi, der halb hinter mir stand, erkannte, „oh welch hoher Besuch, hallo Mexi." „Hei," grüßte er und lächelte, „Rezo zeigt mir euer Büro." Obwohl wir fast gleich groß waren, kam er mir gerade ziemlich klein vor und irgendwie schüchtern. „Gut, denk dran um 4 ist Meeting, aber das sollte nicht so lange dauern, die meisten Daten haben wir ja schon," wendete sich Ju wieder an mich. „Das hoffst du nur, damit du pünktlich zum Tanzen kommst," konterte ich und musste wieder lachen. „Erraten," stimmte er zu und vertieft sich sogleich wieder in seinen Bildschirmen. „Na komm ich zeig dir mein Reich," die Antwort wartete ich gar nicht ab und zog ihn am Arm hinter mir her.

Blue •rezofyحيث تعيش القصص. اكتشف الآن