London - Die Ehe mit Sigtryggr

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Ich heiße euch wieder willkommen im Leben von Mistress Kenway!

Heute geht die kleine Rückführung in die Vergangenheit für Alex weiter
und sie erfährt, wie ihre Vorfahrin gelebt und was sie erlebt hat.
Die Zeiten waren hart und leider gab es noch keine Emanzipation,
wie wir sie heute kennen. Thyras Leben war durchzogen mit
Verlusten, Ängsten, Missbilligung und Trauer. 

Dieser kleine Einblick beinhaltet eine recht rohe Erzählweise.
Aber anders würde es wie eine romantisierte Wikinger-Story klingen! 

Ich wünsche noch einen schönen Restsonntag und einen guten Start in die Woche.

LG MrsHEKenway


Kapitel 11

~~~

Ostarafest, 890, Wessex Nähe Lunden


Ich erwachte und mit mir die Angst vor diesem Tag.
„Thyra, mein Kind! Schau nicht so traurig. Heute ist ein Tag zum Feiern und gerade du musst heute strahlen! Also los..." die Clanmutter zog mich aus meinem Bett, ohne weiter auf mich zu achten.
Den ganzen Vormittag wuselten die Frauen um mich herum. Suchten passende Blumen, die in meine Haare kamen und in den Kranz dafür. Mein Kleid wurde mir angezogen und entsprechend drapiert.
„Setz dich, Kind." hörte ich die Seherin, welche mich auf einen Hocker drückte. „Heb dein Kleid an, ich muss an deine Knöchel!" Was? Als ich zu ihr hinunter sah, bemerkte ich aber nur den Federkiel und Farbe, welche sie mir auf die Haut auftrug. „Die Zeichen für die Fruchtbarkeit, Zeichen für eine glückliche Ehe!" hörte ich sie sagen.
Von draußen drangen laute Männerstimmen zu uns herein. Sie alle waren wohl schon in Feierlaune!
Die Tür zu meiner Hütte schlug gegen die Wand, als mein großer Bruder hereinplatzte.
„Was dauert denn hier so lange? So hässlich ist meine Schwester auch wieder nicht, dass es so lange braucht um sie herzurichten." grölte er und lachte dabei laut.
Hinter ihm standen seine Männer und konnten sich das Lachen ebenfalls nicht verkneifen.
„Nein, die würde ich auch nicht von meinem Lager vertreiben wollen. Lass sie mich doch einfach einmal testen. Nicht dass ihr Bräutigam..." mit einer schnellen Bewegung hatte er die Faust meines Bruders im Gesicht!
„Halt dein Schandmaul, Torstein! Du sprichst immer noch von meiner Schwester!" pöbelte er den Mann an. „Seid ihr dann auch bald mal fertig, wir wollen endlich feiern können!"

Die Seherin erhob sich wie eine Lichtgestalt, so anmutig und es schien wirklich, als würde sie leuchten! Ich konnte meinen Blick nicht abwenden!
„Verschwinde, du Nichtsnutz! Du hast bis heute kein Weib an deiner Seite, weil es keine länger als einen Tag bei dir aushält. Wahrscheinlich kannst du die Weiber nicht einmal im Bett zufrieden stellen!" zum ersten Mal sah ich diese Frau, wie sie Partei für mich ergriff. Sie wurde mir sympathisch.
„Halt DU deinen Mund, altes Weib. Wer will schon mit dir eine Nacht verbringen, da kann ich ja lieber einen Baum pflügen, der ist feuchter!" und jetzt hatte er eine schallende Ohrfeige der Seherin erhalten! Alle Frauen hier lachten laut auf, hielten sich aber sofort die Hände vor den Mund.
„Das wirst du mir büßen, Seherin!" fauchte Ragnall, drehte sich um und donnerte die Tür wieder zu.

Sie trat wieder vor mich, als wäre nichts gewesen.
„Weiter, heb dein Kleid, verdammt nochmal. Deine Arme kommen gleich auch noch!" sie klang genervt, sah mich aber nicht mehr an.
„Das war... das hat noch nie eine Frau bei meinem Bruder gewagt." sprach ich leise und sah, dass auch die anderen Frauen im Raum noch recht sprachlos waren.
„Das wird auch nie wieder passieren. Noch bevor der Morgen graut, werde ich nicht mehr leben!" erschrocken sah ich auf sie herab.
„Warum... woher weißt du das?" doch im selben Moment dämmerte es mir. Sie hatte es gerade vor ihren Augen gesehen. Nein, das konnte ich nicht zulassen!
„Nein, er wird nicht Hand an dich legen!" fauchte ich wütend und erntete ein belustigtes Kichern.
„Und das aus dem Mund eines Mädchens, dass Angst vor ihrer ersten Nacht mit ihrem Ehemann hat!" machte sie sich ernsthaft über mich lustig?
„Ich meine es ernst, ich kann kämpfen..." mir wurde über den Mund gefahren.
„Schieb die Ärmel hoch, Kind." damit war das Gespräch beendet und meine Sympathie für die Seherin schwand wieder auf ein Minimum.

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der NornenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt