Kapitel 66

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Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich fing an zu zittern. ,,Lilou, ich kann dir das erklären...", sagte er verzweifelt, doch es war schon zu spät. Meine Augen verdrehten sich und ich sackte zusammen. Rudi lebt?

Lilous Sicht

Ich wachte mit dröhnenden Schmerzen auf und versuchte meine Augen zu öffnen, doch sie lagen schwer aufeinander. Was war nochmal passiert? Ich war sauer auf Jaydeen, das war schon mal klar. Ich habe gestern Sport gemacht, Jaydeen wollte mit mir reden, aber ich habe abgeblockt. Irgendwann bin ich in die Küche gegangen und dann....stimmt. Dann saß da Rudi, der Junge von dem ich dachte, dass er tot sei. Jetzt wurde meine Wut auf alle nur stärker.

Ich setzte mich mit meiner letzten Kraft auf und sah mich um. Ich war wieder in meinem Zimmer und keiner war hier. Ich stand langsam auf und ging auf den Balkon, um eine zu rauchen. Als ich da stand und die ersten Züge genommen habe, kam jemand auf den Balkon. ,,Wie konntest du nur?", fragte ich die Person. Es war egal, wer gerade zu mir kam, die Frage konnte ich jedem stellen, denn alle waren unter einer Decke. Niemand von denen hatte mir auch nur ein Wort gesagt.

,,Ich konnte es dir nicht sagen, es hätte die ganze Mission gefährdet. Die anderen hätten was ahnen können. Du hättest dich vielleicht anders gegenüber mir verhalten und das hätte den Hinweis gegeben, dass sich ein Maulwurf unter der Gruppe befindet. Ich habe einfach nur meine Befehle befolgt. Ich habe dich beschützt, ich habe alles getan, damit es dir nicht so dreckig geht. Die wollten dich umbringen Lilou!", erklärte mir Rudi, während er mittlerweile neben mir stand und sich selbst eine Zigarette angezündet hatte.

Ich schüttelte nur fassungslos den Kopf. ,,Ich habe dir vertraut! Du hast mich glauben lassen, dass du tot seist. Weißt du, wie dreckig es mir ging? Ich hasse dich dafür Rudi, du hast mich verletzt. Ich saß hier tagelang, habe mir die Augen ausgeweint, weil ich dachte, dass du jetzt für immer weg bist und ich keine Chance hatte dich zu retten. Ich will sowas nie wieder erleben man!", am Ende hatte ich angefangen zu schreien und zu weinen.

Rudi sah mich mit großen Augen an und fing selbst an zu weinen. ,,Es tut mir so leid, Lilou!", nuschelte er. Er kam auf mich zu und umarmte mich. Zuerst schlug ich ihm auf den Arm, bis ich ihn letztendlich zurück umarmte. Wir rauchten nochmal eine und er erklärte mir daraufhin weswegen er nicht direkt zu mir kommen konnte. Er musste eine Weile untertauchen, damit die übrigen Überlebenden der alten Gruppe nichts bemerkten. Ihm fiel es sichtlich schwer mir von den ganzen Sachen zu erzählen, aber er wusste, dass ich ihm nicht verzeihen würde, wenn er es nicht täte.

Nach der ganzen Geschichte fragte er mich, ob ich nicht was essen wollen würde. Ich zuckte mit den Schultern, ging jedoch mit ihm runter in die Küche. Dort angekommen, sah ich, dass Jaydeen sichtlich niedergeschlagen auf dem Stuhl saß und sein Gesicht in seine Hände vergrub. Er bemerkte nicht, dass wir hier waren. Ich erlaubte mir also einen Spaß und schlug ihm auf seinen Nacken. Er schrie auf und schoss mit den Kopf hoch, um nach der schuldigen Person zu suchen. Als er mich grinsen sah, schnaufte er nur wütend, sagte aber nichts dazu.

Ich wendete mich wieder Rudi zu und sah, dass er gerade dabei war, mir Waffeln in Mickey Maus Form zuzubereiten. Als er fertig war, stellte er den Teller vor mir hin und setzte sich neben mich. Wir fingen an zu essen und redeten über alle möglichen Dinge. Irgendwann schoss mir Katy durch den Kopf und dann schoss mir die Frage auch direkt aus dem Mund. ,,Weißt du zufälligerweise, was mit Katy ist? Wieso war sie nicht bei uns?", fragte ich Rudi. Mir war bewusst, dass Jaydeen immer noch neben uns saß, doch ich wollte endlich Antworten haben.

Rudi war so erstaunt von der Frage, dass ihm seine Waffel aus dem Mund fiel. ,,Ehm....ich....", fing er an zu stammeln und schaute dabei immer wieder Jaydeen an. Dieser sah ihn nur finster an und schüttelte kaum merklich seinen Kopf. Ich schlug mit der Faust auf den Tisch. ,,Also ehrlich, wenn ihr meint solche Weicheier zu sein, suche ich mir jemanden der mir Antworten geben kann. Mir egal, ob ich dann in Gefahr bin oder nicht. Ich habe ein Recht darauf meine Antworten zu kriegen. Also würde ich mir an eurer Stelle zweimal überlegen, ob ihr mir die Antworten freiwillig gibt oder nicht.".

Damit stand ich auf und ging weg. Ich lief raus aus dem Haus und ging spazieren. Ich wollte einfach den Kopf frei kriegen. Ich fing an leicht zu joggen und kam irgendwann zu einem Park. Ich lief zu einer der Bänke und setzte mich dort hin. Die Menschen die an mir vorbeigingen, sahen so unbeschwert aus. Sie lachten zusammen, manche hatten sogar ihre Kinder dabei. Es liefen sogar viele junge Mädchen an mir vorbei, sie waren am Handy und machten sich anscheinend keine Sorgen. Ich wünschte ich könnte wieder so unbeschwert sein, einfach alles vergessen. Och schloss meine Augen und genoss die Sonne.

Irgendwann hörte ich Geschrei und öffnete dann meine Augen. Ich sah wie ein Mädchen von einem Typen belästigt wurde. Der Typ drängte sich immer mehr auf. Ich wollte gerade aufstehen, als das Mädchen mit der Faust ausholte und ihm direkt auf die Nase schlug. ,,Ach guck ma, jetzt liegste da und heulst wie ein kleines Baby. Ich habe dich oft genug gewarnt, lass mich in Ruhe.", schrie sie ihn an. Dann sah sie mich, lächelte mich an und kam auf mich zu.

Ich konnte nicht anders als sie einfach anzugrinsen. ,,Gute Arbeit!", sagte ich. ,,Danke! Manche verdienen es einfach nicht anders. Hast du vielleicht ein Feuerzeug für mich?", fragte sie mich lachend. ,,Nur wenn du eine Kippe für mich hast.", antwortete ich. ,,Hm, hier. Du bist mir sympathisch. Ich habe dich hier noch nie gesehen. Wie heißt du?", fragte sie mich. ,,Ich bin Lilou.".

Entführt von ihm?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt