3. Kapitel

897 25 2
                                    

„Camilla, warte kurz bitte mal", hielt mich mein Religionslehrer Herr Cobb - ein Mann, welcher wahrscheinlich schon tausende Mal zurück aus der Rente kam, um unschuldigen Schülern katholische Religion an das Herz zu legen - auf.

Mit einem aufgesetzten Lächeln blieb ich an seinem Pult stehen, und rang mir ein, „Was gibt's?", ab.

„Es ist korrekt, dass du heute ein Referat hältst, oder?", fragend sah mich Cobb an, während er in seiner einen Hand ein kleines Notizbuch hielt, und mit der anderen einen Stift festhielt, um darin wild rumzukrakeln.

„Korrekt!", lächelte ich noch immer und sah zu Marian, welche an unserem Platz schon einmal ihre Sachen ausbreitete.

„Worüber geht es noch einmal?", fragte mein Lehrer weiter und hakte etwas in seinem Buch ab.

„Das Leben nach dem Tod in der griechischen Mythologie", antwortete ich höflich, und wartete auf einen ätzenden - und total unangebrachten - Kommentar von meinem Lehrer.

Wie erwartet kam Anfangs ein ,Ahhhhh' und darauf sagte er noch: „Hast du in dem Reich Verwandte, oder was?!" Ungeheure überzeugt davon, dass dieser „Witz" ein sogenannter Börner war, klopfte er mir auf die Schulter und machte komische Geräusche, welche höchstwahrscheinlich Lachen darstellen sollten.

Mit dem verachtetsten Blick aller Zeiten, lachte ich einmal kurz gekünstelt auf, und ging geradewegs zu meinem Platz. Denn mein reizender Lehrer wusste, das vor Kurzem meine Großmutter gestorben war. Wir hatten im Unterricht darüber geredet, und dabei hatte ich mehrere Heulanfälle.

Nachdem wir eine erniedrigende Begrüßung hinter uns bringen mussten, begann Herr Cobb seinen Unterricht mit einem glücklichen: „Heute hält Camilla ein Referat über das Leben nach dem Tod für uns."

„In der griechischen Mythologie!", ergänzte ich und rang mir eine - gespielt motiviertes - Lächeln ab.

Ein allgemeines, genervtes Seufzen ging durch die Klasse. Dies, weil ich meine ganzen Klassenkameraden immer mit diesem Thema verschreckte.

Mit meinen Karteikarten in der Hand ging ich nach vorne, steckte meinen USB-Stick in den Beamer, und öffnete die Datei, welche ich Referat: Leben nach dem Tod griMy genannt hatte.

Überzeugt zeigte mir Marian zwei Daumen nach oben und lächelte aufmunternd.

„Also", begann ich mein Referat, „Ich erzähle euch heute etwas darüber, wie die Griechen früher dachten, was nach dem Tod passierte."

Mit einem Nicken versuchte ich Marian weiß zu machen, dass sie weiterwissen soll, was sie nach einer geraumen Zeit endlich verstand.

„Als allererstes ist es wichtig zu Wissen, dass Hades der Gott der Unterwelt ist. Seine Ehefrau ist Persephone, doch darüber soll es gar nicht gehen..."

Ich war in meinem Element, und  redete über alles Mögliche, wie: den Weg in die Unterwelt, das Dasein dort, Einzelheiten über die einzelnen Orte dort, sowie zählte ich jeden Bewohner des Tataros auf.

Gerade wollte ich ein weiteres Thema beginnen, als es an der Tür klopfte und jeder seine Aufmerksamkeit darauf richtete.

Entführt von einem Hargreeves || Teil 1Where stories live. Discover now