Kapitel 64

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Ich wusste nicht, ob sie noch leben, ob es ihnen gut ging, was mit ihnen passiert war. Das Ungewisse zerfraß mich innerlich und ich wusste nicht, was ich jetzt tun soll. Jason kam immer wieder rein, um nach mir zu schauen, die Sorge konnte ich bis hier spüren, doch es war mir egal. Ich wollte einfach nicht mehr, ich wollte nicht hier sein, nicht ohne die beiden.

Lilous Sicht

Es vergingen ein paar Tage in denen ich einfach nur im Bett lag und mich kaum bewegte. Die einzigen Bewegungen waren zum Rauchen gehen und im Bett zu essen. Jason kam immer wieder herein, schaute nach dem Rechten und ging wieder. Essen und Trinken wurde von einem der Dienstmädchen übergeben. Jaydeen hatte ich in der ganzen Zeit nicht gesehen. Ich weiß nicht, ob er nicht zu mir kommen wollte oder ob ihn die anderen aufhielten, aber es war mir auch relativ egal. Ich wollte niemanden sehen, mit niemandem reden und keinen in meiner Nähe haben.

Jason kam jede Stunde kurz ins Zimmer und ich sah auf der Uhr, dass die Zeit gleich gekommen ist. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gebracht, schon klopfte es und die Tür ging auf. Jason kam rein und fragte wie jeden Tag die gleichen Sachen. Dieses Mal schaute ich ihm in die Augen und fragte ihn, wie der aktuelle Stand so ist. Er war sehr erstaunt, dass ich wieder geredet habe und atmete erstmal tief durch. Er stieß sich von der Tür ab und kam langsam auf mich zu. ,,Ich erzähle dir alles, wenn du dazu bereit bist. Noch ist es nicht so weit, du bist noch leicht labil und sehr reizbar.", erklärte er mir leise.

Ich zog eine Augenbraue hoch und schnaufte. Als ob ich als labil eingestuft wurde. Ich zeigte Jason, dass er den Raum wieder verlassen soll, was er auch tat. Mit schüttelnden Kopf sah ich ihm hinterher. Dementsprechend stand ich auf und zündete mir eine Zigarette an. Ich zog dran und lehnte meinen Kopf an die Mauer an. Ich konnte nicht glauben, dass wieder über meinen Kopf hinaus entschieden wurde, ob ich Informationen erhalte oder nicht. Ich hörte, dass jemand im Garten war und schaute unauffällig über die Mauer.

Ein paar der Jungs standen draußen und rauchten eine. Sie fingen an über alles mögliche zu reden, was sehr uninteressant war, bis zu dem Zeitpunkt als sie über die Mission sprachen. Mein Kopf schnellte in die Höhe und ich versuchte angestrengt zu lauschen. Jedes Wort könnte wichtig sein. ,,Die erste Mission war erfolgreich. Aber ich verstehe nicht, wie der Boss sich das vorstellt noch die andere zu retten. Wir haben kaum Infos über den Ort und dass der Boss net verhandeln will, ist genauso idiotisch.", beschwerte sich der eine.

Die anderen stimmten nickend zu. Sie schüttelten alle den Kopf und lachten sich über die Mission im Shop kaputt. Ich schüttelte nur den Kopf und war empört. Wie konnten sie nur so über die ganze Sache reden? Es war respektlos und ich stellte mir die Frage, ob sie auch so über meine Mission geredet haben. Dadurch wurde mir klar, dass die meisten Jungs nicht mehr hinter uns standen, Jaydeen hatte es anscheinend verkackt. Wenn er so weitermacht, verliert er seine ganzen Leute. Dann steht er ganz alleine da.

Ich schüttelte meine Gedanken an Jaydeen ab. Ich war doch sauer auf ihn, also wieso denke ich überhaupt an ihn? Ich beschloss wieder reinzugehen und mich ein wenig frisch zu machen. Nachdem ich mir meine neuen Sachen geschnappt habe, ging ich ins Badezimmer um mich abzuduschen. Es tat echt gut einfach nur unter dem Wasser zu stehen, um den Kopf frei zu kriegen. Ich entspannte mich unter der Dusche und fing an meine Haare zu waschen.

Ich stieg aus der Dusche und trocknete mich ab. Nachdem ich meine Zähne geputzt habe, zog ich mich an und machte mir einen lockeren Dutt. Ich ging heraus und blieb nochmal vor meiner Zimmertür stehen. Atme tief durch und geh einfach raus. Du schaffst das schon. Bleib einfach stark und ignorier sie alle. Ich drückte die Türklinge runter und trat aus meiner Höhle heraus. Schnell schaute ich mich um und bemerkte, dass ein paar der Jungs im Gang standen und mich erschreckt sowie erstaunt ansahen.

Ich lief einfach an ihnen vorbei, ohne ihnen noch einen Blick zu würdigen. I don't need nobody. Ich lief auf die Treppe zu und ging diese langsam runter. Als ich unten angekommen war, schauten mich alle an. Doch ich lief wieder mal nur an sie vorbei. Ein paar der Jungs schauten mich an und versuchten mit mir zu reden, doch ich sah sie nicht an. Ich wollte mit niemandem reden und lief einfach auf die Küche zu. Ich ging zum Kühlschrank und sah mir an, was da so drinnen stand. Es gab gefühlt nur Alkohol und nichts mehr gescheites. Als ich die ganzen Flaschen auf die Seite schob, entdeckte ich eine O-Saft Flasche.

Ich schnappte mir sie und nahm mir noch ein Glas aus dem Regel. Als ich mich zur Kücheninsel umdrehte, um mir den Saft einzuschenken, sah ich, dass die Jungs in der Tür standen und mich beobachteten. Ich schüttelte nur den Kopf und widmete mich wieder meinem Saft zu. Ich setzte das Glas an meine Lippen an und wollte gerade einen Schluck nehmen, als ich hörte, wie eine mir sehr bekannte Stimme immer näher kam. Ich stellte das Glas ab und stellte den Saft wieder in den Kühlschrank, als ich hörte was er sagte.

,,Warum steht ihr alle hier so dumm rum? Ihr habt alle eine Aufgabe und ich würde euch empfehlen, dieser nachzugehen.", sagte er in einem strengen Ton. Er betrat die Küche und sah mich schockiert an. Er stand da wie angewurzelt und sein Mund war offen. Ich verdrehte nur meine Augen und ging an ihm vorbei, darauf bedacht keinen Körperkontakt aufzubauen. ,,Lilou...", kam als einziges aus seinem Mund raus, doch ich reagierte nicht und ging einfach wieder nach oben.

Wieso sollte ich mit ihm reden, wenn er es nicht eingesehen hatte, mich während der Zeit wo ich wieder hier war, einmal zu sehen? Ich will die scheiße nicht mehr mitmachen, also betrat ich mein Zimmer, machte mir schnell einen Zopf, zog meine Sportsachen an und ging runter in den Trainingsraum. Mich sahen alle an, aber sie sagten nichts dazu. Als ich die Tür aufstieß, knallte ich die Tür hinter mir zu.

Entführt von ihm?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt