39. Kapitel

429 21 2
                                    

„Camilla?"

Alle Blicke lagen auf uns. Dem Mann im Anzug vor mir, und mir. Dem unschuldigen, vierzehnjährigen Mädchen, wessen Leben so dermaßen auf den Kopf gestellt wurde, dass es Nachts davon träumt, wie ihr Entführer sie nach ihrer Flucht heimsucht.

„Camilla, woher kennst du Herr Hargreeves?", fragte Johanna mich verwirrt.

„Klaus - Herr Hargreeves - ist ein alter Bekannter von mir", lächelte ich nur schwach und gekünstelt, und sah Klaus vernichtend an.

Was machte er hier?

Und wieso hatte er genau so Kontakt aufnehmen können, dass ich nun vor ihm stand?

„Ach du Scheiße!", hauchte ich und wollte mich umdrehen um wegzurennen, jedoch hielt mich Carlos noch immer am Arm.

Wenn Klaus hier war, dann war Fünf nicht weit weg. Höchstwahrscheinlich war er viel zu nah. Mit seiner blutverschmierten Axt, in der Hand, in der anderen eine blutgetränkte Knarre oder Ähnliches. Das war mein sofortiges Ende. Wieso musste ich auch nur mit zu diesem Treffen kommen?!

„Was ist denn los?", fragte er mich verwirrt, während Johannas Eltern entschuldigend zu Klaus sahen.

„Ich muss los!", seufzte ich, und wollte mich losreißen, allerdings ging das herzlich schlecht, da Carlos deutlich stärker als ich war.

„Kommt doch erst einmal herein!", lächelte Klaus, und manövrierte uns alle irgendwie ins Wohnzimmer, „Ich habe einen Sohn, der ist etwas älter als ihr. Camilla, wärst du so lieb ihn aus seinem Zimmer zu holen. Einfach die Treppe hoch und links."

Meine Augen weiteten sich vor Schock, allerdings ging ich die Treppen nach oben. Jedoch zerrte ich Carlos hinter mir her und als wir aus dem Blickfeld der anderen waren sah ich ihm geradewegs in die Augen und hielt an.

„Hör mal zu, Carlos", er blickte verwirrt zu mir, „Du musst so tun als wärst du mein fester Freund!"

„War-", begann er doch ich unterbrach ihn: „Hinterfrag es nicht! Tu es einfach! Bitte! Ich werde es dir erklären, nur kann ich das gerade nicht."

Ich wollte es ihm erzählen. Eigentlich wollte ich jedem in diesem Haus erzählen, was für ein Psychopath da oben in dem Zimmer hockte, allerdings war ich mir sicher, dass sich das hier sonst zu einer Blutschlacht entwickelt würde. Fünf würde jeden in diesem Haus umbringen, und dafür waren mir diese ganzen Menschen viel zu wichtig. Wir würden auf dem Rückweg darüber reden, und einen Plan schmieden, jedoch konnten wir das jetzt nicht.

„Okay gut, aber wehe du erzählst es mir später nicht!", seufzend griff Carlos meine Hand und wir liefen mit verschränkten Händen die prachtvolle Treppe nach oben und blieben vor dem ersten Zimmer links stehen.

„Soll ich klopfen?", fragte Carlos verwirrt, und ich nickte nur schweigend, während ich starr auf das dunkle Holz der Tür starrte.

Was wenn Fünf mit einer gerichteten Waffe dahinter warten würde?

Oder er dort einen riesigen Raum voller Computer hatte, wo er mich den ganzen Tag stalkt?

Im ganzen Haus in Toronto waren Kameras gewesen, das wusste ich noch.

Ein Klopfen, welches höchstwahrscheinlich von Carlos stammte, riss mich aus meinen Gedanken. Er lächelte mich entschuldigend an, und fasste mit der Hand, in welcher meine weilte, nun meine Hüfte und ließ meine Hand los.

Ein mürrisches, „Herein!", erklang und ich betätigte die Türklinke.

Dort saß er!

Auf einer Couch. Vor sich eine Pizza und ein Bier. Seine Augen schweiften zu uns, und er frierte in seiner Bewegung ein. Fünfs Blick verweilte eine lange Weile auf meinem Gesicht, dann bemerkte er Carlos' Hand an meiner Hüfte, und er stand auf. Mit bedrohlicher Miene kam er auf uns zu. Wie immer trug er einen schwarzen Anzug, jedoch lag das Jackett auf einem braunen Ledersessel.

„Willst du uns nicht vorstellen, Cimi?"

Ich glaube, ich beende bald dieses Buch und mache einen zweiten Teil, weil eigentlich sollte es unter vierzig Kapiteln haben, was offensichtlich nicht klappen wird...

Entführt von einem Hargreeves || Teil 1Where stories live. Discover now