2. Kapitel

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„War er hübsch?", fragte meine beste Freundin Marian und wühlte in ihrer Schultasche umher.

„Ist das eine ernst gemeinte Frage?!", fragte ich etwas besorgt, und rückte an das Ende meines Stuhles, um mich über den Cafeteria-Tisch zu meiner Freundin zu lehnen, „Es war ein dreißigjähriger Junkie!"

„Es gibt sicher schöne Kiffer", motzte sie, und holte ihr Matheheft aus dem Rucksack, „Jetzt gib mir mal deine Mathehausaufgabe, ich hab die vergessen."

Augenverdrehend gab ich ihr mein Heft und sah sie fragend an, „Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?"

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie mich an, was mich genervt gucken ließ. Sie hatte also den ganzen Tag nur Scheiße in sich reingefressen und Netflix geguckt. Der Traum eines jeden Teenies.

„Also", grinste Marian und schob mir das Heft nach ein paar Minuten zurück über den Tisch, „Wenn ich das zusammenfassen dürfte, hast du gestern, als du mit Lilly - nebenbei ein echt süßer Hund - Gassi gegangen bist, einen dreißigjährigen Junkie getroffen, welcher dich angesprochen hatte, dir einen Joint anbot und der sich dann einfach schnurstracks verpisst hat."

„Korrekt!", stellte ich fest und seufzte, „Was denkst du, hat das zu bedeuten?

„Höchstwahrscheinlich war er einfach nur auf Gras und hatte keine Ahnung wer du bist", mutmaßte Marian.

„Schon", erwiderte ich, „Aber er hat ganz schön deutlich gesprochen, und kein Wort gelallt."

„Gar keins?", hinterfragte Marian und biss von ihrem Sandwich ab.

„Gar keins", versicherte ich nachdenklich, „Obwohl..."

„Was obwohl?", wiederholte Marian mich etwas verwirrt.

„Er hatte so einen seltsamen Akzent. Wie ein...nun ja... wie ein Amerikaner."

„Lass uns das einfach vergessen!", stellte meine beste Freundin fest und gab mir ein Stück von ihrem Sandwich ab, „Was haben wir eigentlich gleich?"

„Religion", seufzte ich, „Und da darf ich zu allem Überfluss ein Referat halten."

„Machst du das nicht freiwillig?", fragte Marian verwundert und gab mir noch ein Stück Sandwich.

„Schon", begann ich zu erklären, „Aber dieses ist mir kaum gelungen. Es ist geradezu dem Abgrund geweiht."

„Sehr pessimistisch", erwiderte meine beste Freundin und sah auf die Uhr, „Wir sollten los!"

„Weswegen?", fragte ich, wurde aber von der Schulklingel unterbrochen.

„Deswegen!", erklärte Marian.

Entführt von einem Hargreeves || Teil 1Where stories live. Discover now