Teil 25

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Ana

Nervös stehen wir vor dem Zimmer unsere Mama. Tino ist mittlerweile auch nervös geworden und gegenseitig drücken wir uns die Hände kaputt. Einer der Gorillas öffnet uns die Tür und signalisiert uns das wir eintreten können. Langsam laufen wir in das Zimmer und sehen unsere Mama auf einem hübschen Bett liegen. Sie hat die Augen geschlossen und ihr Kopf ist zum Fenster gedreht. "Mama.", spreche ich sie leise an und lasse Tinos Hand los.

Zögernd laufe ich auf ihr Bett zu und nehme ihre, immer noch, kalte Hand in meine. "Ana?", haucht ihre kratzende Stimme. Schwer dreht sie ihren Kopf in meine Richtung und zwingt sich ein lächeln auf. Auch wenn es nicht gut aus sieht, bin ich unfassbar glücklich, das sie sprechen kann und vor allem, das sie ihren Kopf alleine Bewegen konnte. "Tino.", haucht sie noch mal leise und signalisiert meinem Bruder ebenfalls zu ihr, ans Bett, zu kommen.

Schluckend geht Tino auf die andere Seite und greift ebenfalls nach ihrer Hand. "Wie geht's dir?", frage ich meine Mama und lächle sie aufmunternd an. "Besser.", krächzt sie leise und drückt leicht meine Hand. Ich greife nach einem Glas Wasser, das auf dem Nachttisch steht, und halte es ihr zum trinken hin. "Ich kann noch nicht alleine.", gesteht sie peinlich berührt, doch ich schüttele bloß den Kopf. Sie hat so viel durchgemacht und kämpft sich immer wieder zurück.

Ich suche nach der Fernbedingung, für ihr Bett, und fahre dann das Kopfteil hoch. Tino hebt ihren Kopf ein bisschen an, damit sie besser trinken kann. Gierig trinkt Mama ein paar Schlucke und Tino senkt ihren Kopf wieder ab. "Wie läuft die Behandlung?", frage ich besorgt und hoffe so sehr das sie anschlägt. Besser sieht sie auf jeden Fall aus, also kann das ja nur heißen das es wirkt, oder? "Das kann man jetzt noch nicht sagen.", sagt sie leise und holt tief Luft.

"Ich bin froh diese Chance zu bekommen und werde sie auch nutzen. Aber will ich denn wissen wie du es geschafft hast, mich in diese Klink zu bekommen?", flüstert sie und ist ganz außer Atem, von ihrer mini Rede. "Das weiß ich selbst noch nicht so genau, aber wenn ich es weiß, dann bist du die erste die es erfährt.", sage ich ehrlich und muss unweigerlich an Aiden denken. Ohne ihn würde unsere Mum nicht hier sein können und nicht diese Behandlung bekommen.

Auf der andern Seite, stört es mich das er alles Kontrollieren will. Kann er mir nicht meinen Freiraum lassen und nicht alles über meinen Kopf hinweg entscheiden? "Oh Schatz, du hast hoffentlich nichts schlimmes angestellt?", fragt Mama besorgt und guckt mich traurig an. "Nein Mama. Sicher nicht.", beteure ich ihr wahrheitsgemäß und gucke flüchtig zu Tino. Er scheint nicht begeistert zu sein, das ich unserer Mum nicht alles erzähle.

Aber sie sollte sich jetzt auf sich konzentrieren und nicht mit meinen Problemen rumplagen müssen. "Wie geht's meinen Kinder?", fragt Mum und guckt zwischen Tino und mir hin und her.
Wir reden eine ganze Zeit lang miteinander, bis unsere Mum die Augen zu fallen und es ihr immer schwerer fällt, dem erzählten zu folgen. Schließlich verabschieden wir uns und verlassen das Zimmer.

Vor der Tür stehen die zwei Gorillas, die uns rausschmeißen wollten und gucken starr umher. Ohne uns anzugucken gucken sie die Wand gegenüber an und regen sich nicht als wir an ihnen vorbei laufen, um zur Lobby zu gelangen. Tino und ich sagen nichts, aber bleiben beide wie angewurzelt stehen, als wir Aiden in der Lobby stehen sehen. Er hat die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und gucke monoton in unsere Richtung. 

Tino ist der erste, von uns, der wieder zu sich kommt und zielstrebig auf Aiden zu geht. "Verpiss dich. Du hast hier nicht verloren.", wird Tino laut und gestikuliert wild mit den Händen. Aiden guckt ihn aber nicht einmal an. Er guckt stur in meine Augen und verzieht keine Miene. "Ey.", versucht Tino ihn zu einer Reaktion zu zwingen, doch es ist ihm egal. Erst als mein Bruder anfängt, Aiden zu schubsen, nimmt er die Hände aus den Hosentaschen und wendet sein Blick zu Tino.

Auch ich komme endlich zu mir und gehe auf die beiden zu, bevor es eskalieren kann. "Hör auf.", spreche ich meinen Bruder ruhig an und stelle mich zwischen die beiden Streithähne. "Lass uns gehen.", weiße ich meinen Bruder an, der wütend Aiden fixiert. "Ana, lass uns reden.", ertönt plötzlich Aidens tiefe Stimme. "Nicht heute.", entgegne ich ihm und werfe ihm einen flüchtigen Blick zu.

Ohne auf eine Antwort zu warten, schnappe ich mir Tino, und verlasse die Klinik. Zu meiner Erleichterung versucht Aiden uns nicht aufzuhalten. "Ana, warum ziehst du es überhaupt in Erwägung mit diese Mistkerl zu reden?", fragt Tino fassungslos und löst sich aus meinem Griff.

Tief durchatmend halte ich an und gucke Tino ernst an. "Weil wir ohne ihn diese Behandlung nicht finanzieren können. Ich habe nicht vor glückliche Familie zu spielen. Wir reden, mehr nicht.", sage ich eindringlich und gucke ihn bittend an.

Er soll es nicht gut heißen, aber es soll es respektieren und akzeptieren. Immerhin bin ich die ältere von uns. "Du ziehst nicht wieder zu ihm.", verlangt er streng und läuft einfach weiter, nach Hause. Sofort laufe ich ihm hinterher und schüttle fassungslos, über seinen plötzlich Beschützer Instinkt, den Kopf. "Ich bin schon groß Tino.", teile ich ihm meine Meinung mit und stupse ihn von der Seite, mit meinem Ellenbogen, an. Grinsend schütteln wir beide den Kopf und müssen sogar ein bisschen lachen.

Tut das gut. Lachen. Durch die letzte Zeit ist das irgendwie untergegangen. Aber ich nehme mir vor das in Zukunft zu ändern. "Wollen wir noch was zu essen holen?", fragt Tino nach einer weile und wedelt mit einem Bündel Geld, vor meiner Nase, herum. Mit großen Augen gucke ich das Geld an und will eigentlich gar nicht wissen woher er das hat. "Wo her hast du das?", platzt es aus mir raus. Scheiß Neugier.

Dämlich grinsend steckt er sich das Bündel wieder in die Hosentasche und zuckt mit seinen Schultern. "Er wird es nicht vermissen.", sagt er gelangweilt und zieht mich in einen kleinen Diner, in der Nähe unseres Zuhause. "Schlagen wir uns die Beuche voll.", grinst Tino und setzt sich in die letzte Ecke. Na dann...





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