Teil 42

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Ana

Mittlerweile sind drei Wochen um und viel hat sich nicht verändert. Meine Mutter liegt immer noch im Koma und will nicht aufwachen. Koslow will uns immer noch nicht gehen lassen und mein Knöchel will einfach nicht abheilen.

Er ist zwar nicht mehr so geschwollen wie am Anfang, trotzdem geht die Schwellung nicht hundertprozentig weg. Die meiste Zeit bin ich bei meiner Mama und starre einfach nur nach draußen.

Der Schnee wird immer mehr und langsam bilden sich kleine Eiskristalle auf der Fensterscheibe. Es sieht wunderschön aus und doch kann ich nicht abschalten. Die ganze Zeit muss ich an Tino und Aiden denken.

Sie machen sich wahrscheinlich große Sorgen. Ich weiß auch nicht wie es Tinos Verletzungen geht. Ob sie verheilen oder ob es ihm schlechter geht? Leben beide noch oder haben sie sich gegenseitig umgebracht? 

Gott hoffentlich nicht.

Koslow versucht ab und zu mit mir zu reden, doch ich ignoriere ihn einfach und starre den Schnee draußen an. Anfangs ist er mehrmals täglich gekommen und hat ein Gespräch gesucht. Mittlerweile sehe ich nur noch seine Hausdame, die mir essen bringt und Stepan, der fragt ob ich was brauche.

Jedes Mal antworte ich das gleiche: Ich will zurück nach Saint Petersburg. Und jedes mal nickt er stumm und verlässt das Zimmer wieder. So siehts aus. Jeden Tag der gleiche Trott. Doch heute ist irgendwas anders.

Im Flur höre ich aufgeregte Stimmen und immer wieder laufen die verschiedensten Personen an der Tür vorbei. Auch draußen tut sich was. Mehr Sicherheitsmänner stehen am Tor und ums Haus verteilt. Stepan war heute auch noch nicht da, obwohl er immer um die gleiche Zeit kommt und das pünktlich.

Als sie Tür geöffnet wird, löse ich meinen Blick vom Fenster und beobachte Danilo wie er jeden Tag Mamas Zustand überprüft. Er holt sein Stethoskop raus und hört ihre Brust ab. Eigentlich läuft hier auch immer das gleiche ab. Erst guckt er nach Mama und dann nach meinem Knöchel.

Das er jetzt ihr Brust abhört, was er sonst nicht tun, lässt mich nervös werden. "Was ist los?", frage ich angespannt und stehe auf. Mahnend guckt er mich an, doch ich ignoriere sein Blick. Mit meinen Krücken hüpfe ich an das Bett meiner Mutter und gucke ihn mit hoch gezogener Augenbraue an.

"Wir überlegen sie aus dem Koma zu holen.", antwortet er mir ernst und legt sich sein Stethoskop um den Hals. Verwirrt gucke ich ihn an. Hat er nicht gesagt sie müsste von allein aufwachen? "Warum?", bohre ich weiter und gucke ihn misstrauisch an.

Irgendwas stimmt nicht.

"Mister Koslows Befehl.", antwortet er mir seufzend und drückt am Herzmonitor rum. "Will er sie umbringen?", werde ich laut und gucke ihn mit großen Augen an. Verwirrt dreht er sich jetzt um und schüttelt vehement den Kopf.

Als er gerade etwas antworten wollte, geht erneut die Tür auf und Stepan beritt den Raum. "Wo ist er?", frage ich sofort und gucke ihn wütend an. Mit, hinter dem Rücken, verschränkten Armen stellt er sich vor das Bett und nickt Danilo zu.

Dieser verlässt unverzüglich das Zimmer und schließt die Tür hinter sich. "Mister Koslow arbeitet.", antwortet er mir sachlich und guckt mich neutral an. "Ich will zu ihm.", verlange ich ernst und sehe die Verwunderung in seinem Gesicht.

"Tut mir leid, heute nicht. Er schickt mich um ihnen mitzuteilen, das sie heute das Zimmer nicht verlassen dürfen.", erklärt er mir ernst und guckt mich eindringlich an. Kopfschüttelnd, gucke ich, kurz noch, zu meiner Mutter und gehen dann, mit meinen Krücken, auf die Tür zu.

Leider ist Stepan schneller als ich und stellt sich mir in den Weg. "Ich möchte sie ungerne einschließen.", sagt er eindringlich. Kurz liefern wir uns ein Blickduell, bis ich genervt seufze und wieder an meinem Platz, am Fenster, zurück kehre.

"Warum will er meine Mutter aus dem Koma holen? Danilo hat anfangs gesagt sie muss von allein aufwachen.", frage ich ihn forschend und hoffe er verrät sich an Hand seiner Mimik und Gestik. Doch er hat das perfekte Pokerface.

"Darüber hat er mit mir nicht gesprochen.", sagt er ruhig und guckt mich entschuldigend an. Ernsthaft? Er weiß bestimmt was, er ist seine recht Hand. "Und was ist sonst so los?", frage ich teilnahmslos und versuche nicht zu interessiert zu wirken.

Aber natürlich merkt er es sofort und schmunzelt mich leicht an. "Reine Vorsichtsmaßnamen. Mister Koslow überlässt nichts dem Zufall.", antwortet er mir ernst. Kurz starre ich nach draußen und beobachte wie ein Passant sich mit den Wachen unterhält.

Plötzlich ziehen alle ihre Waffen und schleifen den Kerl durchs Tor. Mit großen Augen sehe ich wie sie auf ihn einprügeln. Kurze Zeit später kommt ein weitere Kerl dazu und die Männer stellen sich stramm hin.

Jetzt weiß ich auch wer es ist. Koslow.

Vitali Koslow

"Was wird das?", frage ich angespannt und gucke meine Männer wütend an. "Er sagt er kommt von Aiden Ivanov.", antwortet mir einer meiner Männer zögernd und versucht nervös meinem Blick auszuweichen.

Hellhörig trete ich näher an den Mann heran und hocke mich vor ihm hin. "Was ist dein Auftrag?", frage ich streng und drehe sein, Blutverschmiertes, Gesicht zu mir. "Er will nur wissen ob es Miss Petrov und ihrer Mutter gut geht.", antwortet mir der Kerl röchelnd und versucht stark zu wirken.

Er ist sich hoffentlich bewusst das er auf einer Selbstmord Aktion ist. "Es geht ihnen hervorragend, nur leider wirst du nicht mehr am Leben sein, um es deinem Boss zu berichten.", sage ich höhnisch und grinse ihn dreckig an.

"Ich weiß und ich weiß aber auch das ihr Lager im Norden nicht mehr ihr Lager ist. Es gehört jetzt zur Korol Mafia.", sagt er ehrlich und versucht seinen Kopf aufrecht zu halten. Zähne knirschend erhebe ich mich wieder und drehe ihm kurz den Rücken zu.

In der Regel würde ich sowas nie tun, aber ich weiß das meine Männer ein wachsames Auge auf ihn haben. Als ich hoch gucke, sehe ich Ana die uns genausten beobachtet. Sie ist stur. Das hat sie vor ihrer Mutter, doch ihre Augen hat sie von mir.

Sie ist wunderschön und verdammt eigensinnig. Ich muss mir auf jeden fall einen neuen Plan ausdenken, um an sie heran zu kommen. Denn die Zeit drängt. Ivanov hat mittlerweile rausgefunden wo wir uns aufhalten und unternimmt jetzt Schritte, um Ana zurück zu holen.

So auch mein Lager im Norden.

Leider kann ich mit ihr nicht einfach das Land verlassen. Sie würde mich noch mehr hassen, wenn ich sie von ihrer Mutter trenne. Danilo hat eine Verlegung von Oliva definitiv ausgeschlossen, dafür ist ihr Zustand zu schlecht und ich würde sie auch nicht zurück lassen wollen.

Wir sind vielleicht nicht mehr so verliebt wie damals, aber ich kann unsere Familie nicht zerstören, nicht wo ich sie gerade erst zusammen geführt habe.



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Eure Leni<3

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