Virginia - Einladung nach Richmond

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Als der Trupp am nächsten Tag abreiste, war ich ehrlich erleichtert. Aber nicht mein Mann, ebenso wenig Phillippe!
„Mir schmeckt das nicht. Irgend etwas war an der Sache faul." kam es grübelnd von Haytham.
„Dann bin ich nicht alleine mit diesem Gedanken. Das ging zu einfach, findet ihr nicht auch?" auch unser Geschäftspartner war sichtlich unsicher.
Nach einer Stunde und weiteren Grübeleien machten sich die beiden Männer auf den Weg, ohne ein weiteres Wort. Beide hatten ein paar Sachen gepackt, die Pferde gesattelt und waren verschwunden. Ich sah ihnen nur hinterher, weil ich noch nicht einmal einen Abschiedskuss bekommen hatte und ich sah meine Kinder, welche auch nicht verstanden, was gerade passierte.
Avéline sah mich lächelnd an. „Ich werde ihnen nachreiten, Mistress Kenway, bitte bleibt bei euren Kindern. Ich werde sicherstellen, dass Master Kenway und Papá nichts passiert." diese ruhige Stimme tat gut und ich sagte ebenso leise, sie solle auf sich aufpassen.

„Was hat denn dieses Kind schon wieder vor? Wie immer... sie geht ihrer Bestimmung..." abrupt schloss Madeleine ihren Mund und sah verlegen auf ihre Füße.
„Darf ich offen sprechen?" wenn nicht jetzt wann dann?
Wir setzten uns auf die Terrasse.
„Madame de L'Isle, wir wissen beide, dass der Orden uns vereint. Avéline hingegen..." in die Augen meiner Geschäftspartnerin trat ein wissender Blick.
„Ihr wisst, sie gehört der Bruderschaft an und ich nutze sie, für unsere Zwecke, nicht wahr?" dieses Lächeln war nicht kalt, nicht böse oder ähnliches. Madeleine wusste, ich war im Bilde. Frauen... FBI... muss ich noch etwas sagen?
„Das weiß ich bereits und wir sollten sie weiterhin unterstützen! Es wäre nur hilfreich, wüsste Avéline über ihre Mutter Bescheid." rutschte es mir heraus. Im selben Moment biss ich mir auf die Zunge, ich konnte DAS nicht wissen! Verdammt, verdammter Mist....
„Ihr seid anders als die Frauen hier, Mistress Kenway. Das ist mir schon aufgefallen! Ihr verbergt etwas, ihr müsst es mir nicht kundtun! Dennoch finde ich es ... nunja, bereichernd, möchte ich sagen! Mit eurer Hilfe könnten wir vieles hier und auch im Süden erreichen!" schwer atmend saß ich da und sah diese Frau an. Wir waren uns ähnlich, sie reizte ihre Chancen bis aufs Letzte aus, so tat ich es im Grunde auch!

Wir kamen überein, dass wir die Kinder sich entfalten lassen, sie unterstützen wo es nötig war und ansonsten unserer eigenen Bestimmung, der Ordnung, Struktur und Disziplin folgen würden.
„Mein Gatte, wie ihr ja wisst, ist nicht involviert und ich würde es gerne auch dabei belassen. Er liebt seine Tochter über alles und geht in seinem Leben als Händler für Kaffee völlig auf."
Phillipe liebte Avéline, das sah und spürte man. Haytham würde vermutlich auch kein Wort fallen lassen, was ihn verunsichern würde.

~~~

Drei Tage später kamen sie wieder und sahen beide recht geschunden aus. Erschöpft, müde und staubig.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Avéline sich zu den Ställen schlich. Also hatte man sie nicht bemerkt und das soll schon was heißen. Ihre Ausbildung schien ein voller Erfolg zu sein.
Die beiden Männer hatten die Truppe inspiziert und mit der Miliz dingfest gemacht. Alle Herren waren in Gewahrsam genommen worden und nach Richmond ins Zuchthaus verbracht worden. Ihre Strafe war der Tod durch den Strang!
Ein Spektakel, zu welchem wir aufgefordert wurden daran teilzunehmen! Nun gut, dann sollte es so sein und ich machte mich daran zu packen. Besser gesagt, ich gab Magda und Michael den Auftrag.
„Wir reisen schon wieder ab, wohin denn?" fragte meine Kammerzofe ängstlich, weil sie vermutlich dachte, wir würden wieder Monatelang unterwegs sein.
„Keine Sorge, wir werden nach Richmond fahren. Dort werden wir Quartier im neuen Büro beziehen. Und ehe ihr euch verseht, sind wir schon wieder zurück." lächelte ich und drückte beruhigend ihren Arm.
Lionel würde schon zurecht kommen, weil er ja auch nicht alleine war. Auch würde Magda Zeit für ihr Kind haben, ich musste sie ja nicht komplett in Beschlag nehmen. Im Grunde nur, wenn es um Treffen oder Einladungen ging. Da wären wir dann auch beim Thema und so brachte ich sie auf andere Gedanken.
„Werden auch Gesellschaften und Tänze anstehen, oder soll ich nur die Monturen und die einfache Garderobe packen?" Im Grunde musste eine gut durchdachte Mischung gepackt werden, weil ich gar nicht wusste, was uns erwarten würde in Richmond.

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der NornenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt