London - Die Hausbesetzer

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Bevor ich mich aufregen konnte, setzte ich meine Suche nach meinem Mann fort. Ich musste in den kleinen Garten hinter dem Haus. Dort stand eine Art großer Schuppen, vor welchem die Spur endete. Ich lehnte mich an die Wand neben der durchlöcherten Tür und lauschte auf verräterisches Atmen oder andere Geräusche.
Noch einmal aktivierte ich meinen Blick, linste dann um die Ecke und erkannte zwei rote leuchtende Auren, welche über einem goldschimmernden Körper hingen. Ansonsten konnte ich nichts an Gefahrenquellen ausmachen.
Vorsichtig schlich ich mich auf Zehenspitzen hinein, ließ meine versteckten Klingen hervorschnellen. Als ich schon auf dem Sprung war, um den beiden Widersachern den Garaus zu machen, wirbelten sie herum und griffen mich breit grinsend an.
„Ahhhhhhhhh... fein! Du willst also diesem Arschloch Gesellschaft leisten, Weib? Wolltet euch wohl einen schönen Tag in unserem Haus machen, wie?" laut lachend schwang der Mann vor mir seinen Knüppel. Seine Kleidung bestand eigentlich nur aus Lumpen und in seinem breit grinsenden Mund waren wenige verbliebene Zähne zu sehen! Sein Partner sah nicht anders aus, aber zu meinem Erstaunen waren beide nüchtern. Es gab keine Alkoholfahne!

Vorsicht war also geboten und ich wappnete mich für einen Kampf.
Sie griffen zeitgleich an, was ich erwartet hatte und schon mit meinem Schwert parat stand. Der rechte Herr wurde von meiner Schwertschneide an der linken Wange getroffen, während sein Kollege meine versteckte Klinge auf seinem Unterarm zu spüren bekam.
Plötzlich sah ich in ihren Augen die Erkenntnis, dass ich nicht nur einfach ein „Weib" war, sondern eine Frau, die sich zu verteidigen wüsste.
„Uuuuiiiii... nur weil du nen Schwert halten kannst, brauchst du nicht so großspurig grinsen, Hure!" fauchte mir der rechte Angreifer entgegen.
„Ich weiß, Gentlemen, es ist viel zu schwer für mich, wollt ihr es mir nicht abnehmen?" dieser sarkastische Satz hatte für Ablenkung bei ihnen gesorgt, welche ich ausnutzte.
Ich drehte mich um den linken Penner, welcher noch schnell versuchte mir dabei zu folgen. Leider war er doch recht flink, sodass ich ihn nur mit meinem Schwert an der Wade streifte! Verdammt!
Sein Kumpan sprintete nun brüllend auf mich zu und zu spät sah ich, dass er neben seiner Kugelkeule auch noch einen Dolch gezückt hatte. Dieser traf meinen Schwertarm schmerzhaft tief! Mein Atem wurde aber ruhig, weil ich wusste, dass ich im Anschluss meine Wunden versorgen konnte!
Mit meiner Linken versuchte ich ihn nun in die Seite zu treffen, er sah es jedoch voraus und blockte meinen Arm mit der Keule. Verdammte Axt...!!! Axt!!! Natürlich...

Ich ließ meine Arme sinken und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich meine Vorfahrin vor mir, sah die Bartaxt vor meinem inneren Auge.
Dann spürte ich diese beruhigenden Gewichte in meinen Händen und hörte ein erschrockenes Aufkeuchen meiner Angreifer!
„Wie... das ist Hexerei! Hier treibt sich noch so eine rum!" schrie der linke Herr nun panisch, aber leider hatte er sich recht schnell wieder gefasst und war dabei mich wieder zu attackieren. „Du wirst diesen Tag nicht mehr überleben und wenn wir dich morgen auf den Scheiterhaufen stellen, hast du es auch noch schön warm!"
Ich lachte laut auf, aber ... nicht ich selber war es...
Ab jetzt fühlte ich eine Sicherheit, dass mir nichts passieren konnte und ich begann auf die beiden Männer einzudreschen, ohne einen wirklichen Plan zuhaben! Und damit hatten sie nicht mehr gerechnet.
Beide hatten nun Schwierigkeiten, an mich heranzukommen, weil die scharfen Axtklingen ihre Kleidung aufschlitzten und die Haut darunter immer wieder einritzten. Nicht tief, nein! Ich wollte sie mürbe machen!
Das Klirren von Stahl klang wie Musik in meinen Ohren und ich ließ mich und meine Aggression davon treiben. Auch ich blieb nicht ohne Blessuren. An einigen Stellen spürte ich ein warmes Rinnsal auf meiner Haut.
Eine Faust landete unvermittelt auf meiner Wange, welche ich wegschlug und mit der linken Waffe fast abtrennte. Somit war ein Angreifer schon mal fast ausgeschaltet.

Sein Freund war aber immer noch mit Eifer bei der Sache, schlug immer wieder mit dieser widerlichen Keule auf mich ein und traf meine Schultern einige Male schmerzhaft.
Als er erneut angreifen wollte, konnte ich seine Bewegung voraussehen. Er wollte sich hinter mich drehen!
Ich kam ihm zuvor, drehte mich schon jetzt und trat mit meinem Fuß nach seinem Magen! Er sackte etwas vornüber und das nutzte ich aus. Meine rechte Axt fuhr von unten unter sein Kinn und hebelte seinen Kiefer aus, welcher jetzt schief in seinem Gesicht hing.
Keuchend stand er nun vor mir, rieb sich seine wunden Knochen im Gesicht und schaute mich grimmig an.
„Du bist besser als ich dachte, wer hat dich gelehrt so zu kämpfen?" Woher kam diese ordentliche Aussprache plötzlich?
„Sehr viele Menschen haben mich gelehrt mich gegen Abschaum wie euch zu verteidigen!" meine Stimme war ruhig, aber laut!
Ich vernahm ein Jammern hinter meinem Angreifer und sah seinen Freund, wie er mit Blutleerem Gesicht auf seine Hand starrte. Dann sackte er ohnmächtig zur Seite!
„Lasst uns gehen! Wir wollten ... dieses Haus ist unbewohnt, wir wollten nur... wir brauchen einen Platz zum Schlafen." dieser Herr stand mit gesenkten Schultern da und sah mich schon fast bettelnd an.
„Warum habt ihr uns dann angegriffen, verdammt nochmal?" fauchte ich ihn an.
„Wir dachten, ihr wollt es euch unter den Nagel reißen! Genau wie diese Leute, die vor ein paar Tagen hier waren. Sie haben sich schon eingerichtet, ohne Rücksicht auf uns! Sie haben uns rausgeschmissen, einfach so!" ich starrte ihn ungläubig an und schüttelte meinen Kopf.
„Und deswegen... aber bevor ihr weitersprecht, weckt meinen Mann auf. Und zwar pronto, wenn ich bitten darf!" ich kniete mich neben Haytham, welcher friedlich, ja es sah wirklich so aus, schlief.

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der NornenOn viuen les histories. Descobreix ara