35. Kapitel

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Panisch fuhr ich hoch. Dieser Traum war so schrecklich, dass schon meine ganze Kleidung wegen meines Angstschweißes durchnässt war.

„Camilla?", Lucie saß auf meinem Schreibtischstuhl, und kam jetzt auf mich zu, „Was war los?"

„Was meinst du?", zickte ich sie an, „Die Frage ist eher, warum du in meinem Zimmer hockst."

„Du hattest im Schlaf geschrien", begann meine Schwester zu erklären, „Ich wollte dich wecken, allerdings hast du mich in meinen Unterarm gebissen. Das tut übrigens noch immer weh!"

„Ich habe dich niemals gebiss-", weiter kam ich nicht, da mir Lucie ihren freien Unterarm unter die Nase hielt, auf welchem ein riesiger rot-blauer Punkt mit Zahnabdrücken prangte.

„Also", das Mädchen setzte sich mir gegenüber auf die Bettdecke, „Warum hast du im Schlaf geschrien?"

„Ein einfacher Alptraum", log ich genervt.

„Glaub ich nicht", ließ mich Lucie direkt auffliegen, „Es hatte zu neunundneunzig Prozent etwas mit deiner Entführung zu tun, oder?!"

Seufzend zog ich mir die Decke bis über den Kopf, „Verschwinde, Lucie!"

„Aber ich will dir helfen!", stellte meine Schwester fest, wobei sie - erfolglos - versuchte, mir meine Decke wegzuziehen.

„Hörst du schlecht?!", schnauzte ich, „Du sollst verschwinden, und in naher Zukunft am besten nicht zurück kommen, es sei denn du wirst einzig und allein schweigen."

Ich bemerkte wie sich das Bett unter mir etwas nach oben bewegte, und hörte kurz darauf, wie meine Tür geöffnet und danach geschlossen wurde.

Seufzend setzte ich mich auf, und blickte auf meinen Schoß. Hatte dieser Traum irgendetwas zu bedeuten? Und wenn ja, was?

Ich meine, wieso hatte mein Traum-Ich gesagt, ich dürfte Fünf nicht lieben. Klar, meine Eltern hätten sicher etwas dagegen gehabt, aber sonst fiel mir rein gar nichts mehr ein, was dies zu bedeuten hatte.

~~~

„Und wieso nicht?", fragte meine Mutter verständnislos, während sie mir etwas zu essen vor die Nase stellte.

„Soll ich dir die letzten Tage erneut erläutern oder was willst du jetzt von mir hören?", seufzte ich, rührte die allerdings kein bisschen an.

Die Frau mir gegenüber lachte leicht auf: „Ich möchte hören, dass du wieder in die Schule gehen willst, weil du jetzt schon genug Schulstoff verpasst hast."

„Ich bin traumatisiert, Mutter", erwiderte ich gereizt, „Ich kann nicht in die Schule, wer weiß was passieren würde. Als ich das letzte Mal in die Schule ging wurde ich für fast ein halbes Jahr entführt."

„Erstens: Nenn mich nicht Mutter, wir leben nicht im zwölften Jahrhundert", meine Mutter strich mir sanft über die Wange, „Und zweitens wirst du dich morgen früh in die Schule bewegen. Ich werde dich und Lucie fahren. Und wehe du sträubst dich! Dann werde ich dich eben in die Schule tragen, du kannst nicht deine ganze Zukunft wegen diesen paar Monaten opfern. Punkt!"

Damit stand sie auf und lief aus meinem Zimmer.

„Und noch was", meine Mutter drehte sich im Türrahmen noch einmal um, „Du wirst das jetzt auf der Stelle essen! Du hast ungemein viel abgenommen, das wird sich noch auf deine Gesundheit ausüben!"


Irgendwie verspüre ich gerade puren Hass gegenüber Camillas Mutter!

Entführt von einem Hargreeves || Teil 1Där berättelser lever. Upptäck nu