Kapitel 61

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Ich nickte und zusammen gingen wir rein. Bevor Rudi durch die Tür ging, rief ich ihm noch hinterher. ,,Der Erste der wach ist, weckt den anderen auf!", er drehte sich kurz um, grinste und nickte dann. Das wird ja mal lustig morgen...

Lilous Sicht

Ich rannte durch die Gänge und konnte kaum atmen. Tränen flossen mir über das Gesicht. Mein ganzer Körper zog sich zusammen und ich wollte anhalten, doch ich konnte nicht. Er darf mich nicht erwischen, ich muss entkommen. Ich hörte immer wieder Schritte, die immer näher kamen, Panik machte sich in mir breit. Der Messerstich am Bauch fing an zu ziehen, während ich rannte, sah ich herunter. Das Blut floss nur so aus der Wunde. Es brachte nichts, dass ich ein wenig Druck auf die Wunde ausübte, ich brauchte medizinische Versorgung.

Ich rannte den Flur weiter entlang. Das Licht flackerte an der Decke und ich sah die Ecke. Ich wusste, dass ich nur noch um die Kurve laufen muss und da ist dann der Ausgang. Der Weg in die Freiheit, nach all der Zeit hatte ich endlich die Chance zu entkommen. Die Kurve kam immer näher, ich konnte die Freiheit schon riechen. Doch genau in dem Moment, wo ich um die Ecke rannte, wurde ich gefasst und auf den Boden geworfen. Der harte Aufprall kam und ich erschrak.

Ich flog hoch und riss meine Augen auf. ,,Guten Morgen Lilou!", schrie Rudi, als er sich auf mein Bett warf. Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Meine Atmung ging schnell und ich konnte mich kaum beruhigen. Rudi sah dann, dass es mir gerade gar nicht gut ging und versuchte mich zu beruhigen. Ich machte meine Atemübungen und beruhigte mich nach ein paar Minuten wieder. ,,Was war denn gerade los? Habe ich dich so sehr erschreckt oder was?", fragte er mich besorgt.

Ich schüttelte nur den Kopf und sagte, dass es egal sei. Es fühlte sich so real an...Ich schüttelte den Kopf um den Traum zu vergessen und stand auf. ,,Was gibt es zum Essen?", fragte ich ihn. Er sah mich skeptisch an, stand dann aber auch auf und ging mit mir in Richtung Küche. Wir setzten uns an den Tisch und fingen an zu essen. Rudi erzählte mir von seinem Traum, in dem er auf einem rosaroten Einhorn reitet und sich die ganze Welt ansah.

Ich fing an zu lachen und schüttelte nur den Kopf. Er schaute mich unschuldig an und grinste einfach. Wir aßen schnell auf und gingen dann hoch um uns fertig zu machen. Ich ging schnell ins Zimmer und ging duschen. Es tat gut sich auch mal abzuduschen und das widerliche Gefühl vom Körper loszuwerden. Als das Wasser auf meinem Körper traf, schloss ich meine Augen. Ich versuchte meine Gedanken zu sammeln, doch immer und immer wieder kam der Traum in meinen Kopf.

Die ganzen Szenen spielten sich immer wieder von vorne ab. Immer wieder stiegen mir die Tränen in die Augen und ich blinzelte sie weg. Jedes mal aufs Neue wurde die Luft immer schwerer um mich herum, also stellte ich das Wasser aus und trocknete meinen Körper ab. Haare habe ich dieses mal nicht gewaschen, also zog ich mich an und machte mir einen lockeren Dutt. Ich ging aus dem Bad raus und setzt mich auf mein Bett.

Rudi kam nach fünf Minuten immer noch nicht zurück, also stand ich auf und ging auf den Balkon, um eine zu rauchen. Nach ein paar Zügen kam Rudi zu mir auf den Balkon. ,,Hey, wieso rauchst du ohne mich?", fragte er schmollend. ,,Ich kann nichts dafür, wenn du länger brauchst, als ein Mädchen.". Er schüttelte nur den Kopf und zündete sich auch eine Zigarette an. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich eine hohe Mauer um das ganze Grundstück zog.

Mich könnte hier niemand sehen, niemand würde mich finden. ,,Wir brauchen hier Möbel.", flüsterte Rudi und holte mich somit aus meinen Gedanken raus. Ich sah ihn verwirrt an und fragte, was genau er damit meinte. ,,Nun ja, wir stehen hier oder setzen uns halt auf den Boden hin, dabei könnten wir Möbel hierhin stellen und uns beim Rauchen hinsetzen. Das wäre viel entspannter.". Ich nickte nur. ,,Dann müsstest du es dem Boss sagen. Mir würde er nicht zuhören und mir das niemals erlauben.", erklärte ich ihm.

Rudi nickte nur und stimmte mir zu. Wir rauchten zu ende und standen noch etwas auf dem Balkon. Die frische Luft tat echt gut. Es klopfte an der Tür und einer der Jungs kam rein. ,,Rudi, Lilou. Wir müssen uns fertig machen, wir fahren bald.". Ich sah ihn verwirrt an. Es war noch so früh und wir mussten bald los? Irgendetwas stimmte nicht und das sah Rudolf genauso. Wir nickten nur und wollten keine Diskussion starten. Denn das lernt man hier sehr früh, hinterfrag nichts und befolge deinen Befehl.

Wir schlossen die Balkontür und schauten nochmal mein Zimmer an. Ich hatte eigentlich alles, was ich benötigte. Wir gingen aus dem Zimmer und liefen die Treppe herunter. Vor der Tür zur Garage standen schon manche der Jungs und warteten auf irgendwas. Wir stellten uns dazu und warteten mit den anderen. Die Tür wurde geöffnet und alle stiegen in die Autos ein. Rudolf zog mich in ein Auto und setzte sich neben mich hin. Wir schnallten uns an und schon fuhren wir los.

Im Auto wurde heiß diskutiert, doch ich verstand nicht worüber. Die Jungs ließen keine Namen fallen und redeten dauerhaft weiter. Rudolf flüsterte mir die Sachen ins Ohr, die gerade diskutiert wurden. Es wurde über die Veranstaltung heute geredet, die Jungs redeten darüber, welche Tänzerinnen heute auftreten würden und welche Kunden heute wohl kommen würden. Irgendwann redeten sie über Missionen, die wohl bald passieren würden. Über Waffenlieferungen und so weiter.

Ich wollte das alles nicht mehr hören, also schloss ich meine Augen und lehnte mich an Rudis Schulter an. Dadurch, dass die Jungs so laut waren, konnte sich der Traum nicht mehr vor meinen Augen abspielen. Ich fragte mich zwar immer noch, warum ich dies träumte, aber ich wollte es einfach nur verdrängen. Wir fuhren eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich ankamen. Nach und nach stiegen alle aus und ich war die Letzte, die aus dem Auto stieg. Ich sah mir das Gebäude an und wusste, dass dieser Tag sich lange ziehen würde.

Entführt von ihm?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt