Kapitel 15

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P.o.V. Rezo

*Zwei Stunden zuvor*

Mein Laptop fuhr gerade herunter und installierte ein Update, dass ich bereits vier Mal verschoben hatte. Der Schmerz in meiner rechten Schulter quälte mich bereits seit mindestens einer Stunde, also streckte ich meine Arme über den Kopf und ließ meine Gelenke knacken. Erneut checkte ich mein Handy, aber ich hatte immer noch keine Nachricht von Mexi erhalten und langsam machte ich mir mehr Sorgen, als ich sollte. Allerdings hatte ich seine Adresse nach wie vor nicht herausgefunden und damit keine andere Möglichkeit, als auf eine Antwort zu warten. Da schoss mir plötzlich ein Gedanke in den Kopf und ich verließ mein Büro auf dem Weg zu Ju eine Tür weiter.

„Hei, ich hab nh Bitte an dich."

Sofort erhob Ju einen Finger und bat mich still zu sein, auf den Ohren hatte er ein Headset: „Ja genau, dann machen wir das wie besprochen und sie kommen nächste Woche zu uns, um Näheres zu besprechen. – Sehr schön. – Ja. – Vielen Dank Frau Peters. – Bis nächste Woche."

Er beendete den Anruf und schleuderte das Headset auf den Tisch: „Ey die Frau nervt mich sooo sehr, sie hat jetzt schon drei Mal den Termin verschoben, dafür aber schon locker acht Mal angerufen und immer wieder eins zu eins dasselbe mit mir besprochen."

„Klingt anstrengend, allerdings habe ich eine mehr oder minder wichtige Bitte an dich und du darfst keine Fragen stellen." Ich lächelte ihn mit meinem gewinnenden Lächeln an und setzte eine Unschuldsmiene auf.

Jedoch wanderten seine Augenbrauen nach oben, als hätte er nur an meinem Gesicht erraten, um was es ging: „Ich bin mir zu 90% sicher, dass es um Mexi geht, deshalb kann ich da nicht versprechen."

Seufzend lenkte ich ein: „Okay schön. Ich brauche seine Adresse."

Sein Blick wurde, wenn überhaupt möglich, noch skeptischer: „Wiesoo?"

„Das ist äh- nicht wichtig. Ich brauch sie halt einfach."

„Sag mir den wahren Grund und ich kümmere mich drum, dass du sie bekommst."

„Wirklich?"

„Akzeptiere den Deal zu meinen Bedingungen oder renn durch die Stadt und such selbst."

„Schön von mir aus. Ja, ich mach mir halt Sorgen."

„Und wieso, mein lieber Rezo, machst du dir Sorgen?"

„Er antwortet nicht, schon seit Tagen und ich weiß nicht, ob ich was falsch gemacht hab und wenn ja, will ich wissen, was es ist und ob ich mich dafür entschuldigen kann und wenn nicht dann will ich trotzdem sagen, dass es mir leid tut, weil ja, es tut mir halt leid, egal was es ist und..."

Weiter kam ich in meinem schwallenden Monolog nicht, denn Ju unterbrach mich: „Okay Romeo, komm mal kurz runter. Soweit ich weiß ist er nicht sauer oder ähnliches, er brauchte nur grundsätzlich etwas Zeit für sich."

„Woher weißt du das?"

„Jasmin war vorgestern bei ihm und hat mit ihm gesprochen."

„Also geht's ihm gut, ja?"

„Er hat ihr nicht sein Herz ausgeschüttet, aber auf sie wirkte er relativ entspannt."

„Warum schreibt er mir dann nicht?"

„Vielleicht weiß er einfach nicht, was er antworten soll."

„Wieso hab ich das Gefühl, dass du wesentlich mehr weißt, als du mir sagst?"

„Vielleicht weil es so ist."

Eine längere Zeit war es still zwischen uns, wir sahen uns einfach nur an und versuchten zu erraten, was der andere dachte.

„Denkst du er ist schon Zuhause?"

„Da bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich werde das abchecken."

„Danke, das bedeutet mir viel. Könnte ich mir vielleicht noch dein Auto leihen?"

Wortlos griff er in seine Manteltasche und warf mir den Schlüssel zu: „Ist dir bewusst, dass du dich ziemlich seltsam verhältst?"

„Wie meinst du das?"

„Vergiss es, du findest es schon selbst heraus."

„Wenn du meinst," verwirrt erhob ich mich und ließ den Schlüssel in meiner Hose verschwinden.

„Viel Spaß, das Auto steht unten in der Tiefgarage," rief er mir noch nach, bevor ich endgültig den Raum verließ.

Noch nie hatte ich so lange vor meinem Schrank gestanden und nicht gewusst, welche Art von Kleidung angemessen war. Lieber eine Jeans oder doch eine Stoffhose, reichte ein einfaches Shirt oder sollte ich ein Poloshirt überwerfen? Also zog ich Stück für Stück heraus, entfaltete es, drehte es ein paar Mal und schmiss es dann Richtung Bett. Genauer gesagt, landete das meiste Zeug irgendwo rund um das Bett im Schlafzimmer verteilt. Nachetwa einer halben Stunde war ich zumindest halbwegs zufrieden mit meinerAuswahl und stellte mich schnell nochmal unter die Dusche, um den unangenehmenSchweiß des Tages abzuwaschen. Gerade als ich aus der Dusche trat, begann es draußen wie verrückt zu regnen. Augenrollend machte ich mir dennoch die Haare und stylte sie ein wenig, wohl bewusst, dass nur eine Minute im Regen sie wieder ruinieren würde. Die Frage danach, was ich eigentlich machen wollte, wenn Ju Recht hatte und Mexi nur Auszeit gebraucht hatte, schwirrte mir die ganze Zeit im Kopf herum. Eigentlich hatte ich mir das Auto mit einem gewissen Hintergedanken geliehen, aber das kam mir jetzt dumm und kindisch vor. Fieberhaft suchte ich nach etwas Coolem und Ausgefallenem in meinem Kopf und tatsächlich kam mir etwas in den Sinn. 

Nervös saß ich im Auto ein paar Meter von dem Haus entfernt, dass Ju mir genannt und beschrieben hatte. Außerdem hatte er von Jasmin erfahren, dass Mexi vor circa einer Stunde einkaufen gegangen und sicherlich schon wieder zurück war. Der Regen war noch stärker geworden und eigentlich hatte ich wenig Lust jetzt dort hinauszugehen, aber eine große Wahl hatte ich nicht, sonst würde mich Ju wahrscheinlich erwürgen. Also fasste ich mir ein Herz, schmiss die Tür des Wagens auf, sprang heraus, schloss sie wieder und verschloss dann den Wagen. Anschließend rannte ich, so schnell ich konnte zu einem der Hauseingänge und lehnte mich etwas fester gegen die Tür, um sie aufzudrücken. Im Hausflur angekommen, blickte ich an mir herunter und bemerkte, dass meine Haare vor mir auf den Boden tropften. Na toll. Bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, atmete ich kurz durch und stieg dann die Stufen nach oben in den ersten Stock.

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt